[WestG] [AKT] Schwere Kunst im Kloster Bentlage: LWL-Landesmuseum verleiht mittelalterliche Steinskulpturen

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Mär 6 09:57:51 CET 2009


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 05.03.2009, 09:38


AKTUELL

Schwere Kunst im Kloster Bentlage
LWL-Landesmuseum verleiht mittelalterliche Steinskulpturen 

Das Kloster Bentlage bei Rheine (Kreis Steinfurt) hat in der 
ersten Märzwoche gewichtige "Gäste" empfangen: Die 
Skulpturengruppe "Handwaschung Pilati" von Heinrich 
Brabender aus dem LWL-Landesmuseum für Kunst und 
Kulturgeschichte in Münster ist eingetroffen. Die 
Steinskulpturen aus dem Museum des Landschaftsverbandes 
Westfalen Lippe (LWL) sind nicht nur 1.200 Kilo schwer, auch 
bei der künstlerischen Qualität und ihrer Bedeutung für die 
Klostergeschichte sind die Leihgaben Schwergewichte. 

Dass sich Pilatus mit seinen Begleitern jemals auf Reisen 
begeben würde, hätte man bis vor Kurzem nicht für 
möglich gehalten. Aber nun gab es keine Wahl. Das 
LWL-Landesmuseum erhält einen Neubau und während 
der Bauzeit müssen alle Skulpturen die Baustelle verlassen. 
Pilatus in dieser Zeit in Bentlage zu präsentieren, war die 
Idee von Dr. Hermann Arnhold, Direktor des 
LWL-Landesmuseums in Münster. "Durch die 
Zusammenführung der 'Handwaschung Pilati' mit den 
Lettnerfiguren aus Bentlage im mittelalterlichen Ambiente 
des Klosters sind die bedeutenden Werke auch während 
der Bauphase für die Öffentlichkeit zugänglich", erklärt er. 

Als die Bentlager Kreuzherren im Jahre 1500 ihre Kirche
mit Apostelfiguren schmücken wollten, vergaben sie den 
Auftrag an einen Bildhauer ihrer Region, den Münsteraner 
Heinrich Brabender. Mit ihrem Auftrag bewiesen die 
Kreuzherren Mut: die Bentlager Lettnerfiguren gelten als 
die frühesten erhaltenen Werke des Meisters. Die Qualität
der ausgeführten Arbeiten gab ihnen Recht. Noch heute 
gelten die Apostelfiguren als Hauptwerke des "mester 
Hynrick Brabender, beldensnyder".

Ein wichtiges Kennzeichen der Bentlager Lettnerfiguren 
ist, dass Brabender sie als Sitzfiguren gestaltete. Dieses 
Motiv taucht auch bei der über 20 Jahre später geschaffenen
"Handwaschung Pilati" wieder auf: Pilatus sitzt auf einem 
mächtigen Thronsessel, er wendet sich nach links, wohl in 
der Absicht, seine Hände "in Unschuld zu waschen". 

Ob dies tatsächlich dargestellt war, ist heute nicht mehr 
bekannt. Denn im Frühjahr 1534 wurde die Statuengruppe 
von Wiedertäufern in Stücke geschlagen und als Füllmaterial 
für die Schanzen der Befestigungsanlage von Münster 
verwendet, mit denen sich die Rebellen vor den 
herannahenden Truppen des Bischofs von Münster schützen 
wollten. Im Jahr 1897/98 wurden sie bei einer archäologischen
Ausgrabung wieder entdeckt. Neben Pilatus wurden die
Statue des dornengekrönten Christus und Fragmente 
verschiedener Assistenzfiguren gefunden. Seither 
waren sie im LWL-Landesmuseum in Münster ausgestellt.

Neben den Skulpturen werden demnächst weitere 
Kunstwerke von Münster nach Rheine für eine 
Museumspräsentation ausgelagert, die ab August die 
Klosterbesucher erwartet. Unter dem Titel "Der Blick in 
die Moderne" werden rund 40 Werke der klassischen 
Moderne aus dem LWL-Landesmuseum in der ehemaligen 
Klosteranlage gezeigt.


INFO

Veranstaltungshinweis
Am Tag der offenen Tür im Kloster Bentlage, am 
29. März um 11 Uhr, werden Dr. Beilmann-Schöner, 
Leiterin des Museums Kloster Bentlage, und 
Dr. Hermann Arnhold, Direktor des LWL-Landesmuseums 
für Kunst und Kulturgeschichte, die "gewichtigen Gäste" 
in einem Salongespräch der Öffentlichkeit vorstellen.

Der LWL im Überblick:

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als
Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,5 Millionen Menschen
in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 19 Krankenhäuser, 17
Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit
Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der
Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die
sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien
Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie
tragen und finanzieren den Landschaftsverband, den ein Parlament mit 100
Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert.



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