[WestG] [AKT] LWL zeichnet Gartenkunstwerk als Denkmal des Monats September aus
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Sep 17 11:17:43 CEST 2010
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 16.09.2010, 11:20
AKTUELL
Eigentümer pflegen den Gutspark Böckel vorbildlich
LWL zeichnet Gartenkunstwerk als Denkmal des Monats September
aus
Gegen Ende des 19. Jahrhundert ließ Carl Koenig am Gut Böckel
in Rödinghausen-Bieren (Kreis Herford) einen Park anlegen. Weil
die heutigen Eigentümer, Karen und Dr. Ernst Leffers, die
Gutsgebäude und den Park mit viel Engagement instand halten und
in der Tradition der Vorbesitzer hier Konzerte,
Kunstausstellungen und Lesungen veranstalten, hat der
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den Gutspark Böckel
jetzt als Denkmal des Monats ausgezeichnet.
"Der Gutspark Böckel ist ein bedeutendes Zeugnis für die
Gartenkunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts, für das Werk
eines renommierten Gartenarchitekten des Historismus und ein
herausragendes Beispiel für einen weitgehend erhaltenen, gut
gepflegten und im Sinne der Denkmalpflege genutzten Gutspark in
Westfalen-Lippe", so LWL-Denkmalpfleger Uwe Siekmann.
Die Parkanlage entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als
Carl Koenig den Hamburger Gartenarchitekten Rudolph Phillip
Christian Jürgens (1850 - 1930) mit der Gestaltung des Parks
beauftragte. Ein großes Blumenrondell auf dem Platz vor dem
Gutshaus bildet den Auftakt der Gartenanlage. Den Zugang zum
anschließenden orthogonal gegliederten Blumengarten mit
Gartenpavillon akzentuieren markante, kegelstumpfförmig
geschnittene Eiben.
Eine Brücke über die Gräfte verbindet den
Blumengarten mit dem landschaftlich angelegten Park, der mit
zahlreichen bemerkenswerten Gehölzarten bepflanzt ist und von
einem Rundweg erschlossen wird. An Einzelbäumen wie Blut-,
Farn- und Trauerbuche, Silberahorn, Sumpfzypresse, Japanischer
Lärche und Coloradotanne sowie Rhododendrensträuchern entlang
führt der Weg zu einem Sitzplatz mit Blick auf die Gräfte und
das Gutshaus. Jürgens legte großen Wert auf die Pflanzung von
Laub- und Nadelbäumen mit besonderem Wuchs, außergewöhnlichem
Laub und Blüten. Besonders wichtig waren ihm die Sichtbezüge
zwischen den verschiedenen Parkbereichen und dem Gutshaus.
"Bemerkenswert ist der östlich des Wirtschaftshofes liegende
Lindenhügel, der über einen mit klobigen Natursteinen
eingefassten, spiralförmig angelegten Weg zugänglich ist. Da
der Lindenhügel älter als Jürgens' Gartenplanung ist, wurde er
von ihm als Aussichtsplatz und 'point de vue' in die
Parkgestaltung einbezogen", erklärt Siekmann. Der am östlichen
Parkrand gelegene Obst- und Gemüsegarten mit seinem Gewächshaus
wurde von Jürgens dagegen so angeordnet, dass er vom Park nicht
einsehbar war.
Hintergrund
Carl König ließ den Park vom Hamburger Gartenarchitekten
Rudolph Phillip Christian Jürgens (1850 - 1930) anlegen.
Jürgens war ein seinerzeit gefragter Gartenarchitekt.
Zahlreiche Landhaus- und Villengärten in Hamburg und die
Umgestaltung des barocken Husumer Schlossparks (1878) wurden
von ihm geplant. Für Leopold Koenig gestaltete er 1888 die
Außenanlagen der heutigen Villa Hammerschmidt in Bonn, zwischen
1891 und 1896 plante er den den Gutspark Voldagsen bei Hameln
(Niedersachsen) für Alfred Koenig, den Bruder des damaligen
Besitzers von Gut Böckel.
Das Gut Böckel
Erstmals 1350 urkundlich erwähnt, gelangte das Gut Böckel im
16. Jahrhundert für 200 Jahre in den Besitz der Familie von Voß,
die auch die ältesten heute noch erhaltenen Bauten, die
Vorburg aus dem Jahr 1680 und das 1682 erbaute Gutshaus
errichten ließ. Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb Leopold
Koenig, der durch Zuckerhandel in St. Petersburg vermögend
geworden war, 1874 das Gut.
Zu literarischem Ruhm gelangte seine Enkelin Hertha Koenig, die
als Schriftstellerin, Kunstsammlerin und Mäzenin auf ihrem Gut
Böckel vielseitige Kontakte zu bedeutenden Persönlichkeiten
pflegte, so zu Bundespräsident Theodor Heuss, dem Philosophen
Martin Heidegger und dem Dichter Rainer Maria Rilke.
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