[WestG] [AKT] Geschichtsort Villa ten Hompel - Newsletter 4/2017

Kleine, Pia Pia.Kleine at lwl.org
Di Mai 16 09:49:30 CEST 2017


Von: "Villa ten Hompel" <noreplyvth at stadt-muenster.de> 
Datum: 15.05.17, 15:21
An: Weidner, Marcus


AKTUELL

Geschichtsort Villa ten Hompel - Newsletter 4/2017


- Mittwochsgespräch, Dr. Berger, 24.5., 19 Uhr
Experten der Vernichtung 
Das T4-Reinhardt-Netzwerk in den Lagern Belzec, Sobibor und Treblinka 
Erfahrungen mit der massenhaften Ermordung von Menschen hatten fast alle der ca. 120 Deutschen und Österreicher, die zwischen Ende 1941 und Ende 1943 im Rahmen der "Aktion Reinhardt" in den drei Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka eingesetzt wurden. 
Sara Berger stellt eindrucksvoll das enge Geflecht der Beziehungen dar, analysiert Gehorsamsbereitschaft und Gruppendruck, Handlungsspielräume, strukturelle Gegebenheiten und situative Dynamiken. 
Dr. Sara Berger studierte Geschichte, italienische Literaturwissenschaft und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum und der Università degli Studi di Genova. 
Ausgezeichnet mit dem Sybil Halpern Milton Memorial Book Prize 2015 
In Kooperation mit der Dokumentations- und Forschungsstelle Justiz und Nationalsozialismus, dem Evangelischen Forum Münster e.V. und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V. 
Mehr dazu unter: http://www.stadt-muenster.de/villa-ten-hompel/veranstaltungen/2017-5-24-mittwochsgespraech.html

- Führung, So. 28.5., 15 Uhr
Kostenlose öffentlichen Führung 
Dauer: 60 Minuten 
Eintritt frei, Spenden nützen unserem Förderverein 
Mehr dazu unter: http://www.stadt-muenster.de/villa-ten-hompel/veranstaltungen/2017-5-28-oeffentliche-fuehrung.html 

 - Vortrag, Bibelkreise zwischen Aufbruch und Auflösung, Mi. 7.6., 19 Uhr
Evangelische Jugendarbeit von 1883 bis in die 1930er Jahre 
Dr. Jens Murken (Bielefeld) und Prof. Dr. Markus Köster (Münster) 
Im Sommer 1933 feiert der "Bund Deutscher Bibelkreise" sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Zeltlager. Tausende Jungen folgen der Einladung des evangelischen Jugendverbandes und kommen in die Senne bei Bielefeld. Stolz schwenken sie ihre Verbandsfahnen - aber auch Hakenkreuzflaggen sind schon zu sehen. Wenige Monate später werden alle evangelischen Jugendgruppen in die HJ eingegliedert und die Schülerbibelkreise damit gezwungen, ihre Arbeit einzustellen. 
Ausgangspunkt des Referates über die Geschichte der Evangelischen Jugendarbeit von ihren Anfängen bis in die Zeit des Nationalsozialismus ist die Dokumentation von 16mm-Filmen. Diese wurden Anfang der 1930er Jahre gedreht. 
Dr. Jens Murken ist Historiker und Archivar. Er arbeitet am Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld. 
Prof. Dr. Markus Köster leitet das LWL-Medienzentrum für Westfalen und wird die zum Vortrag präsentierten Filmausschnitte kommentieren. 
Eine Veranstaltung des Evangelischen Forums Münster e.V. und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e. V. 
Mehr dazu unter: http://www.stadt-muenster.de/villa-ten-hompel/veranstaltungen/2017-06-07-lesung-bibelkreise-1883-1993.html

- Führung, "Rund um die Villa", So. 18.6., 14 Uhr
Der historische Spaziergang mit dem Historiker Timm C. Richter führt durch das Erpho- und Mauritzviertel. Dort befanden sich während der NS-Zeit ungewöhnlich viele Dienststellen von Partei und Staat, aber auch Orte der Verfolgung lassen sich ausfindig machen. 
Treffpunkt vor der Villa ten Hompel, Gebühr: 5 Euro, keine Anmeldung erforderlich. Dauer ca. 1,5 Stunden.
Vortrag "Junge Wissenschaft", Mi. 21.6., 19 Uhr, K. Schulte, A.-L. Herkenhoff
 
- Jakob Sporrenberg und das Massaker "Aktion Erntefest" in Lublin 1943
Kathrin Schulte (Münster) 
"Zu schwach um nein zu sagen" urteilte der britische Captain A. Francis über den in Düsseldorf geborenen SS- und Polizeiführer Lublin, Jakob Sporrenberg. Dieser hatte die "Aktion Erntefest" verantwortet, eine Massenerschießung, bei der am 3. November 1943 in Majdanek und weiteren Orten im deutsch besetzten Lublin etwa 42.000 Menschen zum Opfer fielen, die meisten von ihnen Juden. 
Kathrin Schulte studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und schloss mit dem Master of Arts Geschichte mit dem Schwerpunkt Nationalsozialismus ab. Auf das Thema ihrer Arbeit stieß sie während ihres Praktikums in der Villa ten Hompel. 
In Kooperation mit dem Evangelischen Forum Münster e.V. und und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V.

