[WestG] [AKT] Technische Premiere auf der Zeche Zollern II/IV: LWL-Industriemuseum setzt Fördermaschine in Bewegung
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Don Feb 10 11:34:34 CET 2005
Von "LWL-Pressestelle", <presse at lwl.org>
Datum: 10.02.2005, 08:01
AKTUELL
Technische Premiere auf der Zeche Zollern II/IV:
LWL-Industriemuseum setzt Fördermaschine in Bewegung
Am Anfang stand eine fixe Idee, jetzt ist daraus
Realität geworden: Nach 40 Jahren Stillstand wird
der Motor der 100 Jahre alten elektrischen
Fördermaschine im Westfälischen Industriemuseum
Zeche Zollern II/IV wieder surren. Am Sonntag (13.2.)
lädt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe
(LWL) zur "technischen Premiere" ein.
Museumsleiterin Dr. Ulrike Gilhaus wird die Gäste um 11
Uhr begrüßen. LWL-Kulturdezernent Prof.
Dr. Karl Teppe ist ebenso dabei wie Hans-Dieter Collinet
aus dem NRW-Städtebauministerium. Im
Mittelpunkt aber steht ein Mann: Er heißt Werner Mellin,
ist 80 Jahre alt und pensionierter Ingenieur
aus Dortmund. Seine Mitstreiter Michael Halbeisen und
Manfred Trenkle nennen ihn schlicht "den
Boss". Als Maschinenbauer bei Siemens hat er in den
1950er und 60er Jahren die Zollern-
Fördermaschine noch selbst gewartet. Deshalb kennt er
"sein Schätzchen" aus dem Effeff.
Schon damals habe ihn die imposante Anlage fasziniert,
erzählt Mellin mit leuchtenden Augen. Das
Produkt der Firma Siemens & Halske ist die älteste
elektrische Hauptschachtfördermaschine des
deutschen Bergbaus. Die technischen Daten lassen das
Ingenieurherz höher schlagen: 525 Volt
Gleichstrom, zweimotorige Maschine mit 1410 PS
Dauerleistung, 2800 PS Anfahrleistung,
Fördergeschwindigkeit max. 13 Meter/Sek., Nutzlast 4,2
Tonnen, Förderung pro Tag max. 2700
Tonnen, vierbödiger Korb für 52 Mann bei Seilfahrt oder
acht Wagen für Nutzlast.
Die Idee, den Dinosaurier der Fördertechnik wieder in
Schwung zu bringen, stammt aus dem Jahr 1997. Die
Zeche war mittlerweile Museum geworden, und
der ehemalige Siemens-Ingenieur nutzte
die Gelegenheit, den alten Maschinenbestand noch einmal
in Augenschein zu nehmen. Gemeinsam
mit dem niederländischen Elektroingenieur Jef Halmans
machte er sich dafür stark, den Maschinen
wieder Leben einzuhauchen."Ich würde mir das zutrauen,"
erklärte er und bot Museumsleiterin Dr.
Ulrike Gilhaus an, das Ungetüm wieder flott zu machen.
Wie so oft scheiterte die Umsetzung zunächst an der
Finanzierungsfrage. Eine Umwidmung von
Mitteln des Ministeriums für Städtebau und Wohnen,
Kultur und Sport machte es schließlich möglich,
notwendige Bauteile und Elektromaterial zu kaufen. "Vom
Beginn der Arbeiten bis jetzt hat das
gesamte Projekt knapp 20.000 Euro gekostet", erklärt die
Museumsleiterin. Darüber hinaus hat das
LWL-Museum eine umfangreiche Sammlung alter
elektrotechnischer Aggregate angelegen können,
die vor allem als Ersatzteile dienen. Gilhaus: "Davon
werden wir in den nächsten Jahren noch
zehren."
Seit Sommer 2003 hatten Mellin und seine Truppe auf
Zollern fast einen "Fulltime-Job". Vier Tage
die Woche, jeweils von 10 bis 16 Uhr werkelten sie im
Keller der Maschinenhalle. Neben dem
ehrenamtlichen Engagement floss auch jede Menge Know How
aus der museumseigenen Werkstatt
ein, die noch rund 1.000 Arbeitsstunden in das Projekt
steckte.
Gemeinsam konnten die Mitstreiter bereits einige
Etappensiege feiern: So rotiert der große Leonard-
Umformer schon seit einiger Zeit wieder. Er macht aus
Wechselstrom Gleichstrom und trieb die erste
elektrische Hauptschacht-Fördermaschine an. Und ein
Lichtumformer erzeugt zu
Demonstrationszwecken 150 Volt für die Beleuchtung der
marmornen Schalttafel. "Früher versorgte
dieses Aggregat das gesamte Zechengelände sowie die
Beamtenhäuser vor den Zechentoren mit
elektrischem Licht", berichtet die Museumsleiterin.
Auch die prächtige Jugendstil-Uhr, die heute noch
mahnend hoch über dem Maschinenraum prangt,
haben die Männer ans Netz angeschlossen; sie gab der
kleinen Belegschaft in den vergangenen
Monaten den Arbeitstakt vor.
Und was macht das umtriebige Rentner-Trio wenn die
Arbeit vollbracht ist? "Naja, es stehen hier ja
genug Maschinen herum, die noch instand gesetzt werden
können", schmunzelt Mellin. Und
außerdem müssten sie dringend ein paar Nachfolger
anlernen, die die Fördermaschine dann für die
nächsten 100 Betriebsjahre warten können ...
INFO
Westfälisches Industriemuseum
Zeche Zollern II/IV
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Telefon: 0231 6961-111
Telefax: 0231 6961-114
E-Mail: Zeche-Zollern at lwl.org
Geöffnet:
Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr, letzter Einlass 17.30 Uhr