[WestG] [AKT] Arnsberger Limps Turm wird Denkmal des Monats Februar 2012

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Jan 31 11:46:04 CET 2012


Von: "Stadt Arnsberg" <info at presse-service.de>
Datum: 31.01.2012, 09:46


AKTUELL

Arnsberger Limps Turm wird Denkmal des Monats Februar 2012
Limps Turm wird 2012 zum Lichtturm mit Camera Obscura

In der 12. Auflage des Kalenders "Denkmal des Monats" der 
Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in 
Nordrhein-Westfalen präsentiert sich die Stadt Arnsberg im 
Februar 2012 mit dem "Limps Turm".

In einem ehrgeizigen und spannenden Projekt wird der "Limps 
Turm", der Wehrturm der Stadtmauer aus der ersten Hälfte des 
13. Jahrhunderts, zum Lichtturm mit der Camera Obscura und der 
Technik des 21. Jahrhunderts. Im Laufe des Jahres 2012 soll 
noch die Eröffnung gefeiert werden. Somit treffen zwei Extreme 
aufeinander, denn die schwere Turmhülle wird symbolisch 
transparent. Der Turm kehrt sich um, früher als Gefahrenabwehr 
und Schutz gebaut, zukünftig präsentiert er sich offen und 
durchlässig.

Somit muss zukünftig "Limps Turm" als Gesamtkunstwerk begriffen 
werden. Als begehbare Kamera, als Camera Obscura, wird mit 
modernster Technik die Außenwelt nach innen gespiegelt. Seine 
neue Funktion wird durch einen Lichtstrahl in den Abendhimmel 
auch nach außen erfahrbar werden. Durch die Kombination aus 
historischer Bausubstanz und moderner Technik entsteht eine 
neue Nutzung im historischen Kontext, eine Symbiose aus 
Historie und Moderne.

Der Limps Turm wurde am 03. August 1990 in die Denkmalliste der 
Stadt Arnsberg eingetragen und wird in die Stadtführungen 
eingebunden. Seit 2008 erfolgten die Planungen und die 
Realisierung zur Umnutzung des Turmes als Lichtturm und als 
Camera Obscura, die im Laufe des Jahres 2012 fertig gestellt 
werden wird.

Zukünftig wird das das Untergeschoss als Multivisions-Raum 
genutzt. Hier soll die Arnsberger Stadtgeschichte aufgezeigt 
werden. Das erste Obergeschoss beinhaltet dann den 
Eingangsbereich mit Informations- und Kassenbereich. Das zweite 
Obergeschoss wird ein Ausstellungsraum, eine fotografische 
Galerie mit Bildern einer Camera Obscura. Das dritte Geschoss 
beinhaltet die Camera Obscura und ist so Herzstück des Turmes. 
Der Besucher wird sich dort im Innern einer Kamera befinden, in 
der sich die Außenwelt abbildet. Das vierte Obergeschoss wird 
als Wahrnehmungsraum genutzt.

Der Limps Turm wird so zu einem unverwechselbaren 
künstlerischen Raumerlebnis im historischen Kontext, das nicht 
nur den Ort prägt, sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus 
die touristische Bedeutung Arnsbergs stärkt und zu einer 
baulichen "Visitenkarte" wird. Darüber hinaus zeigt die 
Umnutzung des Limps Turmes auf, dass im Zusammenwirken von 
Kommune und bürgerschaftlichem Engagement nicht nur ein für die 
Historie der Stadt Arnsberg wichtiges Baudenkmal für zukünftige 
Generationen erhalten bleibt, sondern dass durch die neue 
attraktive Nutzung der alte Turm zum kulturtouristischen Ort 
wird.

Der Kalender kann ab sofort zum Preis von 11 Euro bei der Stadt 
Arnsberg - Untere Denkmalbehörde (Rathausplatz 1, Raum 18), im 
Stadtarchiv (ehemaliges Kloster Wedinghausen), im Bücher-Eck 
Engelbertz in Hüsten, in der Buchhandlung Houtermanns in 
Alt-Arnsberg und in der Mayersche Buchhandlung in Neheim, 
erworben werden.

Hintergrundinformationen zum Limps Turm:

Der fünfgeschossige, halbrunde Mauerturm aus Bruchstein mit 
verschieferter Kegelhaube gehörte ursprünglich zur 
Stadtbefestigung der Oberstadt, die sich nach dem Bau der 
Grafenburg auf dem Schlossberg (um 1100) auf der südlich 
vorgelagerten Geländeterrasse vor der Vorburg entwickelt hat. 
Es ist davon auszugehen, dass bis ca. 1190 der Bereich bis zum 
Glockenturm aufgesiedelt worden ist. Die erste Sicherung 
erfolgte durch einen Holz-Erde-Wall mit Graben. Diese wurde 
später durch eine massive Bruchsteinmauer mit Türmen und Toren 
ersetzt. Somit werden Stadtmauer und Türme der Oberstadt in die 
erste Hälfte des 13. Jahrhunderts (1200/1240) datiert. Von den 
Stadttürmen haben sich von der Oberstadt (Altstadt) vier 
Objekte erhalten. Der Glockenturm (seit der ersten Hälfte des 
13. Jh./ heute innerstädtisch), der Grüne Turm, der 
"Haaken-Turm" an der Stadtmauer (heute in ein mehrfach 
umgebautes Wohnhaus integriert/ westlich hiervor befand sich 
die historische Gerichtsstätte der "freie Stuhl") und der Limps 
Turm.