- Völkisch, jung und aktionistisch - die Identitären als neurechte "Jugendbewegung"?
Anna-Lena Herkenhoff (Münster) 
Im Herbst 2012 tauchte in Deutschland mit den Identitären eine neue rechte Gruppierung auf. Sie machen seither immer wieder von sich reden durch öffentlichkeitswirksam inszenierte Aktionen. Sie "besetzen" öffentliche Gebäude mit Transparenten und Spruchbändern oder schwenken ihre schwarz-gelben Lambda-Fahnen auf symbolträchtigen Denkmälern wie dem Brandenburger Tor. Ihre Aussagen richten sich gegen multikulturelle Gesellschaftsentwürfe, gegen "den Islam" und gegen Zuwanderung - mit traditionellen rechtsextremen oder neonazistischen Gruppierungen will man aber vorgeblich nichts gemein haben. 
Anna-Lena Herkenhoff studierte Soziologie, Neuere und Neueste Geschichte und Romanistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Aktuell ist sie pädagogisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Münster im Geschichtsort Villa ten Hompel. 
In Kooperation mit dem Evangelischen Forum Münster e.V. und und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V. 
Mehr zu den beiden Veranstaltungen unter: www.stadt-muenster.de/villa-ten-hompel/veranstaltungen/2017-06-21-junge-wissenschaft.html 
 

Rückblick
 
- Workshop in Oranienburg "Hist.-pol. Bildungsarbeit an NS-Gedenkstätten"
Mitte März nahm unser Mitarbeiter Thomas Köhler (auf dem Bild mittig-links) am Workshop "Historisch-politischen Bildungsarbeit an NS-Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren mit Studierenden, Auszubildenden und Mitarbeiter/innen der Polizei" in Oranienburg teil. Hier erlebte er einen lebhaften Austausch zwischen Vertretern von Gedenkstätten und jenen Fachhochschulen, die für die Ausbildung von Polizeibediensteten zuständig sind. 
Die Beteiligten waren sich einig, dass Gedenkstätten und Fachhochschulen nachhaltiger zusammen arbeiten sollten, um eine bessere polizeigeschichtliche und ethische Bildungskooperation zu erreichen. 
mehr dazu unter: http://www.stadt-muenster.de/villa-ten-hompel/veranstaltungen/villa-mitarbeiter-auf-tagung-in-oranienburg.html

 - Gespräch, "Verbrechen ohne Sühne"
Zwischen 1990 und 1994 wurde an 205 Verhandlungstage am Landgericht Münster Boleslavs Maikovskis beschuldigt, in Lettland für die Ermordung von mindestens 170 Menschen während der deutschen Besatzung verantwortlich gewesen zu sein. Das Verfahren musste schließlich wegen Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten eingestellt werden. 
An den bis heute letzten NS-Kriegsverbrecherprozess in Münster erinnerten sich Eberhard Groesdonk - damals berichterstattender Richter - und Winfried Nachtwei, langjähriger Bundestagsabgeordneter und kritischer Beobachter aller Verhandlungstage des Prozesses. Groesdonk berichtete von den zeitraubenden, aber auch sehr interessanten Recherchen, unter anderem in KGB-Archiven in der Umbruchszeit in Ostmitteleuropa. Nachtwei schilderte, dass der Prozess zwar nicht kontinuierlich öffentlich begleitet worden ist, dennoch aber seiner Wahrnehmung nach ein Impuls zur verstärkten Aufarbeitung der Vergangenheit in Münster gewesen ist. 
Moderiert wurde das Gespräch vom Leiter der Dokumentations- und Forschungsstelle "Justiz und Nationalsozialismus" und der Justizakademie NRW Dirk Frenking und dem Historiker Timm C. Richter.

