[WestG] [AKT] Vortrag: Gebietsreform und Buergerwille in Nordrhein-Westfalen (1965-1975), Bocholt, 10.02.2011

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Feb 1 10:14:53 CET 2011


Von: "Thomas Ridder" <ridder at jmw-dorsten.de> 
Datum: 31.01.2011, 14:55 


AKTUELL

Öffentliche Proteste und breites politisches Engagement aus der 
"bürgerlichen Mitte" sind keine neuen Phänomene, die sich erst 
seit "Stuttgart 21" beobachten lassen. Vielmehr sind die 
aktuellen Ereignisse eher als eine Hochwassermarke eines 
langfristigen politischen und gesamtgesellschaftlichen Wandels 
zu betrachten, der sich bereits vierzig Jahre früher nachweisen 
lässt.

In seiner ersten Regierungserklärung brachte Bundeskanzler 
Willy Brandt das Leitmotiv der neuen sozialliberalen 
Regierungskoalition 1969 auf die viel zitierte Formel: "Wir 
wollen mehr Demokratie wagen". Und auch Bundespräsident Gustav 
Heinemann sprach bald vom "mündigen Bürger".

Gleichzeitig waren allerdings die Spannungen und 
Herausforderungen, die sich aus diesem "vitalen Bürgergeist" 
und dem Phänomen des anspruchsvollen Bürgers für den Staat 
ergaben, nicht zu übersehen. Wie unbequem dieses neue 
Bürgerengagement aus Sicht institutionalisierter 
Entscheidungsgremien und der Bürokratie sein konnte, soll am 
Beispiel der "Aktion Bürgerwille" und der kommunalen 
Neugliederung in Nordrhein-Westfalen dargestellt werden.

Im Rahmen einer gigantischen Gebietsreform wurde die Zahl der 
nordrhein-westfälischen Gemeinden innerhalb eines Jahrzehnts 
von rund 2.300 auf weniger als 400 reduziert, zahlreiche Kreise 
wurden zusammengelegt und aufgelöst, Städte verloren ihre 
Kreisfreiheit. Bestand über die Notwendigkeit der Neuordnung in 
Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Gesellschaft auch 
weitgehend Einigkeit, so lassen sich vor Ort fast überall 
Proteste und Widerstände gegen einzelne Reformmaßnahmen 
feststellen.

Die Gegenüberstellung von verschiedenen Interessen, der 
Maximierung bzw. Optimierung von Verwaltungsfunktionalität und 
-effektivität einerseits und der Bewahrung lokaler, 
bürgerlicher Identifikation andererseits, lassen das 
Konfliktpotential der Eingemeindungen und Städtefusionen 
deutlich hervortreten. In dem Vortrag ist von Interesse, wo, 
wann und wie Bürgerinnen und Bürger aus der "anspruchsvollen 
Gleichgültigkeit" gegenüber den sozialen und politischen 
Problemen ausbrachen.

Wie haben Bürger bzw. Heimat- und Geschichtsvereine, 
Bürgerinitiativen und Aktionsgemeinschaften neben den 
verfahrensgeregelten Möglichkeiten Einfluss auf den 
Neugliederungsprozess nehmen können? Wie reagierten die 
Planungs- und Entscheidungsinstanzen auf das (veränderte) 
bürgerschaftliche Engagement?

Die Referentin Dr. Sabine Mecking absolvierte zunächst eine 
Ausbildung zur Verwaltungsinspektorin bei der Stadtverwaltung 
Bocholt mit begleitendem Studium an der Fachhochschule für 
öffentliche Verwaltung. Später studierte sie an der 
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Geschichte, 
Mathematik, Sport, Erziehungswissenschaften). Nach Promotion 
und Habilitation hat sie in den vergangenen Jahren Gast- und 
Vertretungsprofessuren an den Universitäten Münster, Prag und 
Düsseldorf übernommen. Sie ist eine ausgewiesene Kennerin der 
modernen Regional- und Kommunalgeschichte.

Die Gesellschaft lädt alle Interessierten zum Vortrag in das 
"neue" Bocholter Rathaus, Berliner Platz 1, ein. Die 
Veranstaltung beginnt am 10.02.2011 um 19:30 Uhr.


INFO

Veranstaltungsdaten: 
"Lass mir mein altes Rathaus, Herr Minister": 
Gebietsreform und Bürgerwille in Nordrhein-Westfalen (1965-1975)

Datum: 10.02.2011

Gersellschaft für historische Landeskunde des westlichen 
Münsterlandes e.V.
p/A Landeskundliches Institut Westmünsterland Gasthausstraße 15
48691 Vreden
E-Mail: info at ghl-westmuensterland.de 
URL: www.ghl-westmuensterland.de 

Kontakt:
Thomas Ridder M.A.
Tel.: 02362-951431
E-Mail: ridder at jmw-dorsten.de


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