[WestG] [AKT] Architektur der Hoefe: Interview mit dem Architekten Volker Staab über das LWL-Museum für Kunst und Kultur

Nolte, Kathrin Kathrin.Nolte at lwl.org
Mi Sep 10 08:28:08 CEST 2014


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 09.09.2014, 11:20


AKTUELL

Architektur der Höfe: Interview mit dem Architekten Volker Staab, von Staab Architekten Berlin

Nach fünfjähriger Bauzeit wird das LWL-Museum für Kunst und Kultur am 20. September mit der Architektur von Staab Architekten Berlin eröffnet und damit wieder für alle Menschen zugänglich sein. In einer Serie stellt das Museum besondere Kunstwerke aus den 51 Ausstellungsräumen vor, lässt Menschen zu Wort kommen, die am Bau beteiligt waren und verrät Fakten aus dem Inneren des Hauses.

Der Diplom Architekt Volker Staab, 1957 in Heidelberg geboren, ist Geschäftsführer von Staab Architekten Berlin. Das Büro gewann 2005 den Architektenwettbewerb für den Um- und Neubau des LWL-Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Münster. Zu Staabs Arbeiten der vergangenen Jahre gehören eine Vielzahl von Museen wie das Neue Museum in Nürnberg, die Sanierung des Albertinums in Dresden, aber auch das Kanzleigebäude der Deutschen Botschaft in Mexiko und das Servicezentrum auf der Theresienwiese in München. 2011 gewann Staab den großen BDA-Preis (Bund Deutscher Architekten).

Herr Staab, Ihr Büro hat sich einen Namen gemacht mit dem Bau von Kultureinrichtungen, etwa dem Albertinum in Dresden oder jetzt dem LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Wie gehen Sie bei der Planung eines Kulturgebäudes vor?
Wichtig ist es, das Spezifische eines Baus zu finden, in Münster etwa die spezielle Lage in der Stadt, aber auch der Sammlungsinhalt, also diese riesige Zeitspanne, die inhaltlich zu bewältigen ist. Wir versuchen diese Komplexe zusammen zu binden zu einem möglichst plausiblen und letztendlich ganz einfachem Gesamtkonzept. Uns geht es nicht darum, eine Art Staab-Marke abzuliefern, sondern eben um dieses Spezifische der jeweiligen Aufgabe.

Das Museum liegt in der Innenstadt von Münster zwischen Domplatz, Universität und Aegidiimarkt. War es eine besondere Herausforderung mitten in der Stadt zu bauen?
Ja, auf jeden Fall. Uns hat diese ganz spezielle Adresse am Domplatz interessiert. Als ich das erste Mal vor Ort war, fiel mir auf, dass der Vorgängerbau sich eindeutig in Richtung Domplatz orientiert hat. Dabei war die höhere Fußgängerfrequenz unten auf der anderen Seite an der Rothenburg. Als ich das Haus umrundet hatte, merkte ich, dass man am Domplatz eigentlich lieber in den Altbau gehen wollte und an der Rothenburg gab es überhaupt keinen Eingang ins Museum. Die leichte Zugänglichkeit des Neubaus war deshalb ein großes Thema. Durch eine Sequenz von Höfen mit dem Vorplatz an der Rothenburg, dem Patio, dem Foyer und dem Vorhof am Domplatz wurde der Museumsneubau zu einem städtebaulichen Element verwoben, das Rothenburg, Pferdegasse und den Domplatz als Hauptadresse verbindet.

Welche Bedeutung hat diese Verbindung von Stadtraum und Kunstraum für Sie?
Da kommt man schnell von dieser städtebaulichen Ebene und den Fragen nach den Wegen, Proportionen und Regeln einer Stadt, auf eine inhaltliche Ebene und zu den Fragen, wie sich das Museum mit der Stadt vernetzt und wie man es schafft, die Schwelle zwischen öffentlichem Raum und Museum möglichst niedrig zu halten. Man kann jetzt beinahe schwellenlos durch die Höfe laufen und merkt dabei kaum, dass man sich plötzlich in einem Kunstraum befindet: unvermittelt ist man Teil des Museums geworden. Wir finden, dass sich die Institution Museum in die Stadt hin öffnen muss. Sie muss ein selbstverständlicher Teil des städtischen Lebens werden - mit der öffentlichen Durchwegung wird das Museum ein öffentlicher, kultureller Ort der Stadt.

Das Restaurant des Museums war im Vorgängerbau auf der Seite zum Domplatz. Warum haben Sie es auf die andere Seite an die Rothenburg gelegt?
An der Rothenburg ist die Gastronomie an einem wunderbaren Ort angekommen. Die Besucherfrequenz ist hier höher als am Domplatz, und die Orientierung in Richtung Süden bietet Sonne und Licht. Die neue Lage unterstreicht die schon vorhandene Widmung der städtischen Räume: der Domplatz als eher ruhiger, kontemplativer Ort. Die Rothenburg hingegen als lebendiger, quirliger Ort. Auch in der Verbindung mit dem Patio, der ja als öffentlicher Kunstraum der erste Hof sein soll, durch den man die Sequenz der Höfe betritt, ist die Gastronomie auf der Südseite gut angesiedelt. Sie hilft dabei, die Öffentlichkeit ganz selbstverständlich in den Museumsraum zu holen.

Die Spitze des Hauses am Domplatz ist sehr markant. Was ist die Idee hinter diesem architektonischen Ausrufezeichen?
Wir wollten mit dem Neubau unbedingt bis an den Platz heranreichen, auch wenn das Grundstück es kaum hergegeben hat. So bekommt der Neubau eine gewisse Präsenz. Die Spitze ist als ein Zeichen, ein Signet, gedacht. Die Adressbildung und Eingangssituation am Domplatz wird damit unterstrichen.

Wie werden Kulturgebäude in Zukunft aussehen?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es in der Museumswelt ganz viele verschiedene Räume für die Kunst geben wird, nämlich spezifische Räume, die die Differenzen der Sammlungen herausstellen.


Kontakt

LWL-Museum für Kunst und Kultur
Westfälisches Landesmuseum
Domplatz 10
48143 Münster


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