[WestG] [AKT] Aelteste Scheune Westfalens ist Denkmal des Monats

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Fre Sep 17 09:50:04 CEST 2004


Von "LWL-Pressestelle", <presse at lwl.org>
Datum:  17.09.2004, 08:40 


AKTUELL

Älteste Scheune Westfalens in Sprockhövel entdeckt - LWL 
kürt Gebäude aus dem frühen 16. Jahrhundert zum Denkmal 
des Monats

Schon lange war bekannt, dass die Gebäude auf dem Hof 
"Großer Siepen" in Sprockhövel-Herzkamp (Ennepe-Ruhr-
Kreis) besonders alt sind. Eine genaue Untersuchung des 
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) überraschte die 
Experten des LWL-Amtes für Denkmalpflege jetzt jedoch 
sehr: Sie fanden heraus, das die Scheune des Hofes 1507 
gebaut wurde. "Damit ist sie die älteste bekannte 
Fachwerkscheune Westfalens", so LWL-Bauforscher Peter 
Barthold. Deshalb hat der LWL die Scheune zum Denkmal des 
Monats September gekürt.

Das genaue Alter der Scheune, die mit ihrer modernen 
Bretterverkleidung unscheinbar wirkt, haben die LWL-
Denkmalpfleger mit einer dendrochronologischen 
Untersuchung ermittelt. "Dafür haben wir den Hölzern der 
Hofgebäude Bohrkerne entnommen und die Wachstumsringe 
gemessen. Da ein Baum je nach Wetter von Jahr zu Jahr 
unterschiedlich dicke Ringe bildet, können wir anhand von 
Vergleichskurven das Fälldatum der Bäume bestimmen. 
Meistens wurde das Holz im folgenden Jahr verbaut", 
erklärt Barthold.

Sieben mächtige Ständerpaare - jeder Ständer ist etwa 40 
Zentimeter stark - tragen die Dachbalken und das 
abgewalmte Sparrendach. Die Außenwände waren von Beginn an 
verbrettert, zwischenzeitlich schützten Holzschindeln 
zusätzlich die Erntevorräte. "Auch andere Besonderheiten 
der Konstruktion sind in der Region ansonsten erst an 
ländlichen Fachwerkbauten des 17. Jahrhunderts zu 
belegen", betont LWL-Denkmalpfleger Dr. Thomas Spohn. 

Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Bäume 
zum Bau eines im Hofweiher stehenden Speichers sogar schon 
1501 gefällt worden sind. Für den Haferkasten (kleines 
Speichergebäude) haben die Untersuchungen eine Inschrift 
bestätigt, die besagt, dass das Gebäude 1597 errichtet 
worden ist. Das niedrige Wohnhaus der Altenteiler entstand 
um 1695. "Scheune und Speicher sind außergewöhnliche 
Zeugnisse einer erstaunlich Zimmermannskunst in der frühen 
Neuzeit. Genauso viel Respekt verdienen aber auch die 
vielen Generationen von Hofbesitzern, die die Hofanlage so 
gut durch die Zeiten gebracht haben. Sehr schade ist nur, 
dass das Haupthaus, das sicherlich auch aus der Zeit um 
1500 stammte, 1913 abgebrannt ist", attestiert Spohn den 
Hofgebäuden einen besonderen Denkmalwert.

Die erhaltenen Gebäude lassen erkennen, dass der Hof eines 
der bedeutendsten Anwesen des Berglandes ist. Der Hof 
liegt an einem einst wichtigen Verbindungsweg zwischen 
Ruhr und Wupper. Wie alte Steuerlisten verraten, leisteten 
seine Besitzer die höchsten Abgaben weit und breit. Sie 
betrieben neben der Landwirtschaft auch Steinkohlenbergbau 
und im 19. Jahrhundert eine Garnbleicherei.