[WestG] [AUS] Schiffbauingenieur Rudolph Haack, Schiffshebewerk Henrichenburg, ab 25.04.2010

Marcus Weidner Marcus.Weidner at lwl.org
Mi Apr 21 17:46:50 CEST 2010


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 20.04.2010, 12:32


AUSSTELLUNG

Industriepionier unter drei Kaisern
LWL-Industriemuseum zeigt Ausstellung über den Schiffbauingenieur
Rudolph Haack

Er hat bei den Planungen für das Schiffshebewerk Henrichenburg
mitgewirkt, er machte die Stettiner Maschinenbau-AG "Vulcan" zum größten
Schiffbau-Unternehmen in Deutschenland und schrieb als anerkannter
Fachmann Gutachten, unter anderem für Kaiser Wilhelm II. Der
Industriepionier Rudolph Haack (1833 - 1909) erhielt kurz nach seinem
Tod ein Denkmal an der Schachtschleuse Henrichenburg. Dennoch ist er
einer der "großen Unbekannten" der Industrie- und Technikgeschichte.
Jetzt steht Haack erstmals im Mittelpunkt einer Ausstellung. Der
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) eröffnet die Schau mit dem
Titel "Industriepionier unter drei Kaisern. Der Schiffbauingenieur
Rudolph Haack - Ein Held der Technik?" am Sonntag, 25. April, um 11 Uhr
in seinem Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg.

Bilder, Dokumente und Schiffsmodelle - viele davon bisher unbekannt -
werfen Schlaglichter auf das Arbeitsleben Haacks, auf die
Schifffahrtsgeschichte und die Industrie in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts. Die Präsentation im Hafenmeistergebäude findet begleitend
zur Kulturhauptstadt-Ausstellung "Helden. Von der Sehnsucht nach dem
Besonderen" statt, die der  LWL bis zum 31. Oktober in seinem
Industriemuseum Henrichshütte Hattingen zeigt.


Hintergrund

Rudolph Haack wurde am 17.Oktober 1833 in Wolgast/Pommern geboren. Er
starb 1909 und erhielt an der Schachtschleuse Henrichenburg in Waltrop
ein bemerkenswertes Denkmal. Dazwischen liegt eine außergewöhnliche
Karriere. Während einer Bildungsreise in England lernte Haack, Meister
für den Holzschiffbau, um 1850 den industriellen Eisenschiffbau im
großen Stil kennen. Großbritannien war zum Lehrer Europas geworden. In
Deutschland steckte der industrielle Schiffbau noch in den Anfängen.
Kapital wurde gebraucht, Fachleute waren gesucht. 

1856 wurde in Grabow bei Stettin an der Oder die
Maschinenbau-Actiengesellschaft "Vulcan" gegründet. Am Aufbau ihres
Werft-Betriebs war der Schiffbaumeister Rudolph Haack von Anfang an
beteiligt. 15 Jahre später wurde unter seiner Leitung zum ersten Mal ein
großes Panzerschiff für die kaiserliche Marine auf einer Privatwerft
gebaut. Für den jungen Prinzen Wilhelm, den späteren Kaiser Wilhelm II.,
blieb der Stapellauf der "Preussen" am 22. November 1873 ein
unvergessliches Kindheitserlebnis. In mehreren Reden und in seinen
Erinnerungen kam Kaiser Wilhelm II. darauf zurück. Große Schiffe aus
Eisen brauchten nun nicht länger in England gekauft zu werden. 

Rudolph Haack stieg zum Schiffbaudirektor der "Vulcan" auf. Weitere
bedeutende Schiffsbauten folgten. Darunter das Panzerschiff "Ting Yuen"
für die chinesische Marine. Auch andere Werften und die deutsche Eisen-
und Stahl-Industrie profitierten davon. England bekam Konkurrenz. Die
Befreiung von britischem Know-how war eingeleitet. Haack hat diesen
Umbruch vom Holzschiffbau zum Eisen- und Stahlschiffbau eingeleitet.
Schon zu Lebzeiten war er in Fachkreisen eine Legende.

1887, nach 30 Jahren, endete Haacks Arbeit für die Stettiner "Vulcan".
Eine zweite Karriere als unab-hängiger Ingenieur, als Gutachter und als
Forscher folgte. Haack hielt Vorträge zu aktuellen Fragen aus der
militärischen und der zivilen Schifffahrt. Für das preußische
Ministerium der öffentlichen Arbeiten begutachtete er Entwürfe für das
Schiffshebewerk Henrichenburg am geplanten Dortmund-Ems-Kanal, und er
untersuchte den Wasserwiderstand von Schiffen auf diesem Kanal. Er
erhielt den Titel Königlicher Baurat und wurde zum Mitglied der Akademie
des Bauwesens berufen. Die honorige Schiffbautechnische Gesellschaft,
deren Gründung er mit befördert hatte, verlieh ihm die
Ehrenmitgliedschaft.


Die Ausstellung
 
Erstmals versucht eine Ausstellung, Haacks Arbeitsleben an Hand von
Bildern und Dokumenten aus der zivilen Schifffahrt und aus der Marine
darzustellen. Was verbindet Haack mit China? Welche Rolle spielte er in
dem brisanten Streit, der bis in die höchsten Kreise der Marine führt?
Warum akzeptierte Kaiser Wilhelm II. ihn als unparteiischen Gutachter?
Auf den Grundlagen neuer Forschung und Quellen hat Dr. Eckhard Schinkel,
Wissenschaftlicher Referent beim LWL-Industriemuseum, eine Ausstellung
entworfen und ein Buch mit herausgegeben, das ein faszinierendes
Geschichtspanorama mit Schlaglichtern auf das Arbeitsleben Haacks, auf
die Schifffahrtsgeschichte und die Industrie in der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts wirft.

Ist Rudolph Haack ein "Held der Technik"? Selbst seine Weggefährten und
Zeitgenossen hätten ihn wohl kaum mit so einem Schlagwort belegt.
Rudolph Haacks Arbeitsleben und seine einzigartige Karriere sind ein
Spiegel für wesentliche Entwicklungen der Industrialisierung und
Maritimisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Ausstellung und Begleitbuch sind Ergebnisse der Forschungs-Kooperation
des Deutschen Schif-fahrtsmuseums Bremerhaven, und des
LWL-Industriemuseums. 

Am Sonntag, 25. April, um 11 Uhr wird die Ausstellung von Gertrud
Welper, stellvertretende Vor-sitzende der Landschaftsversammlung
Westfalen-Lippe, eröffnet. Dr. Eckhard Schinkel führt in die Ausstellung
ein. Der Saxophonist Claudius Reimann wird mit verschiedenen Saxophonen
den Rahmen für die Eröffnungsveranstaltung bilden.


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