[WestG] [AKT] Vortragsveranstaltungen des Mindener
Geschichtsvereins im Herbst / Winter 2003 / 2004
Rita Börste
rita.boerste at lwl.org
Mit Okt 1 18:21:11 CEST 2003
Von: "Dr. Monika M. Schulte", Kommunalarchiv Minden, <m.schulte at minden.de>
Datum: 01.10.2003, 15:39
Vortragsveranstaltungen des Mindener Geschichtsvereins
Herbst / Winter 2003 / 2004
Programm:
DIENSTAG, 4. NOVEMBER 2003, 19.30 UHR
KOMMUNALARCHIV MINDEN, TONHALLENSTR. 7, MINDEN
Priv.-Doz. Dr. Helmut Stubbe da Luz, Hamburg
Besatzer und Besetzte - Minden als Hauptort eines napoleonischen Arrondissements (1811-1813)
Interventionen der miteinander konkurrierenden Staaten Frankreichs und Englands in den westfälisch-niedersächsischen Raum hinein sind in der Geschichte keine Seltenheit gewesen. Einmalig allerdings ist die Einbeziehung großer Teile Norddeutschlands in das napoleonische Empire 1810-1814. Minden wurde Hauptort eines gleichnamigen Arrondissements. Der Vortrag analysiert das brisante Verhältnis zwischen Besatzern und Besetzten, stellt es aber auch in den weltpolitischen Zusammenhang.
Priv.-Doz. Dr. Helmut Stubbe da Luz ist Historiker und hat sich an der Universität der Bundeswehr, Hamburg, habilitiert. Sein Buch über die Zeit der französischen Besatzung in Norddeutschland wird vor dem Mindener Geschichtsverein erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Buch kann nach dem Vortrag käuflich erworben werden.
DIENSTAG, 18. NOVEMBER 2003, 19.30 UHR
MARTINIKIRCHE, MINDEN
Bärbel Sunderbrink M.A., Bielefeld
Die Verdrängung der Toten aus der Stadt - Mindener Begräbnisplätze um 1800
Nicht nur in Minden wurden die Toten Jahrhunderte lang "ad sanctos" - in der Nähe der Reliquien der Heiligen in und um die Kirchen innerhalb der Stadtbefestigung bestattet. Schon in altpreußischer Zeit gab es aber Versuche, das zu verändern, und zwar aufgrund veränderter Hygienevorstellungen und neuer Erkenntnisse auf dem Gebiet der Medizin:
Neue Gesetzesvorgaben schrieben 1794 das Verbot von Bestattungen innerhalb bewohnter Gegenden vor. Reformfreudige Beamte der Kriegs- und Domänenkammer beförderten das Anliegen; auf ihre Privilegien bedachte Honoratioren und Kirchenvertreter aber torpedierten es. Bis in die französische Zeit (1807) dauerte es, dass eine Veränderung eintrat.
Gerade Minden ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie schwierig der Prozess der Verlegung der Bestattungsplätze war. Das ist für Minden erstaunlich gut dokumentiert: Grundlage für den Vortrag sind Akten des Staatsarchivs Münster, die nie zuvor ausgewertet wurden.
Bärbel Sunderbrink M.A. ist Archivarin im Stadtarchiv Bielefeld. Ihre jüngst abgeschlossene Magisterarbeit schrieb sie über Friedhofsverlegungen des 19. Jahrhunderts in Minden-Ravensberg.
DIENSTAG, 2. DEZEMBER 2003, 19.30 UHR
AULA DES RATSGYMNASIUMS, KÖNIGSWALL 28, MINDEN
Dr. Susanne Schwabach-Albrecht, Düsseldorf
Die Kruses - Eine Familie und ihr Wirken in Minden
Am Mikrokosmos der "Kruses", einer im besten Sinne bürgerlichen Familie, lässt sich mittels ihrer Nachlässe ein beeindruckendes Bild rheinisch-westfälischer Regionalgeschichte nachzeichnen. Heinrich Kruse (1815-1902), ursprgl. aus Pommern stammend, hatte als Lehrer am Mindener Gymnasium unterrichtet, bevor er als Journalist in Köln Karriere machte.
Sein Sohn, Francis Kruse (1854-1930), in Köln geboren, übte in Minden (1903-1909) und später in Düsseldorf (1909-1919) das Amt des Regierungspräsidenten aus. Beide, Vater und Sohn, prägten kraft ihrer Persönlichkeit und ihrer Tätigkeiten das öffentliche Leben in der Region. Diesen Spuren und Zeugnissen speziell in Minden nachzugehen, bildet einen Schwerpunkt des Vortrags.
Dr. Susanne Schwabach-Albrecht war von 1997 bis 2000 als Geschäftsführerin der Deutschen Schillerstiftung, Weimar, tätig, bevor sie 2001 als wissenschaftliche Mitarbeiterin ins Archiv des Heinrich-Heine-Instituts, Düsseldorf, wechselte.
