[WestG] [AKT] Wie das Plattdeutsch aus dem Alltag verschwindet
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Nov 24 11:32:14 CET 2010
Von: "Kreis Borken" <info at presse-service.de>
Datum: 23.11.2010, 14:14
AKTUELL
Wie das Plattdeutsch aus dem Alltag verschwindet
Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen
Münsterlandes zeichnet Schülerarbeiten aus / Neues Buch
vorgestellt
Die Eltern von Eva-Maria Bergerbusch aus Südlohn-Oeding
sprechen untereinander Platt. Ihre 18-jährige Tochter versteht
das zwar, gesprochen haben die Eltern mit ihr aber von klein
auf Hochdeutsch. "Damit setzt sich mit mir der Sprachverlust
fort", sagt die Schülerin, die zurzeit am Gymnasium Georgianum
in Vreden auf ihr Abitur hinarbeitet.
In einer Facharbeit hat sie die Frage "Ist Plattdeutsch noch zu
retten?" gestellt. Für ihre ausführliche Antwort wurde sie am
Montag (22.11.) im Kreishaus mit dem Schülerpreis der
Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen
Münsterlandes ausgezeichnet.
Im Rahmen ihrer Studie, die sie in der zwölften Klasse als
Facharbeit verfasst hat, befragte sie auch einige Jugendliche
zur Bedeutung, die sie dem Plattdeutschen beimessen. Ihr
Ergebnis: "Eltern geben ihre Kenntnisse kaum noch weiter und
auch wenn viel für die Erhaltung der Sprache getan wird,
versteht sie nur noch ein geringer Teil der Jugendlichen."
"Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein junger Mensch
im Jahr 2010 mit diesem Thema auseinandersetzt", betonte
Winfried Semmelmann, stellvertretender Vorsitzender der
Gesellschaft, bei der Preisverleihung. Er lobte die Arbeit von
Eva-Maria Bergerbusch, die den spürbaren Niedergang des
Plattdeutschen sehr konstruktiv und schlüssig skizziere. "Es
war eine Freude, diese Arbeit zu lesen", so Semmelmann.
Eva-Maria Bergerbusch erhielt neben der Siegerurkunde auch
einen Buchpreis. Das gilt auch für die Zweitplatzierte, Sabine
Hilgenbrink aus Steinfurt-Borghorst. Unter dem Titel
"Sonderzüge in den Tod" beschäftigte sie sich mit der
Deportation von Juden aus Borghorst. Jeweils ein dritter Preis
wurde den Verfassern der übrigen acht Arbeiten, die eingereicht
worden waren, zuerkannt. Dies sind: Eva-Maria Derking aus
Vreden, Dominik Harpering aus Ahaus, Meret Pettirsch aus
Stadtlohn, Freya Rath aus Dülmen und Carolin Weber aus Ahaus
sowie das Team Silke Borowski, Anja Farwick, Jana Gesing, Laura
Kühlkamp, Nina Wiemann und Anna Witt (alle aus Ahaus).
Landrat Dr. Kai Zwicker überreichte die Preise und lobte den
großen Eifer der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Wettbewerb
der Gesellschaft für historische Landeskunde des westlichen
Münsterlandes stärke das Interesse von Jugendlichen für die
regionale Vergangenheit. Gleichzeitig führe er vor Augen, dass
die Idee eines - im Zuge der REGIONALE 2016 angedachten -
überregional wirksamen "Kulturhistorischen Zentrums
Westmünsterland" in Vreden Sinn mache. "Denn dort werden
Menschen, die sich mit der Geschichte unserer Region
auseinandersetzen möchten, noch bessere Rahmenbedingungen
vorfinden."
Im Rahmen der Preisverleihung stellte die Gesellschaft für
historische Landeskunde auch den zweiten Band ihrer
Schriftenreihe vor. Unter dem Titel "Das Westmünsterland in der
Weimarer Republik und der NS-Zeit" bündelt das Buch sechs
Aufsätze zu einzelnen Facetten dieser Jahrzehnte im
Westmünsterland. Mit Beiträgen vertreten sind der Leiter des
Borkener Stadtmuseums und Stadtarchivs Dr. Norbert Fasse, Josef
Barnekamp aus Velen, Gregor Müller aus Ahaus, Ingeborg Höting
aus Stadtlohn, Hendrik Schulze Ameling aus Vreden sowie Dr.
Adolf Vogt aus Recklinghausen.
Sie greifen unter anderem die Rolle der Schützenvereine während
des Dritten Reiches und den Bau des "Westfalenwalls" kurz vor
Ende des Zweiten Weltkrieges auf. Das Buch ist zum Preis von 16
Euro im Handel erhältlich. Weitere Informationen gibt es im
Internet unter www.ghl-westmuensterland.de.
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