[WestG] [AUS] "Zwangsarbeit im Raum Herford", Herford, bis 17.07.2010

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Feb 4 11:45:04 CET 2010


Von: "Christoph Laue" <C.Laue at Kreis-Herford.de>
Datum: 01.02.2010, 09:08


AUSSTELLUNG

"Zwangsarbeit im Raum Herford":

Noch bis zum 17. Juli 2010 wird der Gedenkstätte Zellentrakt im 
Herforder Rathaus die aktuelle Ausstellung "Zwangsarbeit im 
Raum Herford" zu sehen sein. Sie ist zu den normalen 
Öffnungszeiten (Samstags 14 - 16 Uhr) und für Gruppen und 
Schulklassen nach Vereinbarung zu sehen.

Bereits vor 20 Jahren erarbeitete die Geschichtswerkstatt 
"Arbeit und Leben DGB/VHS Herford" als eine der ersten in der 
Bundesrepublik - eine Ausstellung zum Thema Zwangsarbeit im 
Raum Herford, die in den Jahren darauf durch den ganzen Kreis 
Herford wanderte. Seinerzeit war es das Anliegen, diese lange 
verdrängte Geschichte vor Ort ans Licht zu bringen und den 
betroffenen Menschen ein Gesicht zu geben.

Wenige Jahre später, 1994 waren frühere Zwangsarbeiterinnen aus 
der Ukraine zu Gast in Herford. Die 2000 gegründete (Bundes-)
Stiftung für die Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen und 
-arbeitern des NS-Regimes "Erinnerung, Verantwortung und 
Zukunft" hat 2007 ihre Arbeit abgeschlossen.

Das Thema Zwangsarbeit ist damit aber keineswegs "erledigt". 
Beleuchtet es doch u.a. zwei zentrale Aspekte 
nationalsozialistischer Ideologie:
- die Eroberung von Lebensraum in Osteuropa sowie
- den Aufbau einer nach 'rassischen' Kriterien gegliederten 
Gesellschaftsordnung.

Über zehn Millionen Verschleppte und Kriegsgefangene schufteten 
für die deutsche (Kriegs-)Wirtschaft und in der Landwirtschaft. 
Alte, Junge, Männer, Frauen, oft 12- bis 15jährige Kinder 
transportierten die Deutschen aus ihrer Heimat ab, weg von der 
Strasse, vom Feld, dem Zuhause ins Ungewisse. Tausende starben 
an Hunger oder Krankheit oder wurden ermordet.

Auch im Kreis Herford waren zwischen 1939 und 1945 tausende 
Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter sowie Kriegsgefangene 
verschiedener Nationalitäten zwangsverpflichtet. In 
überschaubarer räumlicher Nähe dokumentierte sich für jeden 
sichtbar ein Stück nationalsozialistischer Herrschaft und 
Rasseideologie.

Für viele war es eine Reise ohne Rückkehr. Der Umgang mit den 
Fremden war im Kreis Herford, weder in den Betrieben, in der 
Landwirtschaft noch in der Verwaltung besser oder anders als 
sonst im Deutschen Reich. Menschenfreundliches, mutiges oder 
gar christliches Verhalten gab es, war aber absolute Seltenheit.

Einzelschicksale zeigen einen Leidensweg, der von der 
Verschleppung zur Arbeit, dem Weg in Konzentrations- oder 
Arbeitserziehungslager bis hin zum Tod oder der Ermordung 
reichte.

Die Gedenkstätte Zellentrakt ist ein authentischer Ort zu 
diesem Thema. In das ehemalige Herforder Polizeigefängnis 
lieferte die Polizei Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, wenn 
sie Widerstand übten oder flüchteten ein und vernahmen sie. Von 
hier ging es für Viele in andere Lager. Einige hinterließen 
Spuren.

Die Ausstellung bewahrt das Erinnern, präsentiert neue 
Ergebnisse und Quellen zur örtlichen Zwangsarbeit und ist ein 
Beitrag zur Aussöhnung mit den Opfern. Vor allem jungen 
Menschen soll deutlich werden, dass es für die Geschichte des 
Nationalsozialismus niemals einen Schlussstrich geben darf.

Für Schüler und Lehrer gibt es zum Besuch der