[WestG] [AKT] CD-Rom ueber "Historische Orgeln im Ruhrgebiet" erschienen

Rita Börste rita.boerste at lwl.org
Mon Jan 26 14:07:18 CET 2004


Von: "Josef König" <josef.koenig at presse.ruhr-uni-bochum.de>
Datum: 26.01.2004, 13:39


AKTUELL

Von alten Pfeifen und Registern
CD-Rom zu "Historischen Orgeln im Ruhrgebiet"
RUB-Musikwissenschaftler durchforsteten Kirchen

Eine neue CD-Rom dokumentiert alle "historischer Pfeifen" des Ruhrgebiets.
Rund 176 Orgeln aus der Zeit vor 1945 - mehr als erwartet - fanden
Musikwissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum auf ihrer Recherchetour
durch das Revier in den Grenzen des Kommunalverbandes Ruhrgebiet (KVR). Die
aktuelle CD-Rom von Prof. Dr. Christian Ahrens, Sven Dierke und Stefan
Gruschka "Historische Orgeln im Ruhrgebiet" (Institut für Musikwissenschaft
der RUB) enthält eine musikwissenschaftliche Einleitung und umfangreiches
Datenmaterial etwa zu Geschichte, Erbauer, Standort, Register- und
Manualanzahl sowie Baujahr der Orgeln, dazu rund 2.500 Fotos. Der Clou:
Alle Register können nun die Nutzer selbst ziehen - die Benutzeroberfläche
gleicht einem Orgelspieltisch. Unterstützt wurde das Projekt mit rund
20.000 Euro von der Fritz Thyssen Stiftung. 

Ein Prachtwerk bei Krupp

Allein 19 der 176 historischen Orgeln fanden die Wissenschaftler in Bochum.
Im benachbarten Essener Dom spürten sie aber die älteste Orgel des Reviers
auf. Diesem 1664 von Heinrich Springhorum erbauten Instrument setzte der
Holzwurm im Laufe der Jahrhunderte so stark zu, dass 1934 die letzten
originalen Windladen, Pfeifen sowie Teile des Spieltisches entfernt werden
mussten. Erst in den 1960er Jahren baute der Kevelaer Orgelbauer Romanus
Seifert neue Pfeifen in das historische Gehäuse ein. Auch außerhalb des
liturgischen Raums wurden die Bochumer Musikwissenschaftler fündig, so in
der Bundesanstalt für Arbeitsschutz in Dortmund (DASA), in der eine
Kinoorgel aus dem Jahr 1928 ausgestellt ist. Gebaut wurde sie für das New
Yorker Temple Theatre, Ithaca, und von 1935 bis 1960 in der benachbarten
Methodistenkirche bespielt. Die Orgel kam 1993 über Umwege ins Ruhrgebiet,
sämtliche ihrer historischen Register sind noch vorhanden. Sogar eine
Hausorgel mit Selbstspielvorrichtung entdeckten die Forscher - in der
Kruppschen Villa Hügel. Der Hersteller schrieb damals dem Industriellen,
sie sei "ein Prachtwerk" und werde "sicherlich den Beifall" der Familie
finden.

Unschätzbare Datenbasis für Forscher und Kirchenmusiker

Orgelsachverständige der evangelischen und der katholischen Kirchen sowie
die Gemeinden und Küster vor Ort halfen dem Bochumer Team bei der
akribischen Dokumentation. Mit dieser CD-Rom steht nun eine umfangreiche
Materialbasis für die orgelkundliche Forschung bereit. Zugleich will sie
Kirchenmusiker auch für den Wert ihrer Instrumente sensibilisieren.
Angesichts oft willkürlich und unsachgemäß durchgeführter
"Modernisierungen" plädieren die Herausgeber in ihrer Dokumentation "für
einen respektvollen Umgang mit deren historischer Substanz".


INFO

Bezug und Titelaufnahme:
Historische Orgeln im Ruhrgebiet, CD-Rom herausgegeben von Christian
Ahrens, Sven Dierke und Stefan Gruschka, 2003. Die CD-Rom ist zum Preis von
30 Euro plus  Versandkosten über die Herausgeber zu beziehen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christian Ahrens, Musikwissenschaftliches Institut der
Ruhr-Universität Bochum, GA 04/48, Tel. 0234/32-22394
E-Mail: christian.ahrens at rub.de