[WestG] [AUS] Fundgeschichten NRW, Koeln, 18.03.-14.11.2010

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Mär 17 08:15:35 CET 2010


Von: "Pressestelle der WWU Münster" <pressestelle at uni-muenster.de>
Datum: 16.03.2010, 16:12


AUSSTELLUNG


Die älteste Siedlung
Wissenschaftler der WWU Münster beteiligt an NRW-Ausstellung

Die Spuren der Vergangenheit reichen in Nordrhein-Westfalen 
Tausende von Jahren zurück - unter anderem in Nottuln-Uphoven. 
Hier fanden Wissenschaftler der Abteilung für Ur- und 
Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Münster unter 
Leitung von Christian Groer den Nachweis für die bislang 
älteste dauerhafte Besiedlung der norddeutschen Tiefebene. Mit 
diesem Grabungsprojekt beteiligt sich die WWU Münster an der 
Aussstellung "Fundgeschichten NRW", die am 18. März im 
Römisch-Germanischen Museum in Köln startet.

Zu Beginn der Jungsteinzeit wandelten sich die Menschen von 
umherziehenden Jägern und Sammlern zu sesshaften Ackerbauern 
und Viehzüchtern. Während dieser Prozess in den fruchtbaren 
Lössgebieten an Rhein und Hellweg ab der zweiten Hälfte des 
sechsten Jahrtausends vor Christus begann, hielten die 
Menschengruppen in der Tieflandzone der westfälischen Bucht 
noch für viele Generationen an ihrem Jäger- und Sammlerdasein 
fest. Lange Zeit stand für die Archäologie fest, dass erst mit 
den Erbauern der Großsteingräber der Trichterbecherkultur um 
die Mitte des vierten Jahrtausends vor Christus in diesem Raum 
die Landwirtschaft Einzug hielt.

Ausgrabungen bei Nottuln-Uphoven, im Kreis Coesfeld an den 
Südosthängen der münsterländischen Baumberge, erbrachten in den 
1980er Jahren jedoch Funde deutlich älterer Bauernkulturen. Um 
4000 vor Christus bauten Menschen der Michelsberger Kultur eine 
Befestigung mit Graben, ein "Erdwerk", und importierten Silex 
aus dem über 200 Kilometer entfernten Maasgebiet.

2007 und 2008 führten die Westfälische Wilhelms-Universität 
Münster und die LWL-Archäologie für Westfalen mit Unterstützung 
der Deutschen Forschungsgemeinschaft neue Ausgrabungen bei 
Nottuln-Uphoven durch. Gefunden wurden Siedlungsspuren der so 
genannten Rössener Kultur, die ab 4800 vor Christus in Süd- und 
Mitteldeutschland verbreitet war. Die Tongefäße waren mit 
Stichmustern und darin eingelegter weißer Kalkpaste verziert. 
Dabei lehnten sich die prähistorischen Künstler aus 
Nottuln-Uphoven an Trends von Rhein und Hellweg an, Räume zu 
denen auch wirtschaftliche Verbindungen bestanden, wie der 
Import von Mahlsteinen und das archäobotanische Spektrum der 
angebauten Getreidesorten zeigen. Wahrscheinlich wanderten die 
Bauern vom Hellweg sogar in die Baumberge ein und brachten ihre 
Lebensgewohnheit mit.

Der Siedlungsplatz wurde noch vor der Mitte des vierten 
Jahrtausends aufgegeben und erst um etwa 2800 vor Christus 
erneut besiedelt. Er spielte in der westfälischen Bucht eine 
wichtige Rolle für die Sesshaftwerdung der Menschen in der 
nordwesteuropäischen Tiefebene. Möglicherweise trafen sich hier 
Jäger und Bauern zum Warenaustausch, sodass über diesen 
"Außenposten" auch die ackerbäuerliche Lebensart nach Norden 
vermittelt wurde.


INFO

Die Ausstellung "Fundgeschichten NRW" präsentiert alle fünf 
Jahre aktuelle archäologische Funde aus Nordrhein-Westfalen. 
Sie ist vom 18. März bis zum 14. November 2010 im 
Römisch-Germanischen Museum am Roncalli-Platz in Köln und ab 
dem 16. April 2011 im Westfälischen Landesmuseum des LWL in 
Herne zu sehen.


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