[WestG] [AKT] LWL und die Stadt Dortmund geben DVD ueber die Dortmunder Filmpionierin Elisabeth Wilms heraus
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Fr Mär 11 11:22:32 CET 2011
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 10.03.2011, 12:18
AKTUELL
"Erich, lass mal laufen!"
LWL und die Stadt Dortmund geben DVD über die Dortmunder
Filmpionierin Elisabeth Wilms heraus
Elisabeth Wilms war ein Phänomen. In der Zeit von 1941 bis zu
ihrem Tod 1981 drehte die resolute Dortmunder Bäckersfrau rund
150 Filme. Dabei ging es ihr nicht nur um Aufnahmen ihrer
näheren Umgebung, sie dokumentierte auch ihre idyllische
münsterländische Geburtsheimat, das Leben und Überleben im
bombenzerstörten Dortmund und den Wiederaufbau.
Später drehte sie neben Reportagen auch Reise- und Werbefilme.
Mit der DVD "Erich, lass mal laufen!", die ein Wilms-Porträt
und fünf ihrer Kurzfilme enthält, erinnern der
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Stadt Dortmund
an die Filmemacherin. Die öffentliche Uraufführung der DVD
findet am Dienstag, 15. März, um 19.30 Uhr im Dortmunder
Lichtspiel- und Kunsttheater Schauburg (Brückstraße 66) statt.
"Elisabeth Wilms war eine geborene Münsterländerin mit dem Herz
auf dem rechten Fleck. Sie war eine respektable Bäckers- und
Geschäftsfrau in Dortmund-Asseln, die sich die Butter nicht vom
Brot nehmen ließ", sagt Dr. Volker Jakob, Leiter des
Filmarchivs im LWL-Medienzentrum für Westfalen. "Und ganz
nebenbei war sie eine sehr bemerkenswerte Kamerafrau und
Cutterin. Ihr breit angelegtes Werk trägt nicht die Handschrift
einer Amateurin, sondern zeigt eine professionelle
Filmemacherin, die ihre kreativen Ideen gekonnt in Bilder
verwandelte", so Jakob weiter.
Der Hauptteil der DVD ist ein Porträt, das der Bochumer
Filmemacher Claus Bredenbrock auf der Grundlage eines
Fernsehinterviews gezeichnet hat, das zwei Journalisten 1980
mit Elisabeth und Erich Wilms geführt haben. Aus diesem
Interview stammt auch der Titel "Erich, lass mal laufen!", mit
dem Elisabeth Wilms während des Interviews ihren Mann resolut
dazu aufforderte, den Filmprojektor zu starten. "Im Gespräch
geben die Ehepartner sehr ehrlich und authentisch Auskunft über
ihr Leben und die Arbeit - und natürlich über die Filme.
Zusammen mit ausgewählten Szenen und Bildsequenzen wird so die
kleine Welt der Bäckersfrau und Filmpionierin lebendig", so
Jakob. Außerdem sind auf der DVD folgende Filme zu sehen: "Der
Weihnachtsbäcker", "Münsterland - Heimatland", "Alltag nach dem
Krieg", "Dortmunds neue Westfalenhalle - Der Gigant unter den
Sportpalästen" und der Werbefilm "Flirt mit einer Maschine".
Hintergrund
Das kinderlose Ehepaar Wilms hat den gesamten Filmnachlass der
Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Asseln vermacht. Die
Alterung der Filme, die hohen Investitionskosten für die
Schaffung geeigneter Lagerbedingungen und der große Zeitaufwand,
den die Verwaltung eines solchen Filmbestandes mit sich bringt,
stellte die Kirchengemeinde vor große Probleme. Der Initiative
des städtischen Kulturamtes und des Stadtarchivs Dortmund war
es zu verdanken, dass der umfangreiche Bestand restauriert,
dupliziert und durch ein Findbuch erschlossen werden konnte.
Schließlich kamen die Filme ins Archiv des LWL-Medienzentrums,
sie sind aber immer noch Eigentum der Kirchengemeinde Asseln.
Der LWL hat zu Beginn der 1990er Jahre in seinem damaligen
Landesmedienzentrum ein Archiv für Filmschätze aus der Region
geschaffen. Seit der Gründung dieses Archivs haben zahlreiche
Archive, Institutionen und Privatpersonen die Möglichkeit
genutzt, ihre Filme in den LWL-Magazinräumen kostenlos
einzulagern. Seit 1995 bringt das LWL-Medienzentrum einen
ausgewählten Teil der Archivschätze in Form von DVD-Editionen
neu heraus. Fast 40 historische Filmschätze sind inzwischen auf
diese Weise der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht worden.
Elisabeth Wilms
Elisabeth Wilms wurde am 22. Juli 1905 in Lengerich-Hohne
(Kreis Steinfurt) als Tochter eines Metzgermeisters geboren.
Nach der Mädchenschule wechselte sie auf die Höhere
Mädchenschule, schon früh arbeitete sie im Betrieb der Eltern
mit. 1931 kam sie nach Dortmund, wo sie wenig später im
ländlichen Vorort Asseln den Bäckermeister Erich Wilms
heiratete. Als sie 1941 bei Nachbarn die erste
Amateurfilm-Vorführung erlebte, war sie tief beeindruckt. Die
resolute Geschäftsfrau lieh sich bei einem Lieferanten eine
16-mm-Kamera, die sie später kaufte.
Im Tausch gegen Lebensmittel beschaffte sie sich während des
Zweiten Weltkrieges das immer schwerer zu bekommende
Rohfilmmaterial. Ersten Aufnahmen der Familie und der näheren
Umgebung folgten kleine Episoden mit Spielhandlung wie "Der
Weihnachtsbäcker" (1943). Für den Film "Münsterland -
Heimatland" filmte sie vor den ersten Bombenangriffen die noch
unzerstörte Stadt Münster. Einige dieser frühen Filme wurden
1944 von der NS-Filmprüfstelle im Reichministerium für
Volksaufklärung und Propaganda ausgezeichnet. Wie unerschrocken
Wilms war, zeigt die Tatsache, dass sie trotz des strikten
Verbots auch die Bombenangriffe auf Dortmund und Münster
dokumentierte.
Nach dem Krieg filmte Wilms das Leben der Ausgebombten in den
Dortmunder Trümmerwüsten. Für diese Dokumente der "Stunde Null"
wurde sie mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. Später wandte
sich Wilms dem Wiederaufbau zu. So drehte sie im Auftrag der
Stadt Dortmund eine Dokumentation über den Bau der
Westfalenhalle und über die Bundesgartenschauen 1959 und 1969.
INFO
Erich, lass mal laufen!
Die Filme der Elisabeth Wilms
DVD mit Begleitheft
Filmporträt, 24 Minuten, schwarz/weiß und Farbe
fünf Originalfilme als Bonusmaterial, ca. 90 Minuten
Preis 14,90 Euro.
Bezug:
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstr. 14
48147 Münster
E-Mail: medienzentrum at lwl.org
Fax: 0251/ 591-3982
URL: http://www.westfalen-medien.lwl.org
oder im örtlichen Buchhandel
Mehr Informationen über die Mailingliste Westfaelische-Geschichte