[WestG] [AKT] Pietà aus dem Jahr 1400 durfte Farbe aus dem 19. Jahrhundert behalten

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Sep 25 10:56:59 CEST 2012


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 24.09.2012, 14:25


AKTUELL

Pietà aus dem Jahr 1400 durfte Farbe aus dem 19. Jahrhundert 
behalten
LWL zeichnet behutsam restaurierte Holzplastik als Denkmal des 
Monats aus

Zu den kostbarsten Ausstattungsgegenständen der im 12. 
Jahrhundert errichteten Nikolaikapelle in Soest gehört die 
Pietà aus der Zeit um 1400. Da sich auf der Oberfläche der 
Skulptur Schmutz angesammelt hatte, der nicht nur das Aussehen 
beeinträchtigte, sondern auch einen Nährboden für 
Mikroorganismen wie Schimmelpilze bildete, musste die Pietà 
dringend restauriert werden. Da die Kirchengemeinde die 
Substanz erhalten hat und mit einer behutsamen Restaurierung 
Umsicht gezeigt hat, zeichnete der Landschaftsverband 
Westfalen-Lippe (LWL) die Holzplastik als Denkmal des Monats 
September aus.

"Durch den respektvollen Umgang mit dem denkmalgeschützten 
Kulturgut und seinem historisch gewachsenen Erscheinungsbild 
hat die Kirchengemeinde den historischen Bestand des Originals 
bestens erhalten", lobt LWL-Restauratorin Brigitte Vöhringer. 
Da von Untersuchungen aus dem Jahr 1980 bekannt war, dass sich 
unter der heute sichtbaren Farbfassung aus dem Jahr 1895 noch 
die mittelalterliche Farbfassung befindet, überlegte die 
Gemeinde zunächst, die originale Fassung freilegen zu lassen. 
"Bei einem so schwerwiegenden Eingriff in die historisch 
gewachsene Substanz eines Kunstwerkes muss man die 
Erfolgsaussichten und Risiken vorab genau überprüfen", erklärt 
Vöhringer. Deshalb untersuchte die LWL-Restauratorin in der 
Werkstatt der LWL-Denkmalpflege das so genannte Vesperbild 
mikroskopisch und mit weiteren Methoden. "Dabei haben wir 
festgestellt, dass sich die Farbfassung des 19. Jahrhunderts in 
einem sehr guten Zustand befindet und noch sehr gut haftet. 
Würde man sie entfernen, würde man unweigerlich Teile der wohl 
nur fragmentarisch erhaltenen Originalfassung zerstören. 
Deshalb haben wir von der Freilegung abgeraten, schließlich 
gehört auch die Fassung von 1895 zur Geschichte des Kunstwerks",
 so Vöhringer.

Um das Erscheinungsbild der Pietà zu verbessern, wurde sie 
jetzt nur gereinigt. Dazu hat die Restauratorin zunächst 
besonders gefährdete Stellen wie Randbereiche älterer 
Fehlstellen gefestigt. Danach konnte die Oberfläche der Pietà 
trocken mit einem Radierverfahren von fest anhaftendem Schmutz 
gereinigt werden, denn Farben aus dem 19. Jahrhundert reagieren 
auf Lösungsmittel sehr empfindlich.



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