[WestG] [AUS] Drei Exponate aus Sprockhoevel sind in der Preußen-Ausstellung zu sehen, Luedenscheid, bis 21.06.2009

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Feb 16 10:58:52 CET 2009


Von: "Karin Holtze-Diefenbruch" <Holtze-Diefenbruch at sprockhoevel.de>
Datum: 13.02.2009, 13:21


AUSSTELLUNG

Drei Exponate aus Sprockhövel sind in der Preußen-Ausstellung in 
Lüdenscheid zu sehen. Mathilde Franziska Anneke wird als 
bedeutende Frau aus der Grafschaft Mark vorgestellt.

Seit 400 Jahren gehören die Grafschaften Mark und Ravensberg 
sowie das Herzogtum Kleve zu Brandenburg-Preußen. Aus Anlass 
dieses Ereignisses finden in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen 
einige Ausstellungen statt. Unter dem Thema "Preußen - Aufbruch 
in den Westen" zeigen die Museen Stadt Lüdenscheid bis zum 21. 
Juni eine Ausstellung über die ehemalige Grafschaft Mark im 
preußischen Herrschaftsbereich ab 1609.

Die Grafschaft Mark war das Territorium zwischen Hamm und 
Meinerzhagen, Gelsenkirchen und Soest (mit Ausnahme der Stadt 
Dortmund). Auch das Gebiet um Sprockhövel an der Grenze zum 
Herzogtum Berg war seit dem 14. Jahrhundert märkisch. Die 
märkischen Grafen regierten als Landesherrn später auch die 
Herzogtümer Kleve, Jülich und Berg sowie die Grafschaft 
Ravensberg (Raum Bielefeld) und die Herrschaft Ravenstein an der 
Maas in der niederländischen Provinz Nordbrabant. Nachdem der 
letzte Landesherr, Wilhelm, 1609 kinderlos verstorben war, 
fielen Kleve, Mark und Ravensberg an das verwandte Haus 
Brandenburg, dessen Vertreter ab 1701 Könige in Preußen waren. 
Diese Territorien, zu denen sich ab 1648 Minden gesellte, waren 
der Brückenkopf Preußens in den Westen des Reiches.

In Lüdenscheid sind auch drei Exponate aus dem Stadtarchiv 
Sprockhövel zu sehen. Als eine bedeutende Persönlichkeit der 
Mark wird Mathilde Franziska Anneke vorgestellt, die 1817 in 
Sprockhövel-Hiddinghausen geboren wurde. In der Ausstellung ist 
die Reinzeichnung für die Anneke-Briefmarke der Deutschen 
Bundespost von 1988 zu sehen, ein Foto des Ehemannes Fritz 
Anneke mit den gemeinsamen Kindern sowie ein Foto ihres 
Grabsteins in Milwaukee (Wisconsin, USA). Die Journalistin und 
Schriftstellerin Mathilde Franziska Anneke gehörte zu den 
führenden Köpfen der bürgerlich-demokratischen Revolution von 
1848/49 in Rheinland-Westfalen. Sie floh mit ihrer Familie 1850 
vor der Verfolgung durch den preußischen Staat in die USA und 
gilt heute vor allem als Wegbereiterin der deutschen und 
amerikanischen Frauenbewegung.

Das Motto der Ausstellungsreihe, zu der neben Lüdenscheid auch 
Ausstellungen in Altena, Hamm Bielefeld, Wesel und Minden 
gehören, "Wir sind Preußen", hätte Mathilde Franziska Anneke 
sicher nicht begeistert. Sie erlebte in den 1840er Jahren den 
preußischen Staat als antidemokratischen Zensor und Unterdrücker,
 der im Sinne einer feudalen Herrschaftselite die Interessen des 
Volkes mit Füßen trat. Auch als sie später zu Besuchen in der 
alten Heimat weilte, machte sie in den Briefen an ihren Mann 
(1862 bis 1866) aus ihrer kritischen Einstellung gegenüber dem 
autoritären Preußen und dem erstarkenden deutsch-nationalen 
Zeitgeist keinen Hehl. Auf die nationale Aufbruchstimmung in 
diesen Jahren reagierte sie hellsichtig und resigniert.

"Ich kann, wie andere Leute, über meinen Preußenhass nicht 
hinwegkommen und bemühe mich, so indifferent wie möglich zu 
sein." "So blühend war die Reaktion noch nie .. . In Deutschland 
ist das Volk so weit zurück, zurück in seinem Nationaldusel, in 
dem es nicht an seine Verfassung, sondern nur an seine 
Kaiserkrönung denkt ..." "An die Revolution in Deutschland 
glaube ich nicht. Der Michel (= der Deutsche, K.H.) kann zu 
viele Fußtritte vertragen und fürchtet sich zu sehr vor den 
Gendarmen."

Im Rahmenprogramm "Kultur-Salon: Preußen ist auch weiblich" 
findet am Samstag, den 21. Februar um 16.00 Uhr im Museumscafé 
eine Vortragsveranstaltung über Anneke statt: "Mathilde 
Franziska Anneke (1817-1884) - eine Revolutionärin und 
Feministin des 19. Jahrhunderts". Referentinnen sind Elisabeth 
Wilfart, Gleichstellungs- und Agenda-Beauftragte der Stadt 
Lüdenscheid und die Historikerin Verena Kasperek.


INFO

Mehr Infos unter
URL: www.1609-nrw.de 

Ansprechpartner/in: Frau Hockamp
Tel.: (0 23 24) 97 01 555


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