[WestG] [AKT] Die Restaurierung des Gemaeldes "Caritas Romana" - Der LWL hilft dem Siegerlandmuseum bei den Arbeiten
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Sep 10 11:02:05 CEST 2009
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 10.09.2009, 10:28
AKTUELL
Die Restaurierung des Gemäldes "Caritas Romana"
Der LWL hilft dem Siegerlandmuseum bei den Arbeiten
Das Siegerlandmuseum beherbergt mit neun Gemälden des
weltberühmten flämischen Barockmalers Peter Paul Rubens (1577
-1640) einen besonderen Schatz. Der Landschaftsverband
Westfalen Lippe (LWL) und das Land NRW unterstützen das Museum
bei der aufwendigen Restaurierung des Gemäldes "Caritas Romana".
Die Gesamtkosten der anfallenden Maßnahmen belaufen sich auf
über 75.000 Euro. Neben der finanziellen Beteiligung von rund
38.000 Euro des Landes und den rund 11.000 Euro des LWL helfen
Fachleute des LWL-Museumssamtes auch bei den
Restaurierungsarbeiten. LWL-Restaurator Dr. Ryszard Moroz hat
das Konzept für die Restaurierungsmaßnahmen erstellt, das nun
von Freiberuflern ausgeführt wird. Zur Zeit läuft ein
Bewerbungsverfahren, bei dem das LWL-Museumsamt prüft, welche
Freiberufler die nötige Fachkompetenz erfüllen. Sie werden
später unter anderem das Gemälde abspannen, wellige Fragmente
sowie Unebenheiten der Malschicht planieren und eine
Schutzschicht auftragen. Stephan Brunnert vom LWL-Museumsamt
sorgt dafür, dass das Bild richtig klimatisiert wird und hilft
dem Siegerlandmuseum, die optimalen klimatischen Bedingungen
herzustellen. "Das Klima ist entscheidend dafür, wie schnell
Exponate altern. Bei schwankenden Temperaturen,
Sauerstoffgehalt und Luftfeuchtigkeit zerfällt das Exponat sehr
schnell. Deswegen messe ich unter anderem die Luftwechselrate
sowie die äußeren und inneren Kühllagen des Raumes", erklärt
Brunnert. Beide Restauratoren werden das Projekt die ganze Zeit
über begleiten und bei auftretenden Problemen steuernd
eingreifen.
Rubeńs "Caritas Romana", das ursprünglich aus der Sammlung der
Herzöge von Marlborough im Schloss Blenheim stammt, hat der
Verein der Förderer des Siegerlandmuseums e.V. 1953 über den
Kunsthandel erworben. Das zwei mal zwei Meter große Bild zeigt
die Charaktere Cimon und Pero aus einer
Vater-Tochter-Geschichte des römischen Schriftstellers Valerius
Maximus, in welcher der Philosoph Cimon zum Tod durch
Verhungern verurteilt wird. Da seine Tochter ihm bei ihren
Besuchen heimlich die Brust gibt, bleibt er auch nach langer
Kerkerhaft am Leben. Als die Richter den Grund dafür
herausfinden, sind sie beeindruckt von der töchterlichen Liebe
und begnadigen den Vater.
Bereits in der Vergangenheit hat der LWL das Siegerlandmuseum
bei Restaurierungen unterstützt, unter anderem auch bei
Graphiken aus der Rubenssammlung. Bei der "Caritas Romana"
handelt es sich um ein besonders hochwertiges Bild, da eine
Signatur darauf hindeutet, dass Rubens dieses Bild nicht nur
skizziert sondern selbst gemalt hat. "Wir müssen die Signatur
noch genauer untersuchen, aber wenn sie echt ist, wird der Wert
des Bildes deutlich höher ausfallen", sagt Moroz.
Hintergrund
Frühere Restaurierungen machen die Signatur schwer lesbar. Weil
die damaligen Reinigungsmittel wie Salzsäure oder Spiritus aus
heutiger Sicht sehr aggressiv waren und das Bild bei
"Frischmachungen" mehrfach neu lackiert - gefirnisst - wurde,
ist es stark beschädigt. "Diese Frischmachungen, die dazu
dienten, das Bild besser verkaufen zu können, haben ihm mehr
geschadet als die Alterung. Denn Rubens hat stets
qualitätsvolle Malmaterialien verwendet. Die aggressiven Mittel
haben vor allem die blauen Pigmente des Untergewandes der
Tochter Pero hell werden lassen. Dadurch zeichnen sich alte
Retuschen als dunkle Striche auf Sprüngen und Rissen ab.
Deshalb fiel die Signatur erst bei den Millimeter genauen
Voruntersuchungen der Schäden auf", erklärt Moroz. Die
Restauratoren haben nun die Aufgabe, die Firnisse vorsichtig zu
entfernen und so die ursprüngliche Farbigkeit wieder sichtbar
zu machen.
Die kunstvollen Barockwerke Rubens, die sonst eher im Rheinland
zu finden sind, stehen nicht ohne Grund im Regionalmuseum in
Siegen. Der Künstler wurde 1577 in Siegen geboren. 1592 widmete
er sich dann der Kunst und kehrte nach einem Auslandsaufenthalt
in Spanien und Italien 1608 in die Heimat seiner Eltern nach
Antwerpen zurück. Hier erlangte er schnell große Bekanntheit
und wurde ein Meister seiner Kunst. Im Laufe der Jahre erhielt
er so viele Aufträge, dass er meistens nur die Skizzen selbst
anfertigte und die Ausführung seinen Schülern überließ. Die
Signatur auf dem Gemälde "Caritas Romana" deutet darauf hin,
dass das Bild eines der wenigen ist, die Rubens selbst
angefertigt hat.
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