[WestG] [AKT] Doppelter Erfolg fuer Muensteraner: Ueber eine Million Euro gehen an Historiker

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Aug 6 13:06:50 CEST 2012


Von: "Pressestelle der WWU Münster" <pressestelle at uni-muenster.de>
Datum: 06.08.2012, 12:15


AKTUELL

Doppelter Erfolg für Münsteraner
Über eine Million Euro gehen an Historiker

Damit hat niemand gerechnet: Mit Dr. Sita Steckel und Dr. 
Torsten Hiltmann wurden gleich zwei junge Historiker der 
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) mit einem 
Dilthey-Fellowship ausgezeichnet. Dieses Förderprogramm für die 
Geisteswissenschaften, eines der angesehensten in Deutschland, 
wird von der Volkswagen-Stiftung und der Fritz-Thyssen-Stiftung 
gemeinsam ausgerichtet. Mit dem Fördergeld können beide nun 
über fünf Jahre forschen, jeweils eine eigene 
Nachwuchsforschergruppe aufbauen und internationale Netzwerke 
schaffen. Gemeinsam bringen die beiden Wissenschaftler mehr als 
eine Million Euro ans Historische Seminar. Insgesamt wurden 
sechs Fellowships in den Geisteswissenschaften vergeben.

Sita Steckel wird im Rahmen ihrer Dilthey-Fellowship die 
mittelalterlichen Grundlagen der modernen Wahrnehmungen 
religiöser Diversität untersuchen. Wie sie an Polemiken des 12. 
und 13. Jahrhunderts zeigt, entstanden in dieser Zeit wichtige 
Beurteilungskriterien für Religiosität. In Streitigkeiten über 
christliche Gruppen oder sogar über die Überzeugungen und 
Praktiken verschiedener Religionen wurden bald schon ähnliche 
oder gleiche Kategorien zur Beurteilung des Christentums wie 
des Judentums und des Islams benutzt. Als besonders 
kontroverses Thema erwies sich auch in mittelalterlicher 
religiöser Polemik schon die Rolle der Frauen und die Ordnung 
der Geschlechter.

Die 37-jährige Sita Steckel studierte und promovierte an der 
Ludwig-Maximilians-Universität München und ist seit 2004 an der 
WWU tätig. Seit 2008 ist sie Projektleiterin im 
Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der 
Vormoderne und der Moderne", unterbrochen von einem 
Gastaufenthalt an der Harvard University (USA) im akademischen 
Jahr 2010/11. Die Dilthey-Förderung gibt ihr die Möglichkeit, 
exzellente Forschung mit der Lehre zu verbinden und als Teil 
des Projekts mit neuen Lehrformen zu experimentieren.

In seinem Projekt "Die Performanz der Wappen" beschäftigt sich 
Torsten Hiltmann mit der Geschichte der Wappen von deren 
Entstehung bis ins 15. Jahrhundert. Dabei geht es ihm vor allem 
um die Frage, wie sich die einstigen Schildzeichen der Ritter 
zu so komplexen, einflussreichen und allgegenwärtigen Medien 
entwickeln konnten, wie es die Wappen am Ende des Mittelalters 
waren. Diese nicht mehr nur als Hilfsmittel, sondern als 
Quellen eigenen Ranges betrachtend, eröffnet sein Projekt damit 
ganz neue Einblicke in die kulturellen, sozialen und medialen 
Ausdifferenzierungsprozesse in der mittelalterlichen 
Gesellschaft. In der Beschäftigung des 36-Jährigen mit der 
Kultur des Visuellen betritt das Projekt dabei ein für das 
Mittelalter noch kaum entwickeltes Forschungsfeld.

Torsten Hiltmann studierte Mittelalterliche Geschichte, 
Philosophie und Psychologie in Dresden und wurde im Rahmen 
eines deutsch-französischen Doppelabschlusses gleichzeitig an 
der TU Dresden und an der ÉPHÉ Paris promoviert. Etliche Jahre 
Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Paris, ist er 
seit 2008 in Münster, wo er ein eigenes DFG-Projekt zum 
spätmittelalterlichen Königsbegriff leitet. Daneben organisiert 
er eine Vortragsreihe mit französischen Nachwuchshistorikern 
und ist Mitinitiator des Interdisziplinären Frankreichforums an 
der WWU. Auch er freut sich darauf, dank der Dilthey-Fellowship 
sein Engagement in der Lehre weiter ausbauen zu können.


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