- Neuerscheinung, Erinnerungen der Shoah-Überlebenden Liesel Binzer
Liesel Binzer 1936 in Münster geboren, war gerade einmal 5½ Jahre alt, als sie 1942 mit ihren Eltern von Münster aus nach Theresienstadt deportiert wurde. Die Familie überlebte die Shoah und ließ sich im Juli 1945 in Freckenhorst, dem Heimatort der Mutter, nieder. Liesel Binzer gehört zu den ca. 15.000 Kindern, die im Ghetto Theresienstadt interniert waren, von denen nur etwa 150 überlebten. 
Vor wenigen Wochen sind nun ihre Erinnerungen erschienen: 
Liesel Binzer: Ich prägte mein Leben in - wegen - trotz Theresienstadt 
(Bittere Vergangenheit - Bessere Zukunft, Bd. 2), Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2017 
80 S., Broschur, zahlreiche Abbildungen, Euro 12,90, ISBN 978-3-95565-212-8 
Der Band enthält auch kurze Statements ihrer Kinder und eines Enkels, die beschreiben, wie sie ihre Mutter bzw. Großmutter als Shoah-Überlebende wahrnehmen und wie sie selbst mit diesem "Familienerbe" in der zweiten und dritten Generation umgehen. 
Die öffentliche Präsentation des Buches von Frau Binzer fand im historischen Ratssaal des Rathauses in Warendorf statt (7. v. l. Liesel Binzer; dahinter Rolf Zurbrüggen, Leiter der VHS, u. Matthias M. Ester, Sprecher des Arbeitskreises "Jüdisches Leben in Warendorf").

 - Besuch Museen und Gedenkstätten in Polen
Mitarbeiter der Villa ten Hompel besuchten mit den Kollegen aus dem Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten in NRW polnische Museen und Gedenkstätten. Auf dieser Tour durch Museen und Gedenkstätten zwischen Danzig und Lublin wurden in Ortserkundungen, Workshops und Arbeitsgesprächen Wege zukünftiger Zusammenarbeit mit Akteuren der Erinnerungskultur in Polen gepflegt und neue Kontakte angebahnt werden. 
Philipp Erdmann (Münster) hat über den deutsch-polnischen Austausch in einem Blog ausführlich darüber berichtet: 
http://www.ns-gedenkstaetten.de/arbeitskreis/aktuelles/detailseite/nrw-gedenkstaettendelegation-besucht-polnische-partner.html

- Bewegender Gesprächsabend "Leaving and Arriving?"
Eine besondere und außergewöhnliche Begegnung erlebte das zahlreich erschienene Publikum am 03.05.2017 dank der Zusammenarbeit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster, der Projekte Willkommensstätten und Life Back Home und der Stadt Münster in der Villa ten Hompel: Unter dem Titel "Leaving and Arriving?" suchten Asher Cohen, Holocaust-Überlebender aus Münsters Partnerstadt Rishon LeZion, und Riham Sabbagh, syrische Geflüchtete aus Aleppo, das Gespräch. Moderiert von der Historikerin Annika Hartmann, tauschten sich die Gäste über ihre persönlichen Erfahrungen zu Flucht und Migration, zu Identität und Integration und die damit verbundenen Ängste und Hoffnungen aus und beantworteten die Fragen des bewegten Publikums. 

- "Verschiedene Kriege", Ausstellung in der Bezirksregierung
Nationale Geschichtslehrbücher über den Zweiten Weltkrieg 
Dr. Julia Volmer-Naumann hielt am 24.4. den Eröffnungsvortrag. 
Die ersten Eindrücke der Vergangenheit werden durch die Schulbildung und die Geschichtsbücher geprägt. Schulbücher vermitteln das Wissen, das die jeweilige Gesellschaft an die nächste Generation weitergeben möchte. 
Die Ausstellung "Verschiedene Kriege" zeigte die Unterschiede in den Narrativen und der Wahrnehmung der Geschichte des Zweiten Weltkriegs in den aktuellen Geschichtsbüchern. 
Die Besucher hatten die Möglichkeit, durch die Seiten der Geschichte zu gehen und Themen und Lehrmethoden der Geschichtsbücher in den unterschiedlichen Ländern kennenzulernen. Die Ausstellung endete am 12. Mai 2017. 
  
- Austausch mit russischem Kollegen
Robert Latypov, Vorsitzender und Aktivist der zivilgesellschaftlichen Organisation Memorial im russischen Perm, war zu Gast in der Villa. Thomas Köhler erläuterte ihm und Gudrun Wolff, Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung der deutsch-russischen Beziehungen Münster, die erinnerungskulturelle Arbeit am Geschichtsort. Latypov war überrascht und bestürzt von der enormen Dimension der Beteiligung der uniformierten Polizei am Holocaust. 
Zugleich informierte sich Thomas Köhler über die aktuell schwierigen gesellschaftlichen Bedingungen zivilgesellschaftlichen Engagements in Russland. Beide hatten sich 2015 in Perm bei einer deutsch-russischen Fachtagung zur Vermittlung von Totalitarismusgeschichte kennengelernt. 


INFO
 
Aktuelle Informationen aus der Villa ten Hompel unter URL: http://www.muenster.de/stadt/villa-ten-hompel

Stadt Münster, Geschichtsort Villa ten Hompel 
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster





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