[WestG] [AKT] Stadtarchaeologie Paderborn der LWL-Archaeologie fuer Westfalen erforscht Siedlung am Fuß der Kaiserpfalz

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Sep 28 10:31:50 CEST 2011


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 27.09.2011, 15:43


AKTUELL

2000 Jahre auf 80 Quadratmetern
Stadtarchäologie Paderborn der LWL-Archäologie für Westfalen 
erforscht Siedlung am Fuß der Kaiserpfalz

Zwei Monate lang untersuchte die Stadtarchäologie Paderborn der 
LWL-Archäologie für Westfalen die Spuren frühester Besiedlungen 
am Fuße der Paderborner Kaiserpfalz. Am Dienstag (27.9.) 
beendeten die Wissenschaftler die Ausgrabungen in der 
Mühlenstraße - mit neuen Erkenntnissen über die 
Besiedelungsgeschichte des Areals bis in die vorrömischen 
Eisenzeit. "Seit dem 16. Jahrhundert gab es an dieser Stelle 
keine Bodeneingriffe mehr, " erklärt LWL-Archäologe Dr. Sven 
Spiong, "das erklärt den guten Erhaltungszustand der 
Siedlungsspuren bis heute".

Die Grabungsfläche der Archäologen war nur 80 Quadratmeter 
Meter groß, doch auf ihr finden sich Spuren einer langen 
Geschichte: "Wir haben hier auf kleinster Fläche alleine 
fünfzig Gruben aus einem Zeitraum von über 2000 Jahren gefunden,
" so Spiong. "Der fruchtbare Lössboden und die Paderquellen 
machten das Gebiet schon in der Eisenzeit zu einem bevorzugten 
Siedlungsgebiet." Pfostenlöcher und Baugruben, die aus der Zeit 
um 300 vor Christus stammen, beweisen dies.

Die Grabungen haben auch Neues über die mittelalterliche 
Geschichte des Ortes erbracht, der laut einer Quelle aus dem 
Jahr 1036 Aspethera hieß: "Wir haben erste Nachweise für eine 
Besiedlung schon im frühen Mittelalter - bislang gab es nur 
Belege aus einer Zeit rund 100 Jahre später", freut sich 
Spiong. Dieser früheste mittelalterliche Fund ist ein 
sogenanntes Grubenhaus aus der zweiten Hälfte des 8. 
Jahrhunderts - ein in den Boden eingetiefter Bau ohne Wände, 
dessen Spitzdach bis auf den Boden reichte und der 
wahrscheinlich als Web-Werkstatt diente .

"Damit wissen wir nun sicher, dass hier kontinuierlich seit der 
Zeit Karls des Großen gesiedelt wurde", meint Spiong. Im 9. 
Jahrhundert hatte die Siedlung mit 50 mal 200 Metern bereits 
beträchtliche Ausmaße - in dieser Zeit befanden sich hier 
weitläufige Gehöfte. Im 12. Jahrhundert wurde das Dorfareal in 
die Stadt Paderborn einbezogen - was auch eine bauliche 
Neuorganisation zur Folge hatte: Das Gelände wurde parzelliert 
und einem neu angelegten Straßenraster unterworfen. Die 
Wohngebäude lagen nun direkt an den Straßen, dahinter befanden 
sich Hofanlagen mit Wirtschaftsgebäuden. Die Archäologen fanden 
hier unter anderem Brunnenanlagen aus der Zeit des 13. 
Jahrhunderts und einen Ofen.

Ähnlich gute Fundsituationen vermuten die Archäologen auch für 
die angrenzenden nicht unterkellerten Grundstücke. Das 
Grabungsteam ist sich einig, dass im Paderborner Ückernviertel 
noch viel Arbeit auf die Stadtarchäologie wartet.


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