[WestG] [AUS] Nofretete im Hellweg-Museum, Unna, 18.04.-16.05.2010

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Apr 15 10:27:12 CEST 2010


Von: "Kreisstadt Unna" <info at presse-service.de>
Datum: 13.04.2010, 13:50


AUSSTELLUNG

Nofretete im Hellweg-Museum
Replik der weltberühmten Büste der ägyptischen Königin ist vom 
18. April bis 16. Mai in Unna zu sehen

Seit Oktober 2009 ist die 1912 bei Ausgrabungen entdeckte, 
weltberühmte Büste der ägyptischen Königin Nofretete aus dem 
14. Jahrhundert v. Chr. im wieder eröffneten Neuen Museum in 
Berlin der große Publikumsmagnet. Auch in der Ausstellung "Das 
große Spiel. Archäologie und Politik", die zurzeit im Ruhr 
Museum in Essen zu sehen ist, trifft man auf die Schönheit vom 
Nil. Hier wird die Kopie präsentiert, die 1914 für Kaiser 
Wilhelm II. angefertigt wurde. Aber auch das Hellweg-Museum 
beherbergt eine bemerkenswerte Replik der Königinnenbüste.

Der aktuelle Medienrummel um Nofretete war für die Leiterinnen 
des Hellweg-Museums Unna Anlass, die im Museumsdepot 
aufbewahrte Kopie genauer in Augenschein zu nehmen. Die 
Recherchen führten zu einem überraschenden Ergebnis: Es handelt 
sich nicht um eine der zahllosen anonymen Nachbildungen, 
sondern um eine sehr frühe, qualitätvolle Replik, die 
vermutlich in den 1920er-, spätestens in den 1930er-Jahren 
entstanden ist.

Ausgangspunkt für die Nachforschungen war die Signatur 
"Gebrüder Micheli, Berlin" am Sockel der farbig bemalten 
Gipsbüste. Die 1824 in Berlin gegründete Gipsgießerei der aus 
Italien eingewanderten Familie Micheli entwickelte sich im 19. 
Jahrhundert zur führenden Firma im Bereich der Herstellung von 
Büsten. Bis zum Ende der 1930er-Jahre ist die Werkstatt in 
Berlin nachweisbar. Teile der Bestände - Nachbildungen von 
berühmten antiken und zeitgenössischen Plastiken ebenso wie 
Porträtbüsten von Goethe, Bismarck und vielen anderen 
Persönlichkeiten - sind nach der Aufgabe der Firma von der 
Gipsformerei der Staatlichen Museen Berlin übernommen worden. 
Eine Replik der Nofretete aus der Werkstatt Micheli befindet 
sich dort jedoch nicht, so die Auskunft des Leiters der 
Gipsformerei Bertold Just.

Da vom Original nie ein Abguss hergestellt worden ist, beruhen 
sowohl die Repliken der Staatlichen Museen wie die von Micheli 
hergestellte(n) Nachbildung(en) auf freien Nachformungen durch 
einen Bildhauer. Erst seitdem die Büste im Jahr 2007 mit einem 
Streiflichtscanner abgetastet wurde, kann die Gipsformerei eine 
fast hundertprozentig exakte Replik anfertigen.

Anders als die für Kaiser Wilhelm II. gefertigte Replik, bei 
der das linke Auge ebenso wie andere Fehlstellen ergänzt wurden,
 lehnt sich die "Unnaer Nofretete" eng an das Original an. Nach 
Einschätzung von Bertold Just sind Abweichungen bei Form und 
Bemalung festzustellen; der hohe kulturhistorische Wert stehe 
jedoch außer Frage.

Wie das Stück nach Unna gelangte, ist nicht bekannt. Die Büste 
befindet sich seit vielen Jahrzehnten im Bestand des 
Hellweg-Museums. Der Zeitpunkt des Eingangs ist nicht mehr 
rekonstruierbar; inventarisiert wurde die Replik erst im Jahr 
1980 im Zuge der damaligen Neukonzeption. In der 
Jubiläumsausstellung zum 75-jährigen Bestehen des Museums im 
Jahr 2003 wurde die Büste in der Abteilung "Kurioses" gezeigt.

Nun können sich Besucher noch einmal selber ein Bild machen: 
Vom 18. April bis zum Internationalen Museumstag am 16. Mai 
2010 ist die "Unnaer Nofretete" im Hellweg-Museum zu sehen. An 
diesem Tag findet auch ein Malwettbewerb statt, in dessen 
Mittelpunkt die ägyptische Königin steht.


INFO

Hellweg-Museum
Burgstr. 8
59423 Unna
Tel.: 02303/256445
Fax: 02303/256569


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