[WestG] [AUS] Archaeologieausstellung in Froendenberg, 30.8.-13.09.2012

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Sep 10 11:55:48 CEST 2012


Von: "Marie-Luise Frese-Strathoff" <frese-strathoff at t-online.de>
Datum: 09.09.2012, 18:07


AUSSTELLUNG

Archäologieausstellung in Fröndenberg 30.8. bis 13.9.2012

Im Jahr 1998 wurde die Gaspipeline WEDAL durch Fröndenberg 
gelegt. Die Bauarbeiten wurden von Archäologen begleitet, die 
vielerorts archäologische Befunde und Funde erkannten und 
dokumentieren konnten. In Fröndenberg-Strickherdicke wurden 
insgesamt 37 Bestattungen dokumentiert. Nicht jeder Tote wurde 
mit Urne der Erde überantwortet, und nur wenige Urnen sind gut 
genug erhalten, um diese restaurieren zu können.

Doch mit fünf Urnen war dies möglich. Diese Urnen wurden in 
aufwendiger Kleinstarbeit wieder restauratorisch 
zusammengesetzt. Hilfreich für die Rekonstruktion war die 
Erhaltung von Randund Bodenscherben. Lediglich bei einer Urne 
war dies nicht der Fall.

Die Zeit des Gräberfeldes:

Die ältesten Urnen gehören in die Zeit der späten Bronzezeit. 
Dieser Begriff umfasst in etwa den Zeitraum von 1000-800 v. Chr.

Weitere Urnen datieren in die auf die Bronzezeit folgende 
ältere Eisenzeit. Hiermit wird ein Zeitraum von etwa 800-450 v. 
Chr. beschrieben.

In der folgenden mittleren und jüngere Eisenzeit (450-0 v. Chr.)
wurde das Gräberfeld nach Erkenntnissen der LWL-Archäologie 
nicht genutzt.


Urne 246:
Kegelhalsgefäß mit mittelständigem Umbruch und kurzem, 
ausbiegendem Rand. Die Form dieser Urne ist charakteristisch 
für die späte Bronzezeit und kommt bis weit ins Rheinland vor. 
Ebenso für diese Zeit charakteristisch ist die Kerbschnittzier 
dieses Gefäßes. Direkt am Halsansatz wird die Urne von feinen, 
gegensätzlich angelegten Dreiecken gesäumt, die mit einem 
spitzen Werkzeug in den noch weichen Ton eingedrückt wurden. 
Direkt unterhalb dieser Kerbschnittzier finden sich dreireihige,
 als Girlanden geformte Riefen. In den Ton eingetiefte 
Verzierungen sind ein Charakteristikum der späten Bronzezeit.

Urne 273:
Zylinderhalsgefäß mit oberständigem Umbruch und ohne 
Randbildung. Die Urne ist an der Schulter und am Hals aufwendig 
mit umlaufenden Riefen verziert. Diese sind in zwei Reihen 
angeordnet: eine Dreierreihe auf der Schulter und eine 
Fünferreihe am Hals. Die oberste Reihe scheint ganz bewusst 
etwas von den übrigen Riefen abgesetzt zu sein und schließt 
damit das Zierelement am spitz zulaufendem Rand ab. Ebenso wie 
die girlandenförmigen Riefen, sind die geraden Riefen ein 
Charakteristikum der späten Bronzezeit. Zudem ist die Form der 
Urne ebenso häufig zu dieser Zeit vertreten.

Urne 280:
Schrägrandschüssel mit oberständigem Umbruch, weiter Mündung 
und leicht ausbiegendem Schrägrand. Üblicherweise ist dieses 
Gefäß unverziert. Ein deutlicher Unterschied zwischen der 
späten Bronze- und älteren Eisenzeit ist die Verzierungsarmut. 
Kerbschnittmuster sind nicht mehr üblich; an deren Stelle tritt 
die Graphitbemahlung. Solche Verzierungen waren aber auf den 
Fröndenberger Urnen aber nicht zu erkennen. Auch der weiche 
nach außen biegende Rand unterscheidet sie von bronzezeitlichen 
Gefäßen.

