[WestG] [TV/R] Wie der Krieg nach Westfalen kam, WDR Fernsehen, 11.09.2009

Marcus Weidner Marcus.Weidner at lwl.org
Fr Sep 4 15:40:41 CEST 2009


Von: "Wissen" <Wissen at WDR.DE>
Datum: 04.09.2009, 14:14


TV/RADIO

Freitag, 11. September 2009

Dokumentation
20.15 - 21.00 Uhr, WDR Fernsehen 
Wie der Krieg nach Westfalen kam 


Mitschnitt für Schule und WeiterbildungVideotext für Hörgeschädigte

Weitere Sendetermine:
15. September, ab 14.15 Uhr, WDR Fernsehen

Der Film erzählt, wie die Landbevölkerung den zweiten Weltkrieg
erlebte: aus der Perspektive von fünf Bauernfamilien aus dem
ostwestfälischen Dörfchen Ilse, die die Erlebnisse des Krieges auch
nach 70 Jahren nicht vergessen können.

Als am 1. September 1939, vor 70 Jahren, deutsche Wehrmachtssoldaten in
Polen einfallen, haben die meisten Menschen in Westfalen noch keine
Ahnung von dem, was in den nächsten sechs Jahren auf sie zukommen wird.
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahrzehnte wird Europa in ein
Schlachtfeld verwandelt, und es gibt kaum eine Familie im Deutschen
Reich, die nicht mit Tod und Leid dafür bezahlen wird. Die persönliche
Erinnerung an den Krieg hält sich bis heute.

In Ilse, einem kleinen Dorf in Ostwestfalen, bricht Anneliese Limbachs
Mutter in Tränen aus, als sie vom Ausbruch des Krieges erfährt. Sie hat
im Ersten Weltkrieg ihren Mann verloren. Sie hat die Fratze des Krieges
kennen gelernt. Inzwischen ist sie wieder verheiratet. Und jetzt muss
sie mit ansehen, wie ihr Sohn sich verabschiedet und an die Front
fährt.

Das kleine ostwestfälische Dorf, in dem Familie Limbach lebt, besteht
aus 25 Höfen. Jeder kennt hier jeden, man teilt Freud und Leid. Und auf
allen Höfen verabschieden sich Söhne und Väter an die Front, kämpfen
Mütter mit ihrer Sorge um die Jungen, die sie großgezogen haben und
jetzt freudig hergeben sollen. 40% der Wehrmachtssoldaten kommen wie die
Männer aus Ilse vom Lande. Junge Burschen, die ihr Dorf noch nie
verlassen haben, und jetzt in Afrika oder am Ural kämpfen sollen. Manche
ziehen euphorisch an die Front, und werden, wenn überhaupt, verletzt an
Leib und Seele zurückkehren.

Das Leben zuhause auf den Höfen verändert sich; die Männer fehlen im
Stall und auf dem Acker. Jetzt kommen Fremde nach Ilse, Zwangsarbeiter
aus Frankreich, Polen und Russland. Und als immer öfter das Ruhrgebiet
Ziel der alliierten Bomber wird, steht eines Tages eine
Flüchtlingsfamilie mit sieben Kindern auf dem Hof der Teikemeyers und
soll einquartiert werden. Bei der Ernte müssen alle mit anpacken,
Einheimische, Zwangsarbeiter, Flüchtlinge. Wer sein Soll nicht abliefern
kann, gilt in den Augen der nationalsozialistischen Ortsgruppenleiter
als Saboteur. Die Abgabepläne werden streng kontrolliert - die
Landbevölkerung muss das Volk auch im Krieg ernähren. Auf den Straßen
sehen die Ilser die Gefangenen aus dem nur wenige Kilometer entfernten
Konzentrationslager Lahde, einem Arbeits- und Erziehungslager. Sie sehen
auch die Toten, die dort heraus geschoben werden. Und bringen sie doch
mit ihrem Leben nicht in Verbindung. Noch nicht.

In Ilse fallen keine Bomben, muss niemand im Luftschutzkeller zittern.
Man lebt unpolitisch nach dem Motto: Irgendwie muss es ja weitergehen.
Wenn nicht in den letzten Kriegstagen eine versprengte Einheit den
Befehl gehabt hätte, jedes Dorf zu verteidigen, wäre in Ilse nie
geschossen worden. Und dennoch weicht die anfängliche Kriegsbegeisterung
auch hier bald dem Schrecken. Die Stimmung kippt mit den ersten
Gefallenenmeldungen von der Front. Bauernfamilien verlieren mit den
Söhnen auch die Erben für den Hof, der seit Jahrhunderten in
Familienbesitz war. Wie soll es jetzt weitergehen?

Film von: Lothar Schröder 



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