[WestG] [AKT] Neues Hoerbuch zum Thema "Wiedergutmachung" von NS-Unrecht: "Gestern kein Recht, heute keine Gerechtigkeit"

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Mai 17 11:39:34 CEST 2011


Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 17.05.2011, 11:31


AKTUELL

"Gestern kein Recht, heute keine Gerechtigkeit"
Neues Hörbuch zum Thema "Wiedergutmachung" von NS-Unrecht

Mehr als sechs Millionen Menschen wurden Opfer der 
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Wie kann man 
entschädigen für Terror, Grauen und Unrecht, das ganzen 
Bevölke-rungsgruppen angetan wurde? Wie lässt sich "wieder gut 
machen", was in keinem Fall ungeschehen zu machen ist? Dieser 
Frage widmet sich ein neues Hörbuch mit dem Titel "Gestern kein 
Recht, heute keine Gerechtigkeit - Der lange Weg zur 
Entschädigung von NS-Unrecht". Gemeinsam mit dem Geschichtsort 
Villa ten Hompel der Stadt Münster und mit finanzieller 
Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung hat der 
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Doppel-CD 
konzipiert und produziert.

"Mittels zeitgenössischer Originaltöne, nachgesprochener 
Quellen, Zeitzeugeninterviews und Kommentaren des Bochumer 
Zeithistorikers Prof. Dr. Constantin Goschler wird dieser 
besondere Aspekt der deutschen und auch westfälischen 
Nachkriegsgeschichte lebendig mit manchmal geradezu absurden 
Facetten des langen Weges zur Entschädigung", so Christoph 
Spieker, Leiter des Geschichtsorts Villa ten Hompel. Am 
Dienstag (17. Mai) überreichte Spieker das erste Exemplar an 
den Präsidenten des Landgerichts Münster, Klaus Schelp, 
überreichte. "Die große Geschichte begegnet den Hörern im 
Kleinen, aus dem Alltag ganz normaler Menschen heraus, und 
fordert zu einer kritischen Würdigung der westdeutschen 
'Wiedergutmachung‘ auf."

Mit dem Bundesentschädigungsgesetz von 1956 versuchte die 
Bundesrepublik einen juristischen Weg zur "Wiedergutmachung" zu 
finden. Dieses Gesetz bildete die Grundlage für unzählige 
langwierige Verfahren, an deren Ende allzu oft keine 
finanzielle Entschädigung für die Opfer stand.

Im Fokus des von Daniel Gollmann konzipierten circa 
85-minütigen Audio-Features stehen unter-schiedliche Schicksal 
und individuelle Erlebnisse. Ob Opfer, Verwaltungsbeamte, 
Juristen, Ärzte oder Politiker, sie alle waren in den 
Entschädigungsprozess involviert und erzählen ihre Geschichte.

Hintergrund

Unter anderem sichtete Gollmann für das Kapitel zu den 
Prozessen um das Bundesentschädigungsgesetz einen Bestand von 
knapp 1800 Prozessakten, der in der Villa ten Hompel lagert und 
aus den Registraturkellern des Landgerichts Münster stammt. 
Landgerichtspräsident Schelp zeigte sich bei der Präsentation 
der CD davon beeindruckt, wie nur schwer zu lesende, sperrige 
Akten in ein "eindringliches Hörerlebnis übersetzt" worden 
seien. Durch die Konzentration auf einzelne Fälle werde ein 
abstrakter bürokratischer Prozess erfahrbar und auch für Laien 
gut verständlich.

Die Doppel-CD ist das zweite Medium in der Reihe "Hörbücher zur 
historisch-politischen Bildung", die die Villa ten Hompel und 
das LWL-Medienzentrum gemeinsam herausbringen. "Die Reihe 
möchte die besonderen Möglichkeiten von Hörbüchern auch für die 
regionalhistorische Bildung erschließen", betonte Dr. Markus 
Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums, bei der Präsentation. 
Wie kaum ein anderes Schulfach sei Geschichte auf jede 
Möglichkeit der Vergegenwärtigung seiner Inhalte angewiesen, 
ergänzte Gollmann. "Gerade Tonaufnahmen sind prädestiniert, 
neugierig auf die Beschäftigung mit Geschichte zu machen", so 
sein Fazit.

Die Villa ten Hompel beherbergte von 1954 bis 1968 das Dezernat 
für Wiedergutmachung des Regierungsbezirks Münster und war 
damit Anlaufstelle für Klagen und Ansprüche. Nicht immer 
konnten die Antragsteller auf Hilfe hoffen, da die 
Wiedergutmachung an strenge Kriterien gebunden war. So hatten 
zunächst nur diejenigen einen Anspruch auf Entschädigung, die 
aus rassischen und politischen Gründen verfolgt worden waren. 
Erst in den 1980er Jahren wurden auch andere, "vergessene" 
Gruppen wie Zwangssterilisierte und Homosexuelle als NS-Opfer 
anerkannt.
 

INFO

Gestern kein Recht, heute keine Gerechtigkeit?
Der lange Weg zur Entschädigung von NS-Unrecht
Reihe: Hörbücher zur historisch-politischen Bildung
Doppel-CD mit Booklet, ca. 85 Minuten, Preis 14,90 Euro

Bezug: 
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstr. 14
48147 Münster,
E-Mail: medienzentrum at lwl.org 
Tel.: 0251 591-3902
Fax: 0251/ 591-3982, 
URL: http://www.westfalen-medien.lwl.org 


Der LWL im Überblick:  
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als
Kommunalverband mit 13.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen
in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 17
Museen und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit
Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der
Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die
sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien
Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie
tragen und finanzieren den Landschaftsverband, den ein Parlament mit 101
Mitgliedern aus den Kommunen kontrolliert.   
 
 Der LWL auf Facebook: 
 http://www.facebook.com/LWL2.0


Mehr Informationen über die Mailingliste Westfaelische-Geschichte