[WestG] [AKT] "Signale fuer eine am Menschen orientierte Psychiatrie senden" - LWL-Direktor Matthias Loeb zum 100. Geburtstag des Klinikums Guetersloh

Holtrup, Sandra Sandra.Holtrup at lwl.org
Fr Sep 20 08:15:57 CEST 2019


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org> 
Datum: 18.09.2019, 16:51


AKTUELL

"Signale für eine am Menschen orientierte Psychiatrie senden" - LWL-Direktor Matthias Löb zum 100. Geburtstag des Klinikums Gütersloh

Mit einem Festakt wurde am Mittwoch (18.9.) offiziell der 100. Geburtstag des Klinikums Gütersloh des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) gefeiert. "Die 100-jährige Geschichte des LWL-Klinikums ist reich an dunklen wie auch an hellen Kapiteln. Sie sind uns gleichermaßen Verpflichtung und Ansporn für die Gestaltung der Zukunft", betonte LWL-Direktor Matthias Löb in seiner Festrede. 

Das LWL-Klinikum hat sich innerhalb eines Jahrhunderts von einer Heil- und Pflegeanstalt zu einem modernen Klinikum mit den Fachdisziplinen Psychiatrie, Psychosomatik, Neurologie und Innerer Medizin/Geriatrie entwickelt, ergänzt um die Rehabilitation sucht- und psychisch kranker Menschen, den Wohnverbund und das Pflegezentrum. In dem Festakt wurde der Dokumentationsband "EinJahrhundertProjekt der Psychiatriegeschichte - Von der Provinzialheilanstalt zum LWL-Klinikum Gütersloh" vorgestellt. 

Auch der dunkelste Teil der Klinikumsgeschichte, der systematische Massenmord an psychisch kranken und geistig behinderten Menschen zwischen 1939 und 1945, wurde dabei nicht ausgespart. Aus der Heil- und Pflegeanstalt Gütersloh fielen 1.017 Patientinnen und Patienten dem grausamen NS-Tötungsprogramm zum Opfer. "Unsere Geschichte verpflichtet uns, die Würde der Patienten über alles andere zu stellen, und sie ermutigt uns, auch künftig von Gütersloh aus starke Signale für eine fortschrittliche, am Menschen orientierte Psychiatrie zu senden", sagte Löb. 

Die Historikerin Dr. Ute Pothmann und eine Projektgruppe des Klinikums haben das Buch zur Klinikgeschichte zusammengestellt und verfasst. Große Mengen an bisher unerforschtem Bild- wie auch Textmaterial aus dem Archiv der Klinik wurden in dem Buch verarbeitet.

"Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Klinik kann uns zu einem anderen Blick auf die Gegenwart verhelfen", sagte Löb. Die Entdeckung der Psychopharmaka sowie die Enthospitalisierung führten zur Modernisierung in der Psychiatrie. Das LWL-Klinikum Gütersloh sei dabei konsequent den Weg der Spezialisierung im Sinne einer störungsspezifischen Behandlung gegangen. Später wurden auch Zentren für die integrierte Versorgung wie das Zentrum für Alters-, Sucht- und Familienmedizin sowie Psychosomatik geschaffen. 

Die neueste Entwicklung in der Psychiatrie, die stärkere Patienten- und sogenannte Recovery-Orientierung, soll in Gütersloh weiter ausgebaut werden. Recovery heißt soviel wie Wiedergesundung. Löb kündigte an, dass in naher Zukunft im LWL-Klinikum Gütersloh eines der ersten "Recovery Colleges" in Deutschland gegründet werden soll, mit der Idee, neben Therapie- auch Bildungsprozessen eine größere Bedeutung für die Genesung bei psychischen Erkrankungen zukommen zu lassen. Das Recovery-Konzept wird dabei als Prozess verstanden, bei dem Betroffene vermehrt z. B. auch ihre Selbsthilfemöglichkeiten nutzen und somit trotz noch bestehender psychischer Probleme schon in der Genesungsphase ein zufriedeneres und aktiveres Leben führen können. 


INFO

Der Dokumentationsband: "Ute Pothmann, Ute Feischen, Michael Löhr, Reinhard Loer, Bernd Meißnest, Michael Schulz, Hildegard Winkler, Klaus-Thomas Kronmüller: EinJahrhundertProjekt der Psychiatriegeschichte - von der Provinzialheilanstalt zum LWL-Klinikum Gütersloh", Köln 2019, ist im Psychiatrieverlag Köln für 20 Euro erhältlich: ISBN: 978-3-96605-036-4.


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