Urne 230:
Schrägrandschüssel mit oberständigem Umbruch und leicht 
ausbiegendem Schrägrand. Diese Urne wird ebenso in die ältere 
Eisenzeit datiert. Hinweise darauf liefert die weitmundige, 
gedrungene Form, durch die diese Form als Schüssel zu 
bezeichnen ist. Auch diese Urne ist unverziert und wird in die 
Zeit der älteren Eisenzeit gehören.

Urne 241
Urne mit oberständigem Umbruch. Diese Urne ist leider ohne Rand 
erhalten und unverziert. Sowohl Ränder als auch Verzierungen 
sind maßgebliche Datierungshinweise; weitere Beigaben fehlen, 
anhand derer eine bessere Datierung vorzunehmen wäre. Der 
Gefäßkörper gleicht in etwa der Urne 273, ebenso die Farbe des 
Gefäßes. Doch kommen solche Gefäßkörper auch in der älteren 
Eisenzeit vor, und die Farbe ist nur ein vager 
Datierungshinweis. Da nicht abzusehen ist, wie sich der 
Gefäßhals und -Rand ausgeformt haben könnten, muss dieses Gefäß 
in Verbindung mit den übrigen Funden des Gräberfeldes als 
bronze- bis eisenzeitlich eingestuft werden.

Grabbrauch:
Der Grabbrauch der späten Bronze- und älteren Eisenzeit 
unterscheidet sich in keinster Weise. Obwohl sich die 
Gefäßformen mit der Zeit wandeln, bleiben die Bräuche doch 
dieselben. Der Tote wird zunächst bei einer Temperatur von 
600-800° C verbrannt. Nach dem Auskühlen werden die Knochen 
aufgesammelt und in die Urne gefüllt. In einigen Fällen werden 
noch Beigaben, wie kleine Gefäße oder Metallobjekte auf den 
Leichenbrand gelegt. Es gibt Hinweise, dass die Urnen 
schließlich in einem Tuch eingeschlagen wurden, bevor sie in 
die Erde gelegt werden.

Über die Urne wird anschließend häufig ein Grabhügel 
aufgeschüttet. Diese Hügel sind nur in den seltensten Fällen 
noch in der Landschaft sichtbar, weshalb eine Hügelschüttung 
nicht immer eindeutig nachzuweisen ist. Allerdings 
überschneiden sich auf dem Fröndenberger Gräberfeld, wie auf 
vielen anderen auch, die Gräber nicht. Dies würde für Grabhügel 
oder eine andere, noch nach Jahrhunderten sichtbare Markierung 
sprechen, die jedoch im Laufe der Jahrhunderte z.B. durch 
Ackerbau zerstört wurde.

Zusammenfassung:
Das Gräberfeld von Fröndenberg wurde nur in einem Ausschnitt 
erfasst. Es mag sein, dass die WEDAL-Trasse das Zentrum 
getroffen hat und wir mit wenigen weiteren Gräbern zu rechnen 
haben. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass wir hier die 
Peripherie eines größeren Gräberfelds mit mehreren Dutzend 
Gräbern vorliegen haben. Auch wird die zugehörige Siedlung in 
nicht allzu weiter Entfernung zu finden sein.

Redaktion Dr. Günter Bernhadt, LWL-Museumsamt für Westfalen
Projektbeschreibung Tim Glörfeld MA, Ruhr-Universität Bochum
Archäologie Prof. Dr. Baales, LWL-Archäologie
Herausgeber Marie-Luise Frese-Strahoff


INFO

Archäologie in Fröndenberg nur noch bis 13.September 18.00Uhr

Sparkasse Fröndenberg
Im Stift 12
58730 Fröndenberg 

Öffnungszeiten: 
Mo/Die/Mi/Do 8.30 - 12.30 Uhr 
Mo/Die 14.00 - 16.30 Uhr
Die/Do 14.00 - 18.00 Uhr


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