[WestG] [AKT] Zur Geschichte der juedischen Gemeinde Dorsten, Dorsten, 13.11.2008

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Nov 6 10:49:09 CET 2008


Von: "Forum Geschichtskultur"  <forum at geschichtskultur-ruhr.de>
Datum: 05.11.2008, 08:31
Übernahme aus der E-Mailing-Liste "geschichtskultur ruhr"


AKTUELL

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Dorsten
Referentin: Johanna Eichmann, Dorsten
Donnerstag, 13. November 2008, 19.30 Uhr

Erste Zeugnisse jüdischen Lebens in Dorsten datieren von 1808, 
obgleich bereits 1628 die Existenz eines "Judenfeldes", 
gemeinhin ein Judenfriedhof, außerhalb der Stadt aktenkundig 
ist. 1808 erhielten zwei jüdische Handelsleute ihre 
Niederlassungserlaubnis für Dorsten. Der Bürgermeister warb bei 
der Königlichen Regierung Münster mit der Begründung, dass eine 
"Concurrens in dem Fleischhauer-Gewerbe für die Stadt ... in 
oeconomischer Hinsicht von Vortheil seyn dörfte". Während des 
langsamen, kontinuierlichen Wachstums der Gemeinde entwickelte 
sich auch in Westfalen ein neues jüdisches Selbstverständnis, 
befördert durch das Emanzipationsedikt von 1812, mit dem die 
Juden ein Anrecht auf die preußische Staatsbürgerschaft 
erhielten.

Zur gleichen Zeit entstand in der jüdischen Gemeinschaft ein 
neuer Konflikt: Es ging um die Reform des Gottesdienstes und der 
Bildung. Die neuen Bestrebungen spalteten auch die Dorstener 
Gemeinde. 1853 konstatierte der Bürgermeister, dass es infolge 
des Streites hier nun zwei Synagogen gebe. Die Gemeinde war zu 
dieser Zeit räumlich eine der ausgedehntesten im Land, aber ohne 
inneren Zusammenhalt. Während das Ruhrgebiet an Bedeutung gewann,
 verlor das ländliche Dorsten an Kaufkraft. 1932 wurde die das 
westliche Vest Recklinghausen umfassende "Synagogenhauptgemeinde 
Dorsten" aufgelöst. Es blieb die weitaus kleinere und 
unbedeutendere "Synagogengemeinde Dorsten".

Ein Jahr später bahnte sich mit dem Sieg der Nationalsozialisten 
das Ende der Gemeinde an. Am 23. Januar 1942 wurde sie durch die 
Deportation aller ihrer Mitglieder in das Ghetto Riga 
ausgelöscht. Seitdem gibt es keine jüdische Gemeinde mehr in 
Dorsten.

Johanna Eichmann, Ehrenvorsitzende des Trägervereins, war bis 
2006 Leiterin des Jüdischen Museums Westfalen.


INFO

Veranstaltungsort: 
Jüdisches Museum Westfalen
Julius-Ambrunn-Straße 1
46282 Dorsten
URL: http://www.jmw-dorsten.de/index.php?action=home