[WestG] [AKT] LWL kuert Rauchgaskamin in Bestwig als Denkmal des Monats - In Deutschland gibt es nur vier derartige Anlagen
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mo Mai 30 10:36:33 CEST 2011
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 27.05.2011, 14:18
AKTUELL
LWL kürt Rauchgaskamin in Bestwig als Denkmal des Monats -
In Deutschland gibt es nur vier derartige Anlagen
Nur der nie ganz fertiggestellte Rauchgaskamin auf dem
Steinberg im Bestwiger Ortsteil Ostwig (Hochsauerlandkreis)
erinnert heute noch an die Friedrich-Wilhelm-Hütte. Der
Generaldirektor der Stolberger Gesellschaft wollte hier in der
Mitte des 19. Jahrhunderts das größte Industriezentrum Europas
aufbauen. Daraus wurde wegen Rohstoffmangels nichts. Erhalten
geblieben ist nur der Rauchgaskamin, von dessen Art es in ganz
Deutschland nur noch vier Exemplare gibt. Deshalb hat der
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den Rauchgaskamin
jetzt als Denkmal des Monats Mai ausgezeichnet.
"Dieser Kamin markiert ein wichtiges technik-, wirtschafts- und
ortsgeschichtliches Zeitfenster in der Geschichte der Gemeinde
Bestwig und des Ramsbecker Bergbauvereins zwischen 1854 und
1860", sagt LWL-Denkmalpfleger Christian Hoebel.
Hintergrund
Der ab 1854 gebaute Kamin, der wegen des Zusammenbruchs der
Stolberger Gesellschaft nie in Betrieb ging, hätte dazu dienen
sollen, die giftigen Abgase einer Schmelzhütte abzuleiten, die
gemeinsam mit einer zweiten Hütte im benachbarten Ramsbeck
30.000 Tonnen Bleierz pro Jahr verarbeiten sollte. Da die Hütte,
die eine Million Taler gekostet hat, im Tal stand, mussten die
Abgase zunächst durch Abgasführungen, die so genannten Füchse,
auf den Berg geleitet werden. Diese Füchse mit ihrem
quadratischen Querschnitt waren in den Boden eingetieft und mit
Bruchsteinplatten abgedeckt. Das System war zweizügig, so dass
einer der "Füchse" vom Staub gereinigt werden konnte, während
der andere in Betrieb war.
Die Abgasführung mündete schließlich auf dem Berg in den
Rauchgaskamin, der die giftigen Gase in höhere Luftschichten
abführen sollte. Der aus Bruchstein gebaute, leicht konisch
zulaufende und nie vollendete Kamin hat eine Grundfläche von
fünf mal fünf Metern, heute ist er noch neun Meter hoch.
Nach einer ersten Instandsetzung 1974 ließ die Gemeinde den
Kamin 2009 erneut restaurieren, da die Witterung große Schäden
am Bruchsteinmauerwerk und an den Fugen verursacht hatte. Um
das Denkmal nicht nur als Zeitzeugen zu erhalten, sondern ihm
auch eine weitere Funktion zu geben, wurde im Inneren eine
stählerne Wendeltreppe eingebaut. So dient der Kamin heute
Besuchern als Aussichtsturm mit Blick über das Elpetal und
Ostwig.
In dem 140 Quadratkilometer großen Ramsbecker Revier, das
erstmals 1518 urkundlich erwähnt wurde, wurden die vorkommenden
Erze zu Blei, Zink und Silber verhüttet. Das Revier hatte für
das kurkölnische Erzbistum eine so große Bedeutung, dass es
1559 die Bergfreiheit erhielt. Damit waren eine Befreiung von
Abgaben und die Nutzung der Wasserkraft verbunden.
Nach einem wirtschaftlichen Auf und Ab setzte 1854 ein
Entwicklungsrausch ein, als die Ramsbecker Gruben von der
Stolberger Gesellschaft übernommen wurden. Doch die ehrgeizigen
Pläne des Generaldirektors Henry Marquis de Sassenay brachen
schon 1855 wie ein Kartenhaus zusammen. "Die Ergiebigkeit des
Erzvorkommens war maßlos überschätzt worden", nennt Hoebel den
Grund für den Zusammenbruch, bei dem der Generaldirektor einen
Schuldenberg von über 3,5 Millionen Talern hinterließ. So wurde
die Hütte mitsamt des Rauchgaskamins nicht fertiggestellt, sie
wurde später abgerissen. "Als letztes Rudiment erinnert heute
der Rauchgaskamin mit seinem Fuchs auf dem Kamm des Steinbergs
an diese Boomphase. Der Kollaps des Unternehmens stürzte auch
viele Arbeiter und Bergleute in das soziale Elend und löste
eine Auswanderungswelle aus", erklärt Hoebel.
Der LWL im Überblick:
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als
Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen
in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 17
Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit
Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der
Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die
sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien
Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie
tragen und finanzieren den Landschaftsverband, den ein Parlament mit 101
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