[WestG] [AKT] Reichspogromnacht: Mahnwache und weitere Aktivitaeten am 9. November
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Nov 7 10:12:38 CET 2011
Von: "Universitätsstadt Witten" <info at presse-service.de>
Datum: 04.11.2011, 14:53
AKTUELL
Reichspogromnacht: Mahnwache und weitere Aktivitäten am 9.
November
Zum 73. Mal jährt sich die Nacht, in der Nationalsozialisten in
Deutschland jüdische Gotteshäuser in Brand setzten. Auch in
Witten haben Anhänger des nationalsozialistischen
Unrechtsregimes in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938
jüdische Bürger drangsaliert, ihre Wohnungen und Geschäfte
zerstört und die Synagoge angezündet. Viele Wittener Juden
wurden noch in der Nacht zum 10. November in so genannte
Schutzhaft genommen und am folgenden Tag in das
Polizeigefängnis Bochum und später in das Konzentrationslager
Sachsenhausen verschleppt.
In Erinnerung an die Reichspogromnacht und ihre schrecklichen
Folgen rufen die Stadt Witten, die Deutsch-Israelische
Gesellschaft (DIG) Witten und der Freundeskreis der
Israelfahrer e. V. zur öffentlichen Mahnwache um 18.30 Uhr am
Ort der ehemaligen Synagoge (Ecke Breite Straße /
Synagogenstraße) mit der Möglichkeit zu Kranzniederlegungen
auf. Wie in den vergangenen Jahren werden sich verschiedene
Initiativen, Verbände, Parteien, Gruppen und Einzelpersonen
diesem Aufruf anschließen. Erstmalig halten Schülersprecher des
Ruhr-Gymnasiums, Sarah Winkler (Jahrgangsstufe 12) und Lars
Bremer (Jahrgangsstufe 11), die Gedenkansprache.
Ein Zitat des Shoah-Überlebenden und Friedensnobelpreisträgers
des Jahres 1986, Elie Wiesel, "Wer zum Vergessen beiträgt,
vollendet das Werk der Mörder" auf dem diesjährigen Gedenkkranz
der Stadt Witten, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und des
Freundeskreises der Israelfahrer ist auch Titel einer
Ausstellung des Stadtarchivs Witten. Durch diese Ausstellung,
die das Kulturforum an das Ruhr-Gymnasium entliehen hat, werden
um 16 Uhr und um 19 Uhr Schülerinnen und Schüler des Ruhr- und
Schiller-Gymnasiums führen.
Austellung im Ruhr-Gymnasium: Wittener Juden im KZ
Sachsenhausen -Lebensskizzen, Dokumente und Erinnerungen
Die Ausstellung wurde ursprünglich als stadtgeschichtliche
Ergänzung zu der Wanderausstellung der Stiftung
Brandenburgische Gedenkstätten/Gedenkstätte und Museum
Sachenhausen "Jüdische Häftlinge im KZ Sachsenhausen 1936-1945"
konzipiert. Beide Ausstellungen hatte das Stadtarchiv Witten
mit Kooperationspartnern im November 2007 im Märkischen Museum
unter großem Besucherecho vier Wochen präsentiert.
Die Ausstellungstafeln mit 18 Lebensskizzen von Wittener Juden,
die unter NS-Verfolgung in das Konzentrationslager
Sachsenhausen verschleppt wurden, hat das Stadtarchiv Witten
nun für ein Schulprojekt an das Ruhr-Gymnasium entliehen. Am 9.
November werden Schüler und Schülerinnen um 16 Uhr und um 19
Uhr im Anschluss an die Mahnwache im Ruhr-Gymnasium durch die
Ausstellung führen.
Im Vorfeld dieser Führungen erprobte das Stadtarchiv eine
besondere Methode der Vermittlung von Stadtgeschichte: "JuleiJu
- Jugendliche leiten Jugendliche" ist eine Projektidee des
Stadtarchivs, die zum zweiten Mal aufgegriffen wird. Schüler
der Oberstufe des Schiller- und Ruhr-Gymnasiums hatten die
Gelegenheit, die Ausstellung "Wittener Juden im KZ
Sachsenhausen" aus Ihrer persönlichen Sicht zu bewerten und ihr
im Stadtarchiv erworbenes Wissen in Anknüpfung an ihre
Lebenswelten selbstständig zu einer Präsentation zu entwickeln.
"Was interessiert Jugendliche heute im Umgang mit Geschichte
und Gedenken? Welche Themen sind für sie heute aktuell?" sind
leitende Fragestellungen dieser Vermittlungsmethode", erklärt
Dr. Martina Kliner-Fruck. Für die am Mittwoch geplanten
Führungen werden die Jugendlichen zum Beispiel auch durch einen
Schnellkurs "Stimmbildung" gestärkt.
Projekttag im Ruhrgymnasium
Das Ruhrgymnasium veranstaltet wieder zahlreiche Projekte
anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht. Auf dem
Programm stehen Fahrten zu den Synagogen in Essen und Bochum,
Film- und Theaterprojekte. Ein Höhepunkt des Schulprojekttags
ist der Besuch der Zeitzeugin Hannelore Göttling-Jakoby aus
Hamburg. Sie möchte durch ihre Erinnerungen an die Verfolgung
durch die Nazis und das Überleben im Versteck Schülerinnen und
Schülern eindrücklich vermitteln, dass das Geschehene nie
wirklich vergangen sein kann, sondern durch das unbegreiflich
Schreckliche in die Gegenwart hinein wirkt.
Einführend in diese schulinterne Veranstaltung läuft der
15-minütige Film von Georg Wieghaus und Hanno Brühl "Wie
Hannelore überlebt hat". Dieser Beitrag wurde für das WDR
Fernsehen "planetschule" als Folge 4 der Sendereihe "Oft bin
ich bang: Kindheit unter Hitler" konzipiert. Im Anschluss daran
wird Hannelore Göttling-Jakoby auf Fragen der Schülerinnen und
Schüler eingehen. Sie erlebte den 9. November 1938 in
Hennef/Sieg. Dort wurde ihr Vater am 10. November verhaftet.
Fünf Tage später verschleppten ihn die Nazis in das
Konzentrationslager Dachau.
Diese Veranstaltung wird gefördert durch die
Deutsch-Israelische Gesellschaft Witten, das
Stadtarchiv/Kulturforum Witten, den Förderverein des
Ruhr-Gymnasiums und den WDR, Studio Dortmund, Redaktion Bildung.
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