[WestG] [AKT] Ausbau des Textilmuseums in Bocholt: Gedaechtnis eines ganzen Industriezweiges

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Don Feb 10 11:22:58 CET 2005


Von "LWL-Pressestelle", <presse at lwl.org>
Datum: 09.02.2005, 13:17


AKTUELL


LWL baut sein Textilmuseum Bocholt aus als Raum für das
"Gedächtnis eines ganzen Industriezweiges" 

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) will sein 
Westfälisches Industriemuseum in Bocholt (Kreis Borken) 
zu einem der größten und bedeutendsten Textilmuseum 
Deutschlands ausbauen, in dem er eine umfangreiche 
Bandbreite historischer Textilmaschinen zeigen wird. Das 
kündigte LWL-Kulturdezernent Prof. Dr. Karl Teppe am 
Mittwoch (09.02.) in Bocholt an. Gemeinsam mit 
Museumsleiter Dr. Hermann Stenkamp stellte er die 
ehemalige Spinnerei Herding vor, die der LWL mit 
finanzieller Unterstützung der Stadtsparkasse Bocholt, 
der Stadt Bocholt, des Kreises Borken und des Landes 
gekauft hat. "Mit dem Kauf haben wir die in Deutschland 
einmalige Möglichkeit, auch eine ganze Spinnerei als 
Textilmuseum zu gestalten. Damit haben wir jetzt den 
nötigen Raum, um weitere Teile unserer Sammlung zu 
präsentieren, die sowohl in ihrem Umfang wie auch in 
ihrer Aussagekraft einzigartig auf dem europäischen 
Festland ist. Sie ist das Gedächtnis eines ganzen 
Industriezweiges", so Teppe.

Eine vorwiegend "kommunale Lösung" machte den 2,5 
Millionen Euro teuren Ankauf erst möglich: Da nur etwa 
500.000 Euro Landesmittel für den Grunderwerb zur 
Verfügung standen, steuerte die Stadtsparkasse 500.000 
Euro bei, die Stadt und der Kreis unterstützten das 
Projekt mit jeweils 300.000 Euro. Den Restkaufpreis 
zahlte der LWL.
"Für Bocholt ist das ein Feiertag. Zum einen ist die 
Erweiterung des Textilmuseums eine kulturhistori-sche 
Bereicherung der Stadt und Region. In Bocholt könnte 
eines Tages das Textilmuseum Deutschlands stehen. Zum 
anderen kann das Textilmuseum zu einem Motor und 
wichtigen Trittstein für die weitere städtebauliche 
Entwicklung des Bereichs Aa-See und Bocholter Innenstadt 
werden", begründete Bocholts Bürgermeister Peter Nebelo 
das finanzielle Engagement der Stadt. 
 
Das Museum sei bereits jetzt ein wichtiger Fixpunkt in 
der Kulturlandschaft, seine Aktivitäten wirkten in die 
ganze Region sogar bis in die benachbarten Niederlande 
so Gerd Wiesmann, Landrat des Kreises Borken. 
Sparkassendirektor Aloys Eiting betonte, dass die 
Stadtsparkasse mit ihrer bisher größten Spende dazu 
beitragen wolle, die Strahlkraft des Bocholter 
Textilmuseums weiter auszubauen.

Um ein Textilmuseum einzurichten, hatte der LWL in den 
80er Jahren eine typische kleine münsterländische 
Textilfabrik nachgebaut, da zu dieser Zeit kein 
passendes historisches Gebäude der Textilindustrie zur 
Verfügung stand. Doch der 1989 eröffnete Museumsbau nur 
Platz für eine Weberei. "Mit der ehemaligen Spinnerei 
Herding haben wir jetzt in einem Industriedenkmal auf 
vier Etagen 9.000 Quadratmeter Raum zur Verfügung. Damit 
können wir künftig die ganze Bandbreite textiler Arbeit 
zeigen - angefangen von der Garnherstellung, über die 
Weberei und Strickerei bis hin zur Veredlung wie dem 
Bleichen, Färben und Drucken sowie fertigen Produkten", 
verspricht Teppe.

In der Spinnerei, die das Schweizer Architektenbüro 
Sequin und Knobel 1907 geplant hat, will das LWL-
Textilmuseum aber nicht nur neue Dauerausstellungen 
unterbringen: Hier sollen auch Räume für 
Sonderausstellungen, Werkstätten und ein Depot 
eingerichtet werden. Bisher sind die über 300 
Großmaschinen aus allen Bereichen der Textilherstellung 
- zum Teil in Einzelteile zerlegt - in drei Depots 
untergebracht. "Dazu zählen ganze Produktionslinien wie 
etwa eine Bleicherei, aber auch ein großer Fundus an 
Mustern aus 90 Nachlässen von Textilbetrieben, die wir 
übernommen haben, und viele fertige Produkte vom 
Putzlappen bis zum Abendkleid, die nicht nur einen 
Überblick über die Mode- und Design-Entwicklung sondern 
auch über den sozialen Status der Menschen geben", so 
Stenkamp.

Das Museumskonzept, das das Museumsteam schon in ersten 
Zügen entwickelt hat, greift mehrere thematische 
Leitfäden auf. Dazu gehören die Heimarbeit und die 
Hausindustrie ebenso wie die Arbeits-kämpfe, technische 
Innovationen, Design, Mode, die Industriearchitektur und 
die Globalisierung. "Im erweiterten Museum kann man 
durch zwei Jahrhunderte Textilgeschichte und die 
wichtigsten deutschen Textilregionen wandern", 
verspricht Stenkamp.

Im ersten Bauabschnitt will der LWL Brandschutzmaßnahmen 
umsetzen, einen Lastenaufzug einbauen und eine Werkstatt 
einrichten. "Dann wollen wir möglichst schnell damit 
beginnen, unsere Maschinen zu restaurieren und sie an 
ihrem endgültigem Standort im Museum wieder 
zusammenzubauen", blickt Stenkamp in die Zukunft. Das 
alles soll aber nicht hinter verschlossenen Türen 
passieren: "Wir werden ein begehbares Depot einrichten, 
die Restaurierungswerkstatt an ausgewählten Terminen 
zugänglich machen und die neuen Museumsbereiche 
abschnittsweise eröffnen. So können Interessierten 
miterleben, wie das Museum wächst", verspricht Teppe.


INFO

Westfälisches Industriemuseum  
Textilmuseum Bocholt 
Uhlandstraße 50 
46397 Bocholt 
  
Telefon: 02871 21611-0 
Telefax: 02871 21611-33 
E-Mail: textilmuseum at lwl.org 
 
Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. 
Museumspädagogische Programme können bereits ab 9 Uhr 
gebucht werden.