[WestG] [AKT] Neue Barockglaeser fuer das Historische Museum im Marstall, Paderborn

Rita Börste r.boerste at lwl.org
Fre Jul 25 15:15:51 CEST 2003


Von: "Dr. Norbert Börste" <n.boerste at paderborn.de>, Stadt Paderborn
Datum: 25.07.2003, 12:52

Paderborn, Schloß Neuhaus: In einer beispielhaften gemeinschaftlichen Aktion haben der Förderkreis des Historischen Museums im Marstall e.V. und das Kulturamt der Stadt Paderborn vier wertvolle Gläser für das Historische Museum im Marstall erworben. 

Den beiden Institutionen gelang damit ein gemeinsames Bravourstück. Der Förderkreis hat drei Gläser erworben und diese wertvollen Ausstellungsstücke der Schausammlung eingegliedert. Sie können ab sofort besichtigt werden in der "Sammlung Nachtmann" der Museen im Marstall. Die Gläser, die aus der Glassammlung Asseburg/Hinnenburg bei Brakel stammen, konnten bei dem weltbekannten Auktionshaus Sotheby's in London erworben werden. 

Die Volksbank Paderborn machte die Vorfinanzierung für diese Gläser und weitere Exemplare möglich. Für das Historische Museum im Marstall setzte Heinz Kamp, 1. Vorsitzende des Förderkreises und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volksbank Paderborn, als erster ein Zeichen und stiftete persönlich mit dem Deckelpokal von der Glashütte Emde mit der Inschrift "auf das Wohl des Vaterlandes", von 1730, für das Historische Museum ein wertvolles Glas.

Der Förderkreis schloss sich im Rahmen einer Spendenaktion mit der Schenkung von zwei weiteren wertvollen historischen Trinkgefäßen an. Der Förderkreis stiftete einen Pokal aus der Glashütte Emde mit der Inschrift "auf das Wohl der Familien". von 1740/60 und einen Pokal mit der Darstellung eines springenden Hirschen, der in Hessen oder im Paderborner Land um 1770 entstand. 

Das Kulturamt unterstützte diese vorbildlichen Sponsoringaktivitäten und erwarb ebenfalls ein Glas aus dieser Auktion, ein Weinglas, das im Stile venezianischer Glaskunst, "Façon de Venise", geschaffen wurde. Dieser Weinpokal, wie ein noch ein zu erwerbendes Glas, wozu noch "Paten" gesucht werden, wurde offenbar in Ostwestfalen etwa zwischen1650 * 1690 hergestellt.

Diese Gläser sind von einer Qualität, die man dem Paderborner Land, das bisher kaum als Standort verfeinerten Kunsthandwerks in Deutschland hervorgetreten ist, nicht zutraute. Gerade zu diesen wertvollen Gläsern liegen zahlreiche Fragmente aus der Neuhäuser "Schlossgräfte" vor, die Hans-Joachim Nachtmann zwischen 1982 und 1990 geborgen hat. Die Funde geben mit den kompletten Sammlungsstücken Einblicke in die reichhaltige fünfhundertjährige höfische Tischkultur von Schloss Neuhaus.

Derartige kostbare Pokale waren einerseits Schaustücke, die Macht und Wohlstand ihrer Eigentümer verdeutlichten. Anderseits wurde aus ihnen bei festlichen Banketten aber auch Wein genossen. Dabei brachte man "Gesundheitssprüche", Trinksprüche auf das Wohl des Landesherrn und der Gäste aus. Landesherr in der Gründungs- und Blütezeit der Glashütte Emde war der Kölner Kurfürst Clemens August, der in Paderborn 42 Jahre, von 1719 bis 1761, regierte. Sein Name ist bis heute * nicht nur im Paderborner Land * mit verfeinerter höfischer Kultur verbunden; von seinem kulturellen Erbe zehrt Westfalen bis heute.

Die Residenz Neuhaus spielte auch verwaltungsgeschichtlich eine wichtige Rolle, denn hier stellte die "fürstbischöfliche Hofkammer" auch die Privilegien für alle Glashütten im Fürstbistum Paderborn aus, wie für die Glashütte Emde bei Brakel. Die Gläser aus dem Hause Asseburg haben für Neuhaus einen weiteren kulturgeschichtlichen Wert, da auch hier mit Wilhelm Anton von der Asseburg als Paderborner Fürstbischof von 1763 bis 1782 residierte. 

Jetzt wurde eine hervorragende Chance genutzt, die überregional bedeutende Sammlung qualitativ zu erweitern, wodurch das Historische Museum im Marstall mit der Glassammlung zu einem kompetenten Zentrum für  höfische Kultur werden dürfte. Förderkreis, Kulturamt und die Museen im Marstall haben den großen Wunsch, dass noch das letzte zu erwerbende Glas einen Paten finden wird. Auch kleinere Spenden können dazu beitragen, dass dieses lohnende Ziel erreicht wird.


INFO

Dr. Norbert Börste
Museen im Marstall
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