[WestG] [AKT] 60 Jahre Grundgesetz: LWL erinnert an eine der "Muetter" der Verfassung

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Mai 25 11:05:49 CEST 2009


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 20.05.2009, 14:14


AKTUELL

60 Jahre Grundgesetz
LWL erinnert an eine der "Mütter" der Verfassung

Konrad Adenauer, Theodor Heuß, Carlo Schmid - allesamt 
männliche politische Persönlichkeiten, die dem 
Parlamentarischen Rat angehörten, der am Samstag (23.5.) vor 60 
Jahren das Inkrafttreten des Grundgesetzes verkündete. Unter 
den 65 Mitgliedern der verfassungsgebenden Versammlung waren 
aber auch vier Frauen vertreten.

An eine der vier "Mütter des Grundgesetzes" erinnert der 
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum runden Geburtstag 
der deutschen Verfassung: Friederike Nadig, 1897 in Herford 
geboren, Sozialdemokratin und von 1930 bis 1933 Mitglied des 
Westfälischen Provinziallandtages, dem Vorgänger der 
LWL-Landschaftsversammlung.

"In einer Zeit, in der Frauen sich gesellschaftlich noch in 
einer unterordnenden Rolle befanden, hat sich Friederike Nadig 
aktiv in die Gestaltung eines neuen, eines demokratischen 
Deutschlands eingemischt", sagte Maria Seifert, Vorsitzende des 
Westfalenparlaments. Nadig habe sich mit großem Engagement für 
eine gleichberechtigte Stellung von Mann und Frau eingesetzt.

Zudem sei sie entschieden für die rechtliche Gleichstellung von 
unehelichen und ehelichen Kindern sowie für ein Recht auf 
Kriegsdienstverweigerung eingetreten. Friederike Nadig machte 
sich auch für den Schutz von Ehe, Jugend und Familie stark. Von 
Eltern forderte sie eine Erziehung ihrer Kinder zu Demokratie 
und Rechtsstaatlichkeit.

Die versierte Sozialpolitikerin Nadig wuchs in einem 
sozialdemokratisch geprägten Elternhaus auf. Im Alter von 19 
Jahren trat sie inmitten des Ersten Weltkrieges der SPD bei - 
drei Jahre bevor Frauen in Deutschland das Wahlrecht 
zugesprochen wurde. Im Jahr 1922 bestand sie ihr Staatsexamen 
zur Wohlfahrtspflegerin und arbeitete fortan beim Jugendamt 
Bielefeld.

1933 belegten die Nationalsozialisten Nadig mit einem 
Berufsverbot, sie verlor ihre Arbeit und die Mitgliedschaft im 
Provinziallandtag. Zwischen 1946 und 1966 war Friederike Nadig 
Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Ostwestfalen, von 1947 
bis 1950 Mitglied des NRW-Landtages und von 1949 bis 1961 
Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Am 14. August 1970 starb 
Friederike Nadig in Bad Oeynhausen.


Mehr Informationen über die Mailingliste Westfaelische-Geschichte