[WestG] [AUS] Hercules - Vom Olymp ins Ruhrtal, Witten, 30.05.-14.11.2010
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Mai 31 10:38:02 CEST 2010
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 27.05.2010, 11:35
AUSSTELLUNG
Hercules - Vom Olymp ins Ruhrtal
LWL-Industriemuseum präsentiert neue Ausstellung auf der Zeche
Nachtigall
Um Herkules und Herkulestaten dreht sich alles in einer neuen
Sonderausstellung, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe
(LWL) von Sonntag, 30. Mai, bis zum 14. November 2010 in seinem
Wittener Industriemuseum Zeche Nachtigall zeigt.
Der Prototyp des abendländischen Helden lieh nicht nur dem
Hauptschacht der Zeche Nachtigall 1840 den Namen. Er ist bis
heute Garant für Kraft und Leistungsfähigkeit. Sehr
unterschiedliche Menschen, Unternehmen und Institutionen
berufen sich auf die römisch-griechische Sagengestalt. Die
Wittener Schau, die begleitend zur Kulturhauptstadt-Ausstellung
"Helden. Von der Sehnsucht nach dem Besonderen" in der
Henrichshütte Hattingen läuft, stellt Herkulestaten aus den
letzten 200 Jahren vor.
Das Spektrum der Exponate reicht von antiken Keramiken über
Gold- und Silbermedaillen bekannter Sportler,
Hercules-Fahrräder und -Motorräder bis hin zum Flugsimulator
"Hercules", der von den Besuchern bedient werden kann. Für die
lokale Heldin Mathilde Franziska Anneke stehen unter anderem
ein Zündnadelgewehr und eine Mörsergranate aus den
Revolutionskriegen von 1848/49, an denen sie sich aktiv
beteiligte. "Ihre Verdienste in der deutschen Revolution und
ihr unermüdlicher Kampf für die Gleichberechtigung aller
Menschen machen sie zu 'unserer‘ Heldin", so die Kuratorin
Miriam Karau-Deyneko.
Die Ausstellung wurde realisiert mit Unterstützung des
Fördervereins Westfälisches Industriemuseum Zeche
Nachtigall e.V.
Gang durch die Ausstellung
Die Ausstellung "Hercules - Vom Olymp ins Ruhrtal" erzählt von
Herkules als Supermann der Antike und der Popularisierung und
Trivialisierung des Herkules-Mythos seit dem 19. Jahrhundert.
Sie spürt diesem Mythos vor Ort in Form des Tiefbauschachtes
"Hercules" sowie bei den "starken Männern" auf dem Jahrmarkt,
im Sport und Film sowie in der Warenwelt nach. Auch die lokalen
Helden finden Eingang in die Ausstellung.
Herkules - Supermann der Antike
Herkules ist der berühmteste Held der Antike. In der
griechischen Mythologie ist er als Herakles, bei den Römern als
Hercules bekannt. Die heutige deutsche Schreibweise Herkules
gilt seit 1901.
Als Sohn des Gottes Zeus besitzt Herakles übermenschliche
Kräfte. Bereits als Kleinkind stellt er das unter Beweis, als
er die von Hera gesandten Schlangen erwürgt. Im Auftrag des
Königs Eurystheus vollbringt Herakles seine berühmten zwölf
Taten. Mit Löwenfell und Keule ausgestattet, befreit er die
Menschen von wilden Bestien. Seine Abenteuer führen ihn bis an
die Ränder der damals bekannten Welt und in die Unterwelt.
Die Popularität des Herakles erstreckt sich über das gesamte
Mittelmeergebiet. Als einzigem sterblichen Heros ist es ihm
vergönnt, bei den Götter des Olymp aufgenommen zu werden. Viele
Städte der antiken Welt rühmen sich, von Herakles gegründet zu
sein. Herrscherdynastien berufen sich auf den Heros als ihren
Ahnherren. Der Held wird zur Identifikationsfigur und zum
Vorbild aller Gesellschaftsschichten.
Mythos Herkules
Herkules erlangt durch seine heroischen Taten Weltruhm. In der
antiken Kunst ist er die am häufigsten dargestellte
Heldenfigur. Seit der Renaissance befassen sich immer wieder
Künstler und Schriftsteller mit diesem Mythos. Herkules wird
zum Symbol für Kraft, Tugend und Herrschaft. Negative
Charakterzüge wie Trunksucht und Vielweiberei, die in der
Antike Anlass zum Spott geben, treten in den Hintergrund. Bis
heute ist Herkules unsterblich. In vielen Bereichen des
täglichen Lebens finden sich Spuren des antiken Helden.
Antike wird Mode
Mit den spektakulären Ausgrabungen in Pompeji setzt in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine wahre
Antikenbegeisterung in Europa ein. Verbesserte
Reisemöglichkeiten in die Mittelmeerländer lassen die antiken
Kulturen ins Blickfeld der gebildeten Oberschichten rücken. Die
auf den Reisen erworbenen Ausgrabungsfunde werden in der Heimat
präsentiert, anfangs in Schlössern und Bürgerhäusern, später in
öffentlichen Museen. Der Klassizismus erobert als neuer Stil
die Architektur und das Kunstgewerbe. Themen aus dem
griechischen Altertum werden in der Literatur und im
Schulunterricht behandelt.
