[WestG] [KONF] Politische Partizipation von Frauen im 20. Jahrhundert, Muenster, 05.12.2008

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Nov 11 11:11:27 CET 2008


Von: "Julia Paulus" <julia.paulus at lwl.org>
Datum:  07.11.2008, 15:44


TAGUNG

LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster, 
Münster 05.12.2008, Landeshaus - 
Sitzungssaal der Landschaftsversammlung -,
Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48147 Münster
Deadline: 20.11.2008

Politische Partizipation von Frauen im 20. Jahrhundert: 
Parlamentarierinnen in Westfalen und im Rheinland

Anlässlich der im Jahre 2008 stattfindenden Jubiläen zur Reform 
des preußischen Vereinsrechts (1908) und der Einführung des 
Frauenwahlrechts im Deutschen Reich (1918) möchte sich die 
geplante Tagung des LWL-Instituts für westfälische 
Regionalgeschichte mit der Frage beschäftigen, auf welche Weise 
sich Politikkarrieren von Frauen in der Region Westfalen im 20. 
Jahrhundert gestalteten.

Seit Anbeginn gehörte das Thema politische Partizipation zu der 
bedeutsamsten Forderung der in konfessionellen, berufsbezogenen, 
karitativen und Bildungs-Vereinen organisierten 
Frauenbewegungen. Der Begriff ‚Partizipation’ umfasste hierbei 
stets alle Verhaltensweisen von Bürgerinnen, die allein oder in 
einer Gruppe Einfluss auf allen Ebenen des 
politisch-gesellschaftlichen Systems ausübten, sowohl innerhalb 
des konventionell-politischen Bereichs der Parteien und 
Parlamente wie auch in den sogenannten Vorfeldorganisationen des 
bereits zu Ende des Kaiserreichs weit entfalteten Vereinswesens. 
Allerdings wurde das Engagement von Politikerinnen in der 
Öffentlichkeit häufig genug lediglich kritisch diskutiert, was 
nicht zuletzt dazu führte, dass das 20. Jahrhundert als eine 
Epoche erscheint, zu deren Charakteristika gerade die mangelnde 
Präsenz von Frauen im politisch-öffentlichen Raum gehörte.

Bislang wurden diese Beobachtungen häufig nur unter der 
Fragestellung diskutiert, welche Schwierigkeiten und Probleme 
für die auffällig niedrige Repräsentanz von Frauen in 
politischen Gremien und in der politischen Öffentlichkeit 
anzuführen seien. Gängige Partizipationskonzepte, die allgemein 
mit dem Nachweis verbunden waren, dass die Defizite der Frauen 
in ihrem jeweiligen Engagement bzw. ihrer politischen 
Partizipation lägen, transportierten hierbei einen 
Politikbegriff, der sich auf den klassischen Horizont 
politischer Institutionen und Akteure bezog. Alles, was darüber 
hinaus ging, galt als vor- und unpolitisch. Ein solcher 
Politikbegriff jedoch vermittelt wiederum nur die gängige 
fiktive Trennung von öffentlicher und privater Sphäre und 
blendet somit häufig weitergehendes gesellschaftliches 
Engagement als nicht politikrelevant aus.

Auf dieser Tagung soll deshalb der Versuch unternommen werden, 
an regionalen Beispielen über biografiegeschichtliche 
Zugriffsweisen politische Partizipation in einem weiteren Sinne 
zu verstehen: als umfassendes Engagement der an 
gesellschaftlichen Prozessen Beteiligten. Auf diese Weise möchte 
die Tagung insbesondere dem Selbstverständnis, dem jeweiligen 
Politisierungsprozess, den politischen Strategien und 
(geschlechts-)spezifischen Zugangs- und Handlungsmöglichkeiten 
sowie dem Umgang mit Macht von Frauen in vornehmlich männlich 
strukturierten parlamentarischen Räumen nachgehen. Im Zentrum 
der Tagung stehen somit Fragen nach den Karrieremöglichkeiten 
sowohl von Parlamentarierinnen wie auch von Politikerinnen als 
Lobbyistinnen.

Da bislang nur wenige kollektivbiografische Untersuchungen zu 
Politikerinnen der Regionen Westfalen und Rheinland vorliegen, 
besteht das Ziel dieser Tagung zunächst darin, beispielhaft - 
für noch vorzunehmende Forschungen in Westfalen/NRW - bereits 
durchgeführte Biografieprojekte zu Parlamentarierinnen anderer 
Landesteile vorzustellen. Hierbei soll es in erster Linie darum 
gehen, den besonderen Stellenwert von biografischen 
Herangehensweisen, deren Fragestellungen und Zugriffsweisen zu 
Politikerinnen-Karrieren zu diskutieren.

Darüber hinaus möchte diese Tagung, die in Kooperation mit dem 
LWL-Industriemuseum, Zeche Zollern II/IV, auch als Vorbereitung 
für ein gleichlautendes Ausstellungsprojekt stattfindet, durch 
Koordinationsinitiativen eine stärkere Vernetzung von 
entsprechenden Forschungsverbünden in der Region bewirken.


Programm: 

9.30 Uhr   
Anmeldung

10.00 Uhr  
Begrüßung   

10.15 Uhr  
Einführung
(Dr. Julia Paulus, Münster)

Biografische Projekte I: Die Mühsalen des Anfangs... 

10.45 Uhr  
(Stadt-)Politikerinnen ohne Legitimation? 
Politisches Handeln von bürgerlichen Frauen im Kaiserrreich
(Dr. Kerstin Wolff, Kassel)

11.30 Uhr  
"Newcomerinnen" in den Parlamenten. Politikerinnen in der 
Weimarer Republik
(Dr. Elke Stolze, Halle a. d. Saale) 

12.15 Uhr  
Mittagspause

Biografische Projekte II: Die (institutionellen) Ebenen 
politischer Arbeit

13.30 Uhr  
Politik- und Karriereverläufe von Kommunalpolitikerinnen - eine
kollektive Biographie der Frankfurter Nachkriegspolitikerinnen 
(Dr. Elke Schüller, Frankfurt)

14.15 Uhr   
Landtagspolitikerinnen in der Bundesrepublik 
(Dr. Susanne Sander, Hamburg)

15.00 Uhr   
Kaffeepause 

Biografisches Projekt III: Parteipolitische Handlungsfelder

15.30 Uhr   
Frauenpolitik im Dienst der Partei. Sozialdemokratinnen im
Parlamentarischen Rat und Deutschen Bundestag 
(Dr. Gisela Notz, Berlin)

16.15 Uhr   
Zwischen Tradition und Emanzipation. CDU- und FDP-Politikerinnen 
in bundesrepublikanischen Parlamenten 
(Dr. Petra Holz, Bad Münstereifel)

17.00 Uhr   
Erfahrungen in und mit der Politik. Politikerinnen der Fraktion
Bündnis90/Die Grünen im Niedersächsischen Landtag 
(Dr. des. Amalia Sdroulia, Hannover)

17.45 Uhr   
Schlussdiskussion: "Politikerinnen zwischen Partei und Parlament"

Ende der Tagung ca. 18.30 Uhr


INFO

Dr. Julia  Paulus
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
Karlstraße 33
48147 Münster
0251/591-5880
0251/591-3282
E-Mail: julia.paulus at lwl.org 
URL: http://www.lwl.org/LWL/Kultur/WIR/