[WestG] [LIT] Schaub, Hermann: Leineweber in Rheda
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Okt 26 09:15:39 CEST 2010
Von: "Hermann Schaub" <mail at hermann-schaub.de>
Datum: 23.10.2010, 18:46
LITERATUR
Neuerscheinung: Hermann Schaub, Leineweber in Rheda,
Heimatkundliche Beiträge 18/2010, Hg Volksbank Gütersloh eG
Vor 350 Jahren erhielten die Rhedaer Leineweber vom Grafen
Mauritz von Bentheim-Tecklenburg die sogenannte
Linnen-Tuchmacher-Amts-Rolle. Durch dieses Privileg wurden sie
als Amt, d. h. als Gilde anerkannt und deren internen Regeln
bestätigt. Nur durch Mitgliedschaft in einem der acht Ämter war
den Bürger die politische Mitwirkung im Stadtrat möglich.
Durch die Linnen-Tuchmacher-Amts-Rolle sollte nach dem
Dreißigjährigen Krieg die Wirtschaft in der Herrschaft Rheda
wieder in Schwung gebracht werden. Deshalb wurde zur Steigerung
der Leinenqualität eine Fertigung nach Warendorfer Maß zwingend
vorgeschrieben, um die Absatzchancen auf auswärtigen Märkten zu
erhöhen.
Höhere Exporterlöse waren notwendig, um die ständigen
Getreideimporte bezahlen zu können. Denn die dürftigen Ernten
auf den mageren Böden der Emsniederung reichten nicht aus, die
Bevölkerung der Herrschaft Rheda zu ernähren.
Die bisherigen Forschungen zur heimischen Leineweberei haben
sich mehr mit den Nachbarregionen Warendorf und Ravensberg
befasst, für die die Geschichte des Leinengewerbes besser
untersucht ist als für Rheda, das durch seine Randlage zwischen
Münsterland und Ravensberg vielfach der Aufmerksamkeit der
Historiker entgeht.
Dabei ist übersehen worden, dass Rheda eine der bedeutenden
Leinenstädte in Westfalen gewesen sein muss, auch wenn dies aus
den Quellen nur indirekt zu erschließen ist. Jedenfalls gab es
dort mehr Webstühle als in Warendorf selbst, auf denen das
hochwertige "Warendorfer Leinen" gewoben wurde.
In einem ersten Teil der Arbeit werden die einzelnen Schritte
des mühsamen und zeitaufwendigen Arbeitsprozesses von der
Aussaat des Flachses bzw. des Hanfs bis zum verkaufsfertigen
Leinen dargestellt.
Die 1660 vom Grafen Mauritz erlassene Rolle des
Linnen-Tuchmacher-Amts wird durch weitere Dokumente ergänzt:
die "Verpflichtung der Knechte zu ehrbarem Leben und Wandel",
eine weitere undatierte "Ordnung des Linnen-Tuchmacher-Amts",
eine "Ordnung der Knechte und Lehrjungen", eine unvollständige
Zusammenstellung über "Arbeits Lohn" sowie die "Confirmation"
der Linnen-Tuchmacher-Amts Rolle von 1769, die keine reine
Bestätigung war,sondern die Regeln im Geiste der Aufklärung
modernisierte. Diese Dokumente, eine informative Quelle für die
Lebens- und Arbeitsbedingungen der Rhedaer Leineweber, werden
mit ihrem kompletten Inhalt wiedergegeben.
In einem abschließenden Teil werden die sozialen Verhältnisse
der Leineweber in Rheda beleuchtet einschließlich des
Niedergangs des Gewerbes in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts. Da sich keine Unternehmer fanden, die die
Leineweberei in Rheda auf mechanischen Webstühlen fortführten,
gerieten die Leineweber in bitterste Not, bevor in der
Zigarrenherstellung sowie in Bau und Betrieb der Köln-Mindener
Eisenbahn Ersatzarbeitsplätze entstanden waren.
INFO
Zu beziehen durch die Volksbank Gütersloh eG -
per e-mail: [dennis.girodo at volksbank-guetersloh.de]
oder Tel. 05241/104 259.
Hermann Schaub
Dipl.- Theol.
Kolpingstr. 39
D-33378 Rheda-Wiedenbrück
Tel.: 05242-45673
URL: www.hermann-schaub.de
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