Tiefbauschacht "Hercules" auf Zeche Nachtigall in Witten
Acht Jahre nach der Abteufung des ersten Tiefbauschachtes
"Neptun" wird 1840 auf der Zeche Nachtigall ein neuer, größerer
Schacht gebaut, der noch tiefer in die Unterwelt vordringen
soll. Er erhält den Namen "Hercules". Nach dem Motto "Nomen est
Omen" mag die Namensgebung des neuen Schachtes erfolgt sein.
Die Bewältigung vieler ungelöster Probleme, ein erfolgreiches
Vordringen in die gefährliche Tiefe und mit heroischer Kraft
beflügelte Kohlenförderung wird sich der Eigentümer für den
neuen Tiefbauschacht gewünscht haben.
Herkules auf dem Jahrmarkt, im Zirkus und Varieté
Leibhaftig zeigt sich Herkules im Industriezeitalter auf
Jahrmarkt und Kirmes, im Zirkus und Varieté. Zahlreiche
Kraftmenschen setzen auf den sagenhaften Ruf des antiken
Helden. Zwischen Komikern, Sängern und Zauberkünstlern
verdienen die Bühnen-Herkulesse durch die Demonstration ihrer
Kraft den Lebensunterhalt. Übliche Requisiten sind Löwenfell
und Keule. Herkules biegt Eisenstangen, stemmt Hanteln und
zerreißt Hufeisen. Plakate werben mit spektakulären Kraftakten
wie dem Heben von Pferden oder ganzen Orchestern. Viele
Kunststücke sind Bühnentricks. Kennzeichen dieser
traditionellen starken Männer sind Masse und Größe, nicht
durchtrainierte Athletenkörper.
Sport
Das Ideal von Kraft und Schönheit steht im Zentrum der
Körperkultur-Bewegung um 1900. Die Bewegung bringt einen neuen
Typus von Herkules-Darstellern hervor: den Modellathleten. Auf
den Bühnen der Varietés zeigt er scharfkonturierte
Muskelreliefs statt massiger Fleischwülste. Mit Eugen Sandow,
dem "Vater" des Bodybuildings, wird in der Ausstellung dieser
neue Typ vorgestellt. Deutsche Sport-Herkulesse des letzten
Jahrhunderts sind mit Jürgen Hingsen und Rolf Milser vertreten.
Herkules als Moviestar
Die ersten Herkules-Filme entstehen Ende der 1950er Jahre in
Italien. Der legendäre Ruf des Titelhelden macht das
Engagement eines prominenten und teuren Schauspielers
überflüssig. Für den Mangel an pompösen Dekorationen
entschädigt der prächtige Körperbau des Herkules-Darstellers.
Die mythische Vorlage spielt bereits in der ersten Verfilmung
"Le Fatiche di Ercole" (deutscher Titel: Die unglaublichen
Abenteuer des Herkules) eine eher untergeordnete Rolle. Auch in
den billig produzierten Nachfolgern zählt vor allem, wie gut
Herkules in Form ist, wenn er sich mit Ungeheuern prügelt und
Eisenketten sprengt.
Herkules in der Warenwelt
Kaum irgendwo haben antike Götter und Heroen so zahlreich
überlebt wie in der breiten Produktpalette unserer Warenwelt.
Der bei weitem populärste Heros ist Herkules. Seine Heldentaten
erreicht er durch Kraft und Leistungsfähigkeit. Dies
prädestiniert ihn dazu, ein Vorbild für die Menschen zu sein.
Je anstrengender die Arbeit, desto verdienter machen sich die
Maschinen und Produkte, die sie anstelle von Herkules für die
Menschen erledigen.
Helden der Region
Mathilde Franziska Anneke und Constanz Wilhlem Hueck sind die
regionalen Helden in der Ausstellung. Mathilde Franziska
Anneke ist 1817 im heutigen Sprockhövel geboren. Sie nahm 1849
als eine der wenigen Frauen am badisch-pfälzischen Feldzug
teil. Nach Ende dieser Kämpfe siedelte sie mit ihrem Ehemann in
die USA über, wo sie zur vehementen Verfechterin der
allgemeinen Menschenrechte wurde.
Constanz Wilhelm Hueck, ehemaliger Bürgermeister, Gutsbesitzer
und Bergwerksbetreiber aus Silschede ist ein tragischer Held.
Er stirbt am 7.9.1838 bei dem Versuch, nach einem Fährunglück
auf der Ruhr Ertrinkende zu retten. Als "Guter Hirte von
Bommern" ist er bis heute ein Begriff, obwohl er seine Tat
nicht vollenden kann und sie mit dem Leben bezahlt.
INFO
Hercules - Vom Olymp ins Ruhrtal
30.5. bis 14.11.2010
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35 I
58452 Witten
Geöffnet Di-So 10-18 Uhr
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