DIENSTAG, 20. JANUAR 2004, 19.30 UHR
GLASHÜTTE GERNHEIM, PETERSHAGEN-OVENSTÄDT
Michael Funk, Minden
Glashütte - Industriedenkmal - Museum der Glasgeschichte - Glaskunst
Das Westfälische Industriemuseum Glashütte Gernheim
Fünf Jahre nach der Eröffnung der Glashütte Gernheim des Westfälischen Industriemuseums in Petershagen-Ovenstädt zieht der Vortrag eine Bilanz der bisherigen Entwicklung des Museums des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Das für 2004/2005 geplante Ende der Restaurierung des ehemaligen Fabrikantenwohnhauses bietet zugleich den Anlass, die weiteren Perspektiven des Museums vorzustellen.
Das Themenspektrum reicht von den bisher noch wenig beleuchteten Aspekten der Geschichte der Gernheimer Hütte bis hin zu Fragestellungen der regionalen und nationalen Glasgeschichte. Zugleich sollen gegenwärtige Tendenzen der musealen Präsentation von Glasgeschichte und Glaskunst in Deutschland vorgestellt werden, die derzeit - gegenläufig zu der wirtschaftlichen Entwicklung der Glasindustrie - eine gewisse Konjunktur erlebt.
Michael Funk ist Leiter des Museums Glashütte Gernheim und seit 2002 Vorsitzender des Mindener Geschichtsvereins.
DIENSTAG, 10. FEBRUAR 2004, 19.30 UHR
HEIMATHAUS REHME (MIT DORFLADEN-MUSEUM)
AUF DEM KÖPPEN 24, BAD OEYNHAUSEN
Dr. Ira Spieker, Göttingen
Ein Dorf und sein Laden
Das Beispiel Atteln bei Paderborn
Dorfläden spielten bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eine zentrale Rolle in der ländlichen Gesellschaft. Sie dienten nicht nur als Einkaufsstätte, sondern auch als Kreditinstitut, Dienstleistungsunternehmen und Kommunikationszentrum des Ortes.
Das Westfälische Freilichtmuseum Detmold konnte einen Dorfladen aus Atteln bei Paderborn in seine Bestände übernehmen. Außer der Einrichtung selbst waren noch original verpackte Waren und ein großer Teil der Geschäftsüberlieferung erhalten. Die Anschreibebücher zeigen das reichhaltige Warenangebot eines Ladens um 1900 und widerlegen den Mythos der ländlichen Selbstversorgung.
Es lässt sich ablesen, welchen kleinen Luxus sich ein Tagelöhnerhaushalt bisweilen leistete und wofür die wohlhabende Bauerfamilie ihr Geld ausgab. Auch gegenseitige Verpflichtungen durch Verschuldung, Dienstleistungen und Arbeitsverhältnisse werden deutlich: Wurde ein Einkauf bezahlt, abgearbeitet oder gaben die Kunden gar ein Schwein in Rechnung? Der Vortrag gibt tiefe Einblicke in die alltägliche Lebenswelt der ländlichen Bevölkerung zwischen 1880 und 1914/18.
Dr. Ira Spieker studierte Volkskunde und Geschichte. Als damalige wissenschaftliche Volontärin am Freilichtmuseum Detmold machte sie das *Projekt Dorfladen" zu ihrer Doktorarbeit. Sie befragte die Inhaberfamilie und Dorfbewohner und wertete die Anschreibebücher aus.
Das Dorfladen-Museum im Heimathaus Rehme kann vor und nach dem Vortrag besichtigt werden.
DIENSTAG, 24. FEBRUAR 2004, 19.30 UHR
AULA DER DOMSCHULE
IMMANUELSTR. 2, MINDEN
Dr. Thomas Tippach, Münster
Minden als preußische Garnison- und Festungsstadt
Die Belegung einer Stadt mit Militär galt im 19. Jahrhundert gemeinhin als Quelle materiellen Wohlstands für die Stadt. Doch sie beeinflusste auch die Entwicklung des Siedlungsgefüges und das Leben der Bürger und Einwohner. In einer Festungsstadt wie Minden ist das wesentlich besser greifbar als in 'offenen' Garnisonstädten.
Die Anforderungen an die Verteidigungsfähigkeit einer Festung wirkte sich auf die militärischen Infrastruktureinrichtungen aus; bedeutsamer aber waren die Folgen für die Stadtentwicklung, beispielsweise der Rayongesetzgebung auf die Wohnungssituation, die sanitären Verhältnisse und die wirtschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten. Aufgrund der Regulierungskompetenz des Festungskommandanten stand die Stadt quasi unter 'militärischer Aufsicht'.
Für die Bevölkerung war die Anwesenheit des Militärs täglich aufgrund von Kontrollen beim Betreten und Verlassen der Stadt an den Toren spürbar. Welche Erwartungen knüpften die kommunalen Verantwortlichen und die Bevölkerung an die militärische Belegung? Wie reagierte die Kommune auf Ansprüche der Streitmacht?
Dr. Thomas Tippach hat seine Doktorarbeit über Koblenz als preußische Garnison- und Festungsstadt geschrieben. Für die "Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Minden" ist er einer der Autoren zum Thema "Festung Minden".
INFO
Kontakt:
Dr. Monika M. Schulte
Kommunalarchiv Minden
- Archiv der Stadt Minden und des Kreises Minden-Lübbecke -
Tonhallenstr. 7
32423 Minden
Telefon: 0571 / 97220-27
Telefax: 0571 / 97220-11
E-Mail: m.schulte at minden.de