[WestG] [AKT] "Strafweise Einaescherung des Hauses": Historische Soester Rechtsquellen fuer neue Mittelalter-Ausstellung in Herne eingetroffen

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Feb 17 08:34:47 CET 2010


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 11.02.2010, 13:49


AKTUELL

"Strafweise Einäscherung des Hauses"
Historische Soester Rechtsquellen für neue 
Mittelalter-Ausstellung in Herne eingetroffen

Behutsam haben Forscher des LWL-Museums für Archäologie in 
Herne jetzt eine Klimakiste geöffnet und zwei hochkarätige 
Exponate für die neue Ausstellung "Aufruhr 1225!" ausgepackt: 
die älteste Niederschrift des Stadtrechts in Soest, die "Alten 
Kuhhaut", und das sogenannte "Nequambuch", eine 
mittelalterliche Übersicht über Verbrechen und dafür drohende 
Strafen. Das Stadtarchiv Soest leiht damit dem 
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zwei seiner 
wertvollsten Archivalien für die Herner Schau über Ritter, 
Burgen und Intrigen.

Die "Alte Kuhhaut" entstand um das Jahr 1225 und verdankt ihren 
Namen dem Material, auf dem sie geschrieben ist. "Auslöser für 
die Niederschrift war vermutlich der Tod des Kölner Erzbischofs 
Engelbert am 7. November 1225", sagt Projektleiter Dr. Stefan 
Leenen. Soest sei damals wichtigste westfälische Stadt im 
Kölner Machtbereich gewesen. "Nach dem gewaltsamen Tod des 
Bischofs probten die Stadtbewohner den Aufstand und gaben sich 
das neue Recht", so der Mittelalterforscher.

In 66 Zeilen führt die "Alte Kuhhaut" für die Soester 
Stadtbewohner Rechtsbestimmungen auf. Die repräsentative 
Urkunde enthält beispielsweise eine Gerichtsordnung, das Straf-,
das Zivil- und das Marktrecht. Leenen: "Nachdem sich der neue 
Erzbischof mit der Stadt gütlich geeinigt hatte, scheint das 
Recht auch anerkannt gewesen zu sein." Die ersten 52 Artikel 
aus 1225/26 wurden später um elf weitere ergänzt. Etwa 1280 
wurde die "Alte Kuhhaut" durch eine Neufassung ersetzt.

Das "Nequambuch" ist eine etwas jüngere Rechtsquelle Soests. Es 
bezeichnet ein Acht- und Schwurbuch, das zahllose Schreiber 
zwischen 1315 und 1421 mit 376 Einträgen füllten. Mehrheitlich 
handelt es sich dabei um Nennungen von Gesetzesverbrechern. 
"Von ähnlichen Amtsbüchern dieser Art in anderen Städten setzt 
sich das Nequambuch vor allem durch seine Miniaturen ab, die 
von hoher künstlerischer Qualität sind", erklärt Leenen. Die 13 
Miniaturen illustrieren Eintragungen zu Themen wie "strafweise 
Einäscherung des Hauses", "Ausweisung aus der Stadt", 
"Gefangensetzung" oder "Schandstrafe des Wippens".

Ausstellung

1225 kommt der Kölner Erzbischof Engelbert, einer der 
mächtigsten Männer des Reiches, während eines Überfalls bei 
Gevelsberg im heutigen Ruhrgebiet gewaltsam ums Leben. Wie 
dieser Mord die ganze Ruhrregion veränderte - das ist 
Ausgangspunkt und Leitmotiv der größten Mittelalterausstellung, 
die bisher im Ruhrgebiet gezeigt wurde: "Aufruhr 1225! Ritter, 
Burgen und Intrigen", läuft vom 27. Februar bis 28. November 
2010 im LWL-Museum für Archäologie in Herne. Ein Thema der 
Schau ist die mittelalterliche Stadt im 13. Jahrhundert. Die 
Ausstellung beleuchtet die Gründung und Entwicklung von Städten,
 ihre Konflikte mit dem alten Landadel, Institutionen und 
Bauwerke sowie Handel und Produktion, die in den Städten 
florierten.


INFO

27. Februar bis 28. November 2010
"AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen" 

LWL-Museum für Archäologie
Europlatz 1
44623 Herne
Di, Mi, Fr 9-17 Uhr, Do 9-19 Uhr
Sa, So und feiertags 11-18 Uhr
Eintritt: Zwischen 2 und 6 Euro, Familienkarte 12 Euro, 
Gruppenrabatte
URL: http://www.aufruhr1225.lwl.org


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