[WestG] [AUS] 100 Jahre Stadtbuecherei: Von Buergern fuer Buerger, Muenster
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Mär 27 11:22:31 CET 2009
Von: "Stadt Münster" <info at presse-service.de>
Datum: 26.03.2009, 12:05
AUSSTELLUNG
100 Jahre Stadtbücherei: Von Bürgern für Bürger
Ausstellung zeigt wechselvolle Geschichte /
Gelegenheiten zur Geburtstagsfeier für Jung und Alt /
Geschenke erbeten
Vor hundert Jahren - am 1. April 1909 - überließ die Stadt
Münster dem Katholischen Bücher- und Lesehallenverein das
Krameramtshaus für eine symbolische Miete von einer Mark.
Am 23. Mai stattete dann die Stadtverordnetenversammlung der
öffentlichen Bücher- und Lesehalle einen Besuch ab und sagte
eine finanzielle Förderung zu. Das Versprechen wurde dann in
einer der nächsten Sitzungen des Gremiums eingelöst und der
Zuschuss beschlossen. Damit übernahm die Stadt wesentlich die
Verantwortung für den Betrieb der Bibliothek.
Anders aber als in anderen Städten, wo um die Jahrhundertwende
herum aus den Lesehallen städtische Bibliotheken wurden, blieb
die Bücher- und Lesehalle in Münster viele Jahre in der
Trägerschaft des Vereins. Dies sollte sich erst ändern, als in
Deutschland und auch in Münster die Nationalsozialisten die
Macht übernahmen. Sie strichen die Zuschüsse für den
Lesehallenverein, entzogen diesem das Nutzungsrecht für das
Krameramtshaus und eröffneten dort am 15. April 1935 eine
Städtische Volksbücherei und Lesehalle, die dann 1938 in
Stadtbücherei umbenannt wurde.
"Obwohl es hier einen Bruch in der Geschichte der Institution
gegeben hat, ist es dennoch berechtigt, in diesem Jahr das
Jubiläum zu feiern", betont Kulturdezernentin, Dr. Andrea Hanke,
"denn die Stadtbücherei sieht sich heute in der Tradition der
Bücher- und Lesehalle, deren Gründer Wert darauf gelegt haben,
allen 'Konfessionen und Ständen ohne Unterschied zu dienen' -
wie es damals hieß."
Ausstellung zur 100-jährigen Geschichte
Die Stadtbücherei nimmt das Jubiläum zum Anlass, vom 27. März
bis zum 25. April in einer kleinen Ausstellung Bilder und
Gegenstände aus der 100-jährigen Geschichte zu zeigen. Dazu
gehört auch ein Bücherverzeichnis der "Öffentlichen Bücher- und
Lesehalle" aus dem Jahre 1930, das Spuren dieser wechselvollen
Geschichte trägt. Im Innern sind die Titel der Autoren
gestrichen, deren Werke am 10. Mai 1933 verbrannt wurden. Auf
dem Titelblatt ist das Wort "Öffentliche" gestrichen - ein
Hinweis auf die Umsetzung eines Regierungserlasses vom
28. Dezember 1933, der allen Büchereien in freier Trägerschaft
verbot, sich öffentlich zu nennen.
Monika Rasche, die Leiterin der Stadtbücherei freut sich
besonders darüber, ein Gästebuch entdeckt zu haben, das 1951 mit
der Wiedereröffnung der Stadtbücherei im renovierten und
erweiterten Krameramtshaus beginnt. Es enthält ein Chronogramm,
mit dem der Verein der Kaufmannschaft das alte Gildenhaus der
Stadtbücherei widmet. Außerdem befindet sich in dem Buch die
Unterschrift des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss,
der bei seinem Münsterbesuch im Jahre 1953 auch in der
Stadtbücherei zu Gast war.
Aus der neueren Zeit stammt ein kleines, kunstvolles Modell, mit
dem sich das Architektenehepaar Bolles-Wilson im Jahr 1986 an
dem Wettbewerb zum Neubau der Stadtbücherei beteiligt hat.
Zeitreise in die Vergangenheit
Für die Kinder ab 6 Jahren ist zum Jubiläum eine Zeitreise in
die Vergangenheit vorgesehen. Am Freitag, 3. April 2009, lädt
um 17 Uhr die Stadtbücherei in den Gewölbekeller des
Krameramtshauses - dorthin, wo sich von 1980 bis 1993 die
Kinderbücherei befand. Dort unten liest Beate Reker aus dem
preisgekrönten niederländischen Kinderbuch "Ein Schaf fürs
Leben" von Maritgen Matter die spannende, hintersinnige
Geschichte einer besonderen Freundschaft.
Der Freundeskreis der Stadtbücherei feiert mit und spendet
Kuchen und Getränke. Eine kleine Ausstellung mit großen Fotos
zeigt, wie es früher in der Kinderbücherei aussah; auch einige
der Bibliothekarinnen scheinen aus der Vergangenheit zu kommen…
Geburtstagsgeschenke erbeten
Außerdem bittet der Freundeskreis um Geburtstagsgeschenke für
die Stadtbücherei. In der Woche vom 30. März bis 3. April,
jeweils von 15 bis 18 Uhr, präsentiert der Freundeskreis im
Foyer der Stadtbücherei stark nachgefragte Bücher, aus denen
die Besucher ihr Geschenk auswählen können. Jeder erhält für
seine Spende eine entsprechende Quittung und erscheint auf
Wunsch auch als Spender in dem Buch.
Die Aktion wird an allen Aprilsamstagen von 11 bis 15 Uhr
wiederholt und findet zusätzlich auch am 23. April - dem Tag
des Buches - von 15 bis 18 Uhr statt. Gertraud Horstmann, die
Vorsitzende des Freundeskreises, erhofft sich von der Aktion
viele neue Bücher für die Stadtbücherei, damit deren Angebot
noch attraktiver wird.
"Der Spinnenmann" - Theater im Jubiläumsjahr
Während des gesamten Jubiläumsjahres wird mit freundlicher
Unterstützung des städtischen Kulturamtes zu verschiedenen
Terminen das Theaterstück "Der Spinnenmann" aufgeführt. Dieses
Stück um einen Bibliotheksburschen eines Herzogs um 1700 wurde
vom Theater "Freuynde und Gaesdte" für die Stadtbücherei
konzipiert.
Der halbwüchsige Diener beeindruckt seinen Fürsten so sehr,
dass dieser ihm eine Ausbildung ermöglicht. Der Junge studiert
und erlangt die Doktorwürde. Diese wahre Geschichte wäre an
sich schon erzählenswert genug. Ganz und gar erstaunlich wird
sie durch den Umstand, dass der Lakai ein schwarzer Sklave war,
der - als Kind von der Goldküste nach Amsterdam verschifft -
schließlich 1734 zum ersten farbigen Universitätslehrer
Europas berufen wurde. Am Tag des Buches am 23. April lädt
die Stadtbücherei um 20.30 Uhr zur öffentlichen Probe ein.
Die Premiere folgt am 5. Mai.
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