[WestG] [AUS] Der Zauber des Moments: Internationale Gruppenausstellung "Neue Alchemie", Muenster, 19.09.2010-16.01.2011

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Sep 15 11:34:57 CEST 2010


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 14.09.2010, 14:27


AUSSTELLUNG

Der Zauber des Moments
LWL-Landesmuseum eröffnet internationale Gruppenausstellung 
"Neue Alchemie"

Über 20 Jahre nach dem Tod von Joseph Beuys lässt sich eine 
neue Entdeckung machen: Junge Künstler greifen in ihren Werken 
die von Beuys eingeführte Ästhetik und seine inhaltlichen 
Kategorien in der Gegenwart auf. In der Sonderausstellung "Neue 
Alchemie. Kunst der Gegenwart nach Beuys" zeigt das 
LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte vom 19. 
September 2010 bis zum 16. Januar 2011 in Münster 32 Werke von 
elf zeitgenössischen Künstlern.

Es entstehen Werke aus "armen" Materialien wie Ton, Gips, Holz 
und Ästen, Metallen, Steinen, angedeuteten oder echten 
Tiermaterialien und Textilien. Diese junge Künstlergeneration 
beschwört die Kraft des Ursprünglichen, der Natur, der Energie 
und des Irrationalen.

Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zeigt 
in der Ausstellung erstmals, wie das Werk von Joseph Beuys für 
die Kunst der Gegenwart aufgegriffen und weitergedacht wird. 
"Bereits bestehende Arbeiten werden mit speziell für das 
LWL-Landesmuseum konzipierten Arbeiten kombiniert und in 
Performances und Veranstaltungen in das Ausstellungsgeschehen 
eingebunden", so Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold. Die 
Ausstellung eröffnet kurz nach dem Start der großen Joseph 
Beuys Retrospektive "Parallelprozesse" in der Kunstsammlung NRW 
in Düsseldorf.

Schon der Titel "Neue Alchemie" beschreibt die experimentelle, 
hypothesenhafte Anlage der Ausstellung. "Bei den eingeladenen 
Künstlern handelt es sich nicht um eine erklärte Kunstbewegung 
im klassischen Sinne, vielmehr setzen sich hier zahlreiche, 
voneinander unabhängige und höchst individuelle 
Einzelpositionen zu einem Gesamtbild zusammen, das in der 
Ausstellung erstmals als ein zusammenhängendes Phänomen 
beschrieben wird", erläutert die Kuratorin Melanie Bono ihren 
Ansatz.

Die ausgewählten Künstler sind fast alle in den 1970er Jahren 
geboren und stehen mit ihrem Werk aktuell im Fokus der 
internationalen Aufmerksamkeit. So vertritt Karla Black 
Schottland im nächsten Jahr auf der Biennale in Venedig, Nina 
Canell zeigt ihr Werk im kommenden Jahr im Museum of Modern Art 
in New York.

Die eingeladenen Künstler sind selbst nicht mehr Zeugen von der 
Überlagerung der Person Beuys mit seinem Werk, von seiner 
Präsenz und seinem Charisma geworden, sondern kennen seine 
Kunst ausschließlich über medial vermittelte Bilder, Filme oder 
aus dem Museum als statische, nicht mehr lebendige Werke.

Der Charakter der neuen Kunstwerke ist der des Prozesses. Statt 
einer endgültigen Form ist der Moment der Transformation 
maßgeblich: Ein Vorhang aus fragilem Zuckerpapier (It‘s Proof 
That Counts von Karla Black) zeigt die Vergänglichkeit des 
Materials. Katinka Bock lässt in ihrer Arbeit Local Colour 
Balance das Raumklima des Museums eingreifen: Drei Zitronen, an 
einer Eisenstange befestigt, halten sich die Waage mit einem 
Stoffband. Im Laufe der Zeit verlieren die Zitronen an 
Feuchtigkeit, trocknen ein und werden dadurch leichter. Wann 
wird das Gleichgewicht zerbrechen?

Einige Künstler erzeugen romantische und 
mystisch-alchemistische Assoziationen, indem sie in ihren 
Werken Technik, Natureinfluss und Naturimitation kombinieren. 
Nina Canell schafft aus mit Wasser gefüllten Plastikwannen, die 
mit Trommelfellen überzogen sind, eine mystische 
Nebel-Klang-Landschaft (Shedding Skin).

Oft werden die Materialien in besonderen, bedeutungsvollen und 
symbolisch aufgeladenen Anordnungen als Installationen und 
Skulpturen im Raum positioniert, zum Beispiel in der 
Rauminstallation "Raum#256 - Opak" von Lone Haugaard Madsen. Es 
handelt sich dabei um das Aufgreifen einer Ästhetik, die man 
aus der musealen Präsentation der Beuys-Räume kennt, die aber 
auch auf die Vitrinen-Arrangements von Beuys anspielen.

Bono: "Durch ihre Präsentation und Materialien werden die 
Kunstwerke auratisch und spirituell aufgeladen." Eine 
magisch-energetische Qualität werde thematisiert, indem sie in 
die assoziative Nähe von archaischen Ritualen und 
schamanistischer Praktik gerückt werden, oft auch in der Art 
ethnologischer Objekte, wie in der Installation "Mounting 
Toward Zenith - Descending and Disappearing" von Matthew Ronay. 
Während der Eröffnung "aktiviert" der Künstler die Arbeit, 
indem er selbst zum Teil seiner Installation wird.

Zur Ausstellung erscheint ein 160 Seiten umfassender Katalog im 
Verlag Wienand, der sowohl die historischen Anknüpfungspunkte 
als auch die Ausstellung dokumentiert. Er enthält zahlreiche 
Abbildungen aus der Ausstellung, eine Einführung der Kuratorin 
Melanie Bono, zwei Essays zu Aspekten von Joseph Beuys' Werk 
bis in die Gegenwartskunst von Verena Kuni und Barbara Gronau 
sowie Kurztexte zu allen beteiligten Künstlern. Der Katalog ist 
zu einem Preis von 24 € erhältlich.

Die Ausstellung wird großzügig unterstützt vom Land 
Nordrhein-Westfalen und der Sparkasse Münsterland Ost.


INFO

Neue Alchemie
Kunst der Gegenwart nach Beuys
19. September 2010 - 16. Januar 2011

Karla Black, Katinka Bock, Björn Braun, Nina Canell, Aleana 
Egan, Myriam Holme, Sergej Jensen, Lone Haugaard Madsen, 
Lorenzo Pompa, Matthew Ronay, Michael Stumpf

Direktor: Dr. Hermann Arnhold

Kuratorin: Melanie Bono

Eröffnung: 18. September, 19 Uhr

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr
Montag geschlossen

Informationen unter:
URL: http://www.lwl-landesmuseum-muenster.de 

LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Domplatz 10
48143 Münster
Tel.: +49 251 5907-01
Fax: +49 251 5907-210
E-Mail: landesmuseum(at)lwl.org


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