[WestG] [CFP] Ende der Adelskultur? Strategien zum Ueberleben (1918-1950)

Holtrup, Sandra Sandra.Holtrup at lwl.org
Fr Feb 21 08:45:13 CET 2020


Von: "Gunnar Teske" <gunnar.teske at lwl.org>
Datum: 20.02.2020, 23:28


CALL FOR PAPERS

Ende der Adelskultur? Strategien zum Überleben (1918-1950)

Am Donnerstag/Freitag, dem 29./30. Oktober 2020, veranstaltet der Deutsch-Niederländische Arbeitskreis für Adelsgeschichte auf Haus Doorwerth bei Arnheim (NL) ein zweitägiges Symposium zum Thema ,Ende der Adelskultur? Strategien zum Überleben (1918-1950)'.

Der Abdankung des Kaisers und seine Flucht ins holländische Exil 1918 und die Gründung der Weimarer Republik bildeten für den deutschen Adel eine tiefe Zäsur. Die Weimarer Reichsverfassung bedeutete das Ende des Adels als öffentlicher Institution. In den Niederlanden, wo Adlige schon seit 1848 kaum noch über Standesprivilegien verfügten, hatte das Ende des Ersten Weltkrieges auch erhebliche Folgen. Adlige Familien gehörten hier um 1900 immer noch zur politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Oberschicht, aber die Einführung des allgemeinen Wahlrechts, die institutionelle Entflechtung von Adelsstand, Monarchie, Kirche und Militär, der Durchbruch der Demokratisierung in fast allen gesellschaftlichen Bereichen, die Dauerkrise der Landwirtschaft und neue Steuern erschütterten in den 20er- und 30er-Jahrenbisherige Selbstverständlichkeiten und erforderten eine Neuorientierung. Einige der niederländischen Adligen standen der neuen demokratischen Gesellschaft sehr skeptisch gegenüber. In Deutschland waren antidemokratische Haltungen viel heftiger und auch stärker verbreitet. Das Verhältnis von Adligen zum Nationalsozialismus ist noch immer ein sensibles Thema in der deutschen und niederländischen Geschichtsforschung. 

Das Ende des Krieges 1945 bedeutete eine zweite Zäsur in der Adelsgeschichte des 20. Jahrhunderts. In der DDR wurden Adelsfamilien vollständig und entschädigungslos enteignet und aus ihren Heimatkreisen verbannt. Weniger bekannt ist die Enteignung Deutscher in den Niederlanden auf Grund eines Erlasses über Feindvermögen durch die Exilregierung in London. Auch die niederländischen Gutsbesitzer konnten sich nach 1945 kaum noch behaupten, und die meisten von ihnen entschlossen sich, ihre Schlösser und Landhäuser zu verkaufen, in Stiftungen unterzubringen oder sie an Denkmal- oder Naturschutzorganisationen zu übertragen. Die ersten Initiativen zur Erhaltung von Burgen und Anwesen stammen bereits aus der Vorkriegszeit, nach 1945 aber beschleunigte sich dieser Prozess ganz erheblich. Bedeutete das alles auch ein Ende der Adelskultur in Deutschland und den Niederlanden?

Die traditionelle Adelsforschung kam lange Zeit kaum über das Jahr 1918 hinaus. In den letzten Jahrzehnten aber hat sich das wissenschaftliche Interesse an die Adelsgeschichte des 20. Jahrhunderts erheblich gesteigert. Das 6. Symposium des Deutsch-niederländischen Arbeitskreises für Adelsgeschichte will sich in interdisziplinärem und komparativem Dialog mit der Position des Adels in der ,entadeligten' Gesellschaft beschäftigen. Welche Strategien verfolgten adlige Personen, Familien und Organisationen in Deutschland und den Niederlanden, um nach dem Ersten Weltkrieg, der ,Urkatastrophe des Zwanzigsten Jahrhunderts', im sozialen, politischen und kulturellen Bereich zu überleben? 


INFO

Der Themenbereich des Symposiums beschränkt sich ausdrücklich nicht auf (adlige) Personen und Institutionen. Auch die Betreuung des kulturellen und materiellen Nachlasses des Adels stellt ein wichtiges Thema dar. Konferenzsprachen sind Deutsch, Niederländisch und Englisch. Wir bitten um kurze Abstracts (max. 250 Wörter) bis zum 23. April 2020 an eine der folgenden Adressen: 

Johan Seekles 
Historisch Centrum Overijssel 
Archivaris
Van Wevelinkhovenstraat, Zwolle 
Eikenstraat 20, 
NL-8021 WX Zwolle 

Tel. +85-4885032 

j.seekles at historischcentrumoverijssel.nl 


oder

Dr. Conrad Gietman
Wetenschappelijk Medewerker
Hoge Raad van Adel
Nassaulaan 2b, Den Haag
NL-2514 JS Den Haag

E-Mail: gietman at hogeraadvanadel


Dr. Gunnar Teske 
LWL-Archivamt für Westfalen 
Jahnstr. 26, 
D-48147 Münster 

Tel.: +251 591-3378 

E-Mail: gunnar.teske at lwl.org

zum Arbeitskreis: http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=839&url_tabelle=tab_websegmente


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