[WestG] [AKT] Vortrag: Gosmann, Der Wandel im Umgang mit Prostitution und Prostituierten zwischen 1927 und 1945, Detmold, 10.02.2014

Pawlitta, Pascal Pascal.Pawlitta at lwl.org
Do Jan 30 08:57:18 CET 2014


Von: "Dr. Bettina Joergens" <bettina.joergens at lav.nrw.de>
Datum: 29.01.2014, 08:32


AKTUELL
 
Jens Gosmann (Universität Bielefeld):

Der Wandel im Umgang mit Prostitution und Prostituierten zwischen 1927 und 1945

Vortrag im Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe 
am Montag, den 10. Februar 2014, um 19.30 Uhr (Eintritt frei)

im Rahmen der Ausstellung "Wohnungslose im Nationalsozialismus" 
(30.01.2014-19.03.2014) 


Prostitution gehört zu den ältesten Gewerben der Welt. So gab es schon in der Antike Formen von Prostitution. Unsere heutigen Vorstellungen haben aber mit diesen antiken Formen der Prostitution nur noch wenig gemeinsam. Der entscheidende Unterschied liegt in der geringeren gesellschaftlichen Akzeptanz. Während es in der Antike durchaus gesellschaftskonforme Formen von Prostitution gab, so im Tempel oder im Stand der Hetären, wurde sie in der Moderne mehrheitlich ausgegrenzt. Prostitution im Sinne einer sexuellen Leistung gegen Entgelt war nicht mehr mit den herrschenden kulturellen und religiösen Vorstellungen vereinbar. So wurde im Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches von 1871 "gewerbsmäßige Unzucht" unter Strafe gestellt. 

Trotz des "Gesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten" vom 1. Oktober 1927 blieb Prostitution ein Randphänomen der Gesellschaft und wurde bis in die Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs als "asoziales" Verhalten wahrgenommen. Während der Staat der Weimarer Republik seine Fürsorgepolitik auch auf die Prostituierten ausdehnte, wurden sie im Nationalsozialismus ausgegrenzt, restriktiv verfolgt und schließlich sogar kaserniert.

Im Umgang mit den Prostituierten zeigt sich vergleichsweise deutlich die Doppelmoral der Nationalsozialisten: In der propagierten Volksgemeinschaft war für Frauen nur die Rolle als Ehefrau und Mutter vorgesehen. Danach wäre eigentlich ein striktes Verbot von Prostitution die logische Konsequenz gewesen. Aber tatsächlich wurde der andauernden Nachfrage nach Prostituierten stattgegeben. Die Prostitution wurde in einem engen, streng kontrollierten Rahmen zugelassen und sogar staatlicherseits gefördert. Es stellt sich deshalb die Frage, wie dann mit dem "notwendigen Übel" von Seiten der Behörden wie der Bevölkerung umgegangen wurde. 

Jens Gosmann wird in seinem Vortrag die Veränderungen im Umgang mit der Gruppe der Prostituierten zwischen der Verabschiedung der Gesetzesänderung von 1927 und dem Kriegsende 1945 anhand von historischen Materialien u.a. aus dem Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe schildern und zeigen, wie sich der Umgang mit Prostitution und Prostituierten innerhalb weniger Jahre drastisch wandelte. 

Der Vortrag ist Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung "Wohnungslose im Nationalsozialismus", die vom 30. Januar bis zum 19. März 2014 im Landesarchiv NRW in Detmold während der Öffnungszeiten zu sehen ist. Mit diesen Veranstaltungen beteiligt sich das Landesarchiv NRW am Gedenken an die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945. 

Führungen für Jugendliche und Erwachsene werden auf Nachfrage gerne angeboten. 
 
 
INFO
 
Veranstaltungsdaten:
Vortragsveranstaltung
Datum: 10.02.2014
Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold

Tel.: 05231/7660
Fax: 05231/766-114
E-Mail: owl at lav.nrw.de

URL: www.lav.nrw.de

 
Kontakt:
Dr. Bettina Joergens
s.o.
Tel.: 05231/766-112
E-Mail: bettina.joergens at lav.nrw.de

URL: www.lav.nrw.de


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