[WestG] [AKT] Moorleiche Rosalinde kommt nach Herne

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Feb 28 10:48:13 CET 2007


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 23.02.2007, 12:06


AKTUELL

Moorleiche Rosalinde kommt nach Herne

Seit Freitag (23.2.) ist die 1.000 Jahre alte "Frau von Peiting" 
zu Gast im LWL-Museum für Archäologie in Herne: Eine der am 
besten erhaltenen Moorleichen Deutschlands ergänzt damit bis zum 
30. Mai die Klima-Ausstellung im Museum des Landschaftsverband 
Westfalen-Lippe (LWL). "Rosalinde" haben die Forscher die Leiche 
einer etwa 25-jährigen Frau genannt, als sie vor 50 Jahren in 
einem oberbayrischen Moor bei Peiting gefunden wurde.

Die junge Frau ist um 1100 n.Chr. wahrscheinlich am 
Kindbettfieber gestorben und, gebettet in einen zwei Meter 
langen Sarg, im damaligen See versenkt worden. Es sind sowohl 
Haut und Haare als auch große Teile der Bekleidung erhalten. Vor 
allem ihre Schaftstiefel aus Ziegen- und Rindsleder sind fast 
vollständig erhalten und wirken nach der Konservierung mit einem 
Gerberfett fast unwirklich neu.

1957 wurde die Leiche bei Torfstechen im Schwarzlachmoor 
gefunden. Der grob gezimmerte Kiefernsarg war vermutlich mit 
Steinen beschwert worden, um ihn zu versenken. Der See vermoorte 
und die Frau, die kurz zuvor ein Kind bekommen hatte, wurde 
konserviert. Über die Umstände die zu der Bestattung im See 
führten, gibt es nur Vermutungen. LWL-Archäologin Svea Rathje: 
"Offenbar war es nach damaligen Wertmaßstäben nicht möglich, die 
Frau auf einem christlichen Friedhof zu bestatten."

"Der Erhaltungszustand der Leiche ist sensationell", schätzt 
Rathje den Fund ein, der aus dem Textilmuseum Tuch und Technik 
in Neumünster kommt und seit Freitag in Herne zu sehen ist. 
Nicht nur Haut und Haare, sondern auch Teile der Kleidung und 
die Schuhe sind noch fast vollständig vorhan-den. Außer einem 
hellen Kleid aus Wollstoff fanden die Wissenschaftler auch Reste 
einer Unterbekleidung aus Leinen. In ihrem kinnlangen Haar trug 
die Frau ein gewebtes Haarband.

Der Fund "Rosalinde" ist auch wegen seines jungen Alters 
interessant. Die meisten Moorleichen stammen aus der Zeit 
zwischen etwa 600 v. Chr. und 500 n. Chr. Rosalinde löst im 
LWL-Museum die Moorleiche "Moora" aus Niedersachsen ab, die nach 
Hannover zurückkehrt. Nach dem Ende der Ausstellung in Herne 
wird auch die "Frau von Peiting" für weitere wissenschaftliche 
Untersuchungen nach Bayern reisen.