[WestG] [AUS] "Der Bildhauer Wilhelm Haverkamp - vom Muensterland nach Berlin", Luedinghausen und Senden, 22.03.2009 bis Ende Mai 2009
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Nov 4 11:40:37 CET 2008
Von: "Ursula König-Heuer" <ursula.koenig-heuer at kreis-coesfeld.de>
Datum: 04.11.2008, 10:18
AUSSTELLUNG
"Der Bildhauer Wilhelm Haverkamp - vom Münsterland nach Berlin":
Ausstellung in Lüdinghausen und Senden ab dem 22.3.2009.
Ehre und Last der kaiserlichen Gunst - "Wäre ich nicht der
Kaiser, so möchte ich Bildhauer sein" soll Wilhelm II. gesagt
haben. Glaubwürdig oder nicht: Wer in den Nachlass des 1864 in
Senden geborenen Berliner Bildhauers und Kunstprofessors schaut,
könnte an die Existenz des kaiserlichen Ausspruchs glauben.
Demnach waren Besuche seiner Exzellenz in Haverkamps
Künstleratelier in Friedenau bei Berlin, in dem etliche
Kunstwerke für Wilhelm II. entstanden, keine Seltenheit.
Wie aber war der oberste Repräsentant des Deutschen Reiches in
der Kunst- und Kulturmetropole Berlin, die um die
Jahrhundertwende Anziehungspunkt für viele namhafte Künstler war,
auf den noch nicht etablierten Münsterländer aufmerksam
geworden? Als Mitarbeiter in einem der berühmtesten Berliner
Bildhauerateliers unter Leitung seines ehemaligen Professors
Fritz Schaper, der Haverkamp eigenverantwortlich an
hochkarätigen Aufträgen beteiligte, boten sich ihm
richtungweisende Karrierechancen. Nicht nur die hohe Qualität
seiner künstlerischen Arbeiten sondern auch die Referenzen
Schapers ebneten Haverkamp den Weg zu einem anerkannten
wohlhabenden Künstler.
Der direkte Kontakt mit dem Kaiser entstand im Zusammenhang mit
Haverkamps Auftrag für das Denkmal des "Großen Kurfürsten" in
Minden 1899. Als Hohenzollernoberhaupt hatte Wilhelm II. sich
die Genehmigung jeglicher Darstellungen von Familienmitgliedern
vorbehalten, so natürlich auch für die Figur des Kurfürsten. Der
Monarch besuchte Haverkamp während der Arbeiten in seiner
Werkstatt und zeigte sich trotz kleiner Änderungswünsche so
beeindruckt, dass er einen Zweitguss für die Kieler Woche in
Auftrag gab.
Der Durchbruch war geschafft: Haverkamp erhielt in den nächsten
Jahren ertragreiche Aufträge vom Kaiser, wie z.B. die
Ausgestaltung der kaiserlichen Dampfer, das Krupp-Denkmal in
Kiel u.a.. Für das "Kaiser-Friedrich-Museum", dem heutigen
Bodemuseum auf der Berliner Museumsinsel gestaltete er die
Medaillen zur Einweihung. Die Beauftragung Haverkamps mit der
Leitung der ersten Bildhauerklasse an der Unterrichtsanstalt des
Königlichen Kunstgewerbemuseums im Jahr 1901 und die Ernennung
zum Professor 1903 waren weitere Schritte zu einem gesicherten
Einkommen für sich und seine mehrköpfige Familie.
Zu Beginn seines Künsterdaseins war die wirtschaftliche Zukunft
für den aus einfachen Verhältnissen stammenden Haverkamp
offensichtlich des öfteren Anlass zur Sorge gewesen. Folgende
Zeilen aus einem Gratulationsbrief eines Freundes aus Münster
geben Aufschluss: "Wer hätte das gedacht, dass sich alles so zu
deinem Besten gewendet, wo du immer in banger Sorge oft um deine
Zukunft warst". Ebenfalls im Auftrag des Kaisers arbeitete
Haverkamp 1903 mit der Créme de la Créme der Berliner
Bildhauerrige zusammen und zwar beim künstlerischen Schmuck des
Platzes "Großer Stern" im Tiergarten. Karl Begas, Max Baumbach,
Fritz Schaper und Wilhelm Haverkamp waren auserkoren, eine
Jagdgruppe mit vier Jagdszenen zu gestalten. Wilhem II. hatte,
wie immer, konkrete Vorstellungen von dem Kunstwerk und
überwachte strengen Auges die Durchführung.
Die ersten Entwürfe stießen beim Monarchen nicht auf die volle
Zustimmung, so dass die Künstler entsprechende Änderungen
vornehmen mussten. Zweifellos war es im wilhelminischen
Deutschland ein Privileg, für Seine Majestät zu arbeiten,
andererseits stellte das Diktat des Kaisers eine drastische
Beschneidung der künstlerischen Freiheit dar. Moderne, vom
offiziellen "ästhetischen" Staatsstil abweichende,
Kunstströmungen waren verpönt und verachtet. Nach Ansicht des
Kaisers war Kunst, die sich über die "Gesetze der Schönheit und
Harmonie" hinwegsetzt und unter "Missbrauch" des Begriffes der
"Freiheit" der "Grenzenlosigkeit, Schrankenlosigkeit und
Selbstüberhebung" entsteht, bloßes Handwerk. Auch Haverkamp
ärgerte sich zunehmend über die Reglementierungen dieser
Auftragskunst und schuf quasi als Befreiungsakt 1906 in
Eigenregie eine bronzene Ringergruppe, für die er mit der
"Großen Goldenen Medaille" augezeichnet wurde.
INFO
Veranstaltungsdaten:
Ausstellung "Der Bildhauer Wilhelm Haverkamp -
vom Münsterland nach Berlin"
Datum: 22.3.2009 bis Ende Mai
Burg Vischering (Kulturabteilung Kreis Coesfeld)
Berenbrock 1
59348 Lüdinghausen
Tel.: 02591/7990 11
Kontakt:
Ursula König-Heuer
Kreisarchiv Coesfeld (Kulturabteilung Kreis Coesfeld)
Friedrich-Ebert-Straße 7
48653 Coesfeld
Tel.: 02541/18 4140
E-Mail: ursula.koenig-heuer at kreis-coesfeld.de