[WestG] [AUS] Geaechtete. Sinti und Juden im Werk von Otto Pankok, Dorsten, ab 14.06.2015

Pawlitta, Pascal Pascal.Pawlitta at lwl.org
Mo Jun 8 09:15:40 CEST 2015


Von: "Norbert Reichling" <reichling at jmw-dorsten.de>
Datum: 05.06.2015, 14:30 
 
 
AUSSTELLUNG
 
Ausstellung im Jüdischen Museum Westfalen (Dorsten): GEÄCHTETE. SINTI UND JUDEN IM WERK VON OTTO PANKOK

Das Jüdische Museum Westfalen eröffnet am 14. Juni eine neue Wechselausstellung. Im Mittelpunkt steht eine Minderheit, die unter den Nationalsozialisten einen Völkermord erlittund auch heute noch von weiten Teilen der Bevölkerung mit vielen Vorurteilen gesehen wird: die Sinti und Roma. In den frühen 1930er Jahren hatte der Düsseldorfer Maler Otto Pankok mit "Zigeunern", wie man sie damals noch nannte, zusammengelebt. Dabei entstanden viele Kohlezeichnungen.

Als Otto Pankok 1947 erstmals seit seinem von den Nationalsozialisten verhängten Berufsverbot wieder in der Düsseldorfer Kunsthalle ausstellen konnte, wählte er Bilder aus, die er 1932 auf seiner letzten großen Ausstellung ebenfalls in Düsseldorf gezeigt hatte: die Zigeunerbilder. 1931 hatte Pankok die Siedlung auf dem Heinefeld entdeckt. Hier hatten sich viele Arbeitslose und Arme mit einfachen Mitteln winzige Häuschen gebaut, um sich die teuren Mieten sparen zu können. In einem Hühnerstall richtete sich Pankok ein kleines Atelier ein. Dort verbrachte er viele Tage und Stunden. Dabei lernte er eine Gruppe von Zigeunern kennen. Auch sie waren mit ihren Wagen hier gestrandet. Die Sinti wurden schnell zu seinen bevorzugten Modellen, er gewann ihr Vertrauen und wurde zu ihrem Molari, ihrem Maler. In wenigen Wochen entstanden zahlreiche großformatige Kohlezeichnungen. Pankok rückte immer wieder die Menschen in den Mittelpunkt seiner Bilder. Die Porträts von Männer und Frauen, Jungen und Mädchen zeigen die Menschen voller Freude, aber auch in bedrückter, das harte alltägliche Leben spiegelnder Stimmung. Dabei hatte Otto Pankok auch seine Lieblinge. Einige seiner Freunde wie Gaisa und Ringela, die kleine Hoto, Ehra oder Raklo finden sich immer wieder.

An der Ausstellung 1947 konnten seine Sinti-Freunde nicht mehr teilnehmen. Nachdem sie zunächst einer unerbittlichen Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt gewesen waren, fielen fast alle in Ghettos und Konzentrationslagern der Tötungsmaschinerie zum Opfer. Von den 
"Heinefeld"-Freunden kehrte nur eine Frau, Gaisa, nach Düsseldorf zurück.

Eine zweite Gruppe von Zeichnungen, die ab etwa 1937 entstanden, lässt sich unter der Bezeichnung "Jüdische Schicksale" zusammenfassen. Vor 
allem im Laufe der Kriegsjahre rückte, als erste Nachrichten über Gräueltaten an den Juden heimlich von Mund zu Mund gingen, das Schicksal der Juden zunehmend in den Blick des Malers Pankok. Verlassen und mit angstvoller Resignation, das Unausweichliche erwartend, so treten die Personen in Pankoks Bildern dem Betrachter entgegen. Zerstörte Synagogen, wartende Männer im Ghetto, in seinen Kohlebildern spiegelt sich die Verlassenheit einer Minderheit.

Aber Otto Pankok zeichnete nicht nur, er half auch konkret. So wie er immer versucht hatte, seinen Sinti-Freunden zu helfen, so halfen er und seine Frau Hulda, eine jüdische Frau zu verstecken und zu retten. Es war die Ehefrau eines Malerkollegen, der ebenfalls bei ihnen untertauchen konnte. Für diese mutige Tat verlieh die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem dem Ehepaar Otto und Hulda Pankok am 15. Dezember 2014 posthum den Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern".

Diese Ehrung veranlasste das Jüdische Museum Westfalen, Otto Pankok und seine Frau Hulda mit zwei Ausstellungen in der St. Agatha-Kirche, im März, und im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten zu würdigen. Die jetzige Ausstellung zeigt mit etwa 40 Arbeiten sowohl eine Auswahl seiner "Zigeunerbilder" wie auch Arbeiten aus dem Zyklus "Jüdische Schicksale", zudem einige Skulpturen.

Die Ausstellung wird am 14. Juni um 11 Uhr eröffnet und ist bis zum 4. Oktober 2015 zu sehen.

 
INFO
 
Veranstaltungsdaten:
Datum: 14. Juni bis 4. Oktober 2015
Jüdisches Museum Westfalen
Julius-Ambrunn-Str. 1
46282 Dorsten
Tel.: 02362 45279
E-Mail: info at jmw-dorsten.de

URL: www.jmw-dorsten.de



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