In der Unterstadt sind es noch der Schalenturm in der Gasse 
Unterm Tempel und der Turm am Landsberger Hof. Alle weiteren 
Türme und Pforten sind nach dem Stadtbrand 1799 nach und nach 
abgerissen worden, so zum Beispiel die Klosterpforte (1799/1800)
 oder der Honekamps-Turm (1895), der an der Ecke 
Königstraße/Apostelstraße stand.

Seinerzeit wurden die Türme und Tore von den 
unterschiedlichsten Zünften finanziert, errichtet und 
verteidigt. So wurde der Limps Turm vermutlich von der 
Arnsberger Schmiedezunft erbaut und bei Angriffen besetzt und 
verteidigt. Der Turm ist heute noch ein Zeugnis des Bauens des 
13. Jahrhunderts und dokumentiert den Verlauf der 
mittelalterlichen Stadtmauer. Die Ausrichtung des Turmes 
erfolgte klar nach seiner Funktion. So bildete er mit der Limps 
Pforte die Toranlage, durch die man ursprünglich von Westen 
kommend in die Oberstadt gelangte.

Der Turm hat nichts von seiner ursprünglichen Intention und 
äußeren Erscheinung verloren. Er wirkt aus der Ferne weiterhin 
schützend und prägt nach wie vor als Landmarke die 
Stadtsilhouette. Die von weitem wirkende monumentale Fassade 
hat lediglich zwei Türöffnungen, die für den Betrachter von 
Süden und Westen nicht sichtbar sind. Die kleinen Wandöffnungen 
- Schießscharten - lassen hingegen seine Funktion, als 
ehemaliger Wach- und Verteidigungsturm, erkennen. Auch seine 
historische, einfache Grundrissstruktur ist erhalten.

Die topografische Lage ermöglicht es, dass über eine Türöffnung 
innerhalb der Nordfassade das Untergeschoss direkt von der 
Bergstraße erreichbar ist. Ursprünglich war dieser Raum für das 
Wachpersonal vorgesehen und es gab einen direkten Zugang zu den 
oberen Geschossen. Dieser ist heute nicht mehr gegeben, denn 
eine Kappendecke jüngeren Datums bildet den oberen Abschluss.

Das darüber liegende Geschoss - 1. Geschoss - wird über eine 
Treppenanlage aus Bruchstein, die an der Ostfassade errichtet 
wurde, erschlossen. Die weiteren oberen Geschosse werden von 
hier aus über eine innere Eichenholztreppe, welche ebenfalls 
jüngeren Datums ist, erreicht. Die oberen Geschosse wurden 
ursprünglich als Ausguck-, Flucht-, Verteidigungs- und 
Pausenraum genutzt. Die Räume werden lediglich über die kleinen 
Wandöffnungen - Schießscharten - natürlich belichtet und 
belüftet. Weder die "Soester Fehde", die Stadtbrände noch die 
städtebaulichen Veränderungen haben den Limps Turm zerstört, 
der somit nach wie vor im Arnsberger Stadtbild als markante 
Landmarke wirkt.

Der Turm diente jedoch nicht nur als Wachturm, sondern im 19. 
Jahrhundert fanden hier sogar Ziegenböcke ihren Unterschlupf. 
Von den Preußen wurde der Turm als Stadtgefängnis für leichtere 
Vergehen genutzt. Beim Stadtbrand von 1847 wären hier beinahe 
einige Insassen zu Tode gekommen. Schließlich verkaufte die 
Stadt den Turm, erwarb ihn jedoch vor 1895 wieder zurück und 
ist auch weiterhin Eigentümerin des Turmes.

In den 1920er Jahren versammelten sich Gruppen der katholischen 
Jugendbewegung im Turm. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollen hier 
für kurze Zeit Flüchtlinge aus dem Deutschen Osten gewohnt 
haben. Der Limps Turm wurde am 03. August 1990 in die 
Denkmalliste der Stadt Arnsberg eingetragen und wird nach wie 
vor in die Stadtführungen eingebunden. Seit 2008 erfolgten die 
Planungen und die Realisierung zur Umnutzung des Turmes als 
Lichtturm und als Camera Obscura. Hierfür wurden die für die 
unterschiedlichen Nutzungen erfolgten Einbauten entfernt.


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