[WestG] [AKT] Salon "Frauenbilder" im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall, Witten, 10.09.2009

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Sep 8 11:24:45 CEST 2009


Von: "Christiane Spänhoff" <christiane.spaenhoff at lwl.org>
Datum: 04.09.2009, 12:43


AKTUELL

Salon "Frauenbilder" im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall
Gespräche mit Zeitzeuginnen am Nierentisch

Berufstätige Frauen sind kein Novum unserer Gesellschaft. Das 
beweisen zwei Zeitzeuginnen, die im Mittelpunkt des nächsten 
Salons "Frauenbilder" stehen, zu dem der Landschaftsverband 
Westfalen-Lippe (LWL) am kommenden Donnerstag, 10. September, 
um 18 Uhr in sein Industriemuseum Zeche Nachtigall einlädt. Er 
steht unter dem Motto "Neubeginn und Aufbau einer Existenz - 
Lebensgeschichten der Nachkriegszeit."

Zu Gast sind Ingeborg Hopp aus Dortmund und Charlotte Schneider 
aus Münster. Beide haben sich nach dem Krieg eine eigene 
Existenz erarbeitet, Kinder großgezogen und passen weder zum 
Stereotyp der "Trümmerfrau", noch zum Bild der adretten 
Hausfrau und Mutter der 1950er Jahre. Neben den Gesprächen mit 
den beiden Zeitzeuginnen steht ein kurzer Vortrag auf dem 
Programm. Für die passende Atmosphäre sorgen Nierentisch, 
Cocktailsessel und passende Musik. Der Eintritt ist wie immer 
frei.

Charlotte Schneider

Geboren 1920, kommt Charlotte Schneider 1948 mit zwei Kindern 
unter schwierigsten Umständen aus der sowjetisch besetzten Zone 
nach Westfalen. Mit ihrem dritten Ehemann baut sie sich in 
Rheine und später in Münster eine neue Existenz auf. Durch 
äußere Umstände bedingt, gibt es in ihrer Biografie viele 
Brüche, die immer wieder berufliche Neuorientierungen mit sich 
bringen. Die ausgebildete Erzieherin wird Geschäftsfrau im 
Groß- und Einzelhandel, übernimmt Aushilfstätigkeiten und 
arbeitet schließlich in der öffentlichen Verwaltung. Daneben 
zieht sie sechs Kinder groß und organisiert Haushalt und 
Familie. Im Alter absolviert Charlotte Schneider ein Studium 
und arbeitet bis heute ehrenamtlich die Geschichte ihrer 
Heimatstadt Herbsleben in Thüringen auf. Ihr Motto: "Herr, lass 
mich niemals feige sein!"

Ingeborg Hopp

Ingeborg Hopp wurde 1929 in Bottrop geboren. Erste 
Arbeitserfahrungen macht sie während des Krieges, als sie 
zusammen mit ihrer Zwillingsschwester und ihrer Mutter auf 
einen Gutshof bei Paderborn evakuiert ist und dort gegen Kost 
und Logis im Haushalt mithilft. Kurz nach Kriegsende beginnt 
die 17-Jährige eine Friseurlehre, arbeitet auch nach der Heirat 
in verschiedenen Friseur-Salons und eröffnet Ende 1954 ihren 
eigenen Salon in Dortmund. Die Meisterprüfung legt sie 1956 als 
einzige Frau unter sieben Männern ab. Ihr kleiner Sohn wird in 
dieser Phase von ihren Eltern in Bottrop betreut. Später stemmt 
sie die Familienarbeit und die Betriebsführung des Salons 
weitgehend allein.

"Bekannt geworden sind uns die Lebenswege beider Frauen, weil 
ihre Männer in der Nachkriegszeit als Kleinzechenunternehmer in 
Witten das Startkapital für den Wiederaufbau einer neuen 
Existenz verdienten und dazu vom Museum befragt wurden", 
erklärt Ingrid Telsemeyer vom LWL-Industriemuseum, die mit 
beiden Frauen ausführliche Interviews geführt hat. Sie stellt 
die beiden Zeitzeuginnen im "Salon" mit vielen Bildern, eigenen 
Texten und Requisiten aus den 1950er und 60er Jahren, darunter 
Stücke aus Frau Hopps Friseursalon, vor. Historikerin Anke 
Asfur aus Aachen zeichnet in einem kurzen Vortrag den aktuellen 
Forschungsstand zu Frauenarbeit in der Nachkriegszeit auf. Ihre 
These: "Erwerbstätigkeit der Frauen war nicht die Ausnahme, 
sondern vielfach wirtschaftliche Notwendigkeit und normaler 
Alltag."

Musikalisch umrahmt wird der Salon mit Unterhaltungsmusik der 
Zeit - darunter Lieder von Claire Waldoff, Zarah Leander, 
Catharina Valente und Heinz Rühmann. Wer möchte, kann sich ab 
17 Uhr in der Ausstellung "Zeche Eimerweise" auf dem 
Freigelände des Museums umschauen, in der es um Kleinbergbau in 
der Nachkriegszeit geht.


INFO

LWL-Industriemuseum
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Zeche Nachtigall
Nachtigallstraße 35
58452 Witten
Tel.: 02302 936640
E-Mail: zeche-nachtigall at lwl.org  
URL: www.zeche-nachtigall.de


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