[WestG] [AKT] Kunstwerk der Skulptur-Biennale in Isselburg zu sehen
Alexander Schmidt
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Mo Jun 4 10:24:40 CEST 2007
Von: "Kreis Borken" <info at presse-service.de>
Datum: 29.05.2007, 16:23
AKTUELL
"Wanderkapelle" von 2005 trifft auf Stadtturm aus dem
15. Jahrhundert
Kunstwerk der Skulptur-Biennale in Isselburg zu sehen
Der Stadtturm in Isselburg hat "Besuch" bekommen: Seit kurzem
steht dem ziegelroten Wehrgebäude aus dem 15. Jahrhundert die
silbrig glänzende "Wanderkapelle" aus dem Jahr 2005 gegenüber,
die der Künstler Rolf Wicker für die Skulptur-Biennale im Kreis
Borken entworfen hat. Das in seiner Form aufs Wesentliche
reduzierte Kunstwerk aus Stahl und Aluminium tritt auf dem
Wohnmobilparkplatz am Isselufer in vielfältiger Weise in
Kontrast zum gegenüberliegenden Wehrturm, der im 15. Jahrhundert
vom Klever Herzog als Teil der Stadtbefestigung erbaut worden
war.
Die "Wanderkapelle", die in Name und Form auf die im Münsterland
weit verbreiteten religiösen Kleindenkmale verweist, wurde vom
Künstler bewusst als mobile Skulptur geschaffen, damit sie an
unterschiedlichen Orten und in verschiedensten thematischen
Zusammenhängen aufgestellt werden kann. Interessierte können das
Kunstwerk beim Kreis Borken ausleihen.
Zur Geschichte des Isselburger Wehrturms:
Ursprünglich eine unbewohnte Bruchlandschaft, war Isselburg noch
1392 nur eine Teilsiedlung des Amtes Millingen. 1441, zu der
Zeit, als Gutenberg die ersten Bücher druckte, erhielt der Ort
die Stadtrechte. Eine Mauer mit vier Türmen und drei Toren
umschloss ein Gemeinwesen von 73 Häusern auf elf Morgen Land.
Der mächtige, 15 Meter hohe und mit bis zu 1,75 Metern starken
Mauern versehene Eckturm der klevischen Stadtbefestigung liegt
im Süd-Osten der Stadt Isselburg. In wehrtechnischer Hinsicht
war er damals mit seinen Schlüsselscharten, die den Einsatz von
frühen Feuerwaffen ermöglichten, auf dem modernsten Stand. Dort,
wo heute die gebrochene Eingangstür in den Turm führt, stieß im
Mittelalter die Stadtmauer an. Der alte, noch erhaltene
Hocheingang war ursprünglich nur über den Wehrgang der
Stadtmauer zu erreichen. Das hohe Erdgeschoss hatte bis auf eine
Schießscharte keine Öffnungen. In diesem Raum wurden vermutlich
Waffen, Munition und Proviant gelagert.
Für mittelalterliche Verhältnisse komfortabel ausgestattet war
dagegen das Turmgeschoss, das eine guterhaltene Wohn- und
Wachstube enthielt. In diesem Raum finden sich zwei
Fensternischen mit Sitzbänken, zwei Schießnischen, ein Wandkamin
und ein Austritt zu einem ehemaligen Aborterker. Die
Wächterstube war auf dauerhafte Bewohnbarkeit ausgelegt. Neben
den Schießnischen der Schlüsselscharten waren auch die
Fensteröffnungen mit quer eingelegten Prellhölzern versehen, um
bei Gefahr als zusätzliche Schießscharten zu dienen. Ähnlich wie
heute dürfte der Turm einst ein steiles Kegeldach besessen
haben.
Eine erste Instandsetzung erfuhr der Turm am Ende des 19.
Jahrhunderts, als ihm ein Zinnenkranz im Stil der damals
populären Neugotik aufgesetzt wurde. Im Zuge einer zweiten
Sanierung wurde der Turm zwischen 1965 und 1968 von seiner
burgenromantischen Zugabe befreit. Damals wurden die
Schießscharten originalgetreu erneuert und der Turm mit seinem
heutigen Kegeldach versehen. Eine historisch möglichst
authentische Inszenierung in der Turmstube erschließt
Besucherinnen und Besuchern durch Repliken von Möbeln, Waffen
und Geschirr die Lebenswelt des mittelalterlichen Türmers. Heute
dienen das Untergeschoss und das ausgebaute Kegeldach
wechselnden Ausstellungen.
Angesichts der innen wie außen reichlich erhaltenen
Originalsubstanz hat sich der Heimatkreises Isselburg e. V. mit
seinem Vorsitzenden Paul Biermann das Ziel gesetzt, den Turm als
wichtiges Geschichtszeugnis zu erschließen und somit der
Nachwelt zu erhalten. Um eine qualitativ hochwertige, sensible
und wissenschaftlich seriöse Sanierung zu bewerkstelligen, bezog
der Heimatverein frühzeitig Archäologen, Bauforscher und
Historiker in die Arbeit mit ein. Zum Gelingen des Projekts
trugen darüber hinaus die tatkräftigen Eigenleistung von
Vereinsmitgliedern sowie die finanzielle Unterstützung durch
Privatspender, die Stadt Isselburg, den Kreis Borken und die
NRW-Stiftung bei. 2006 erhielt der Heimatkreis Isselburg e.V.
für die Restaurierung des Stadtturms und der Errichtung der
historischen Schausammlung den "Felix-Sümmermann-Preis für
Denkmalpflege".
INFO
Weitere Informationen gibt es bei der Kulturabteilung des
Kreises unter der Telefonnummer 02861 / 82 13 50
URL: www.skulptur-biennale-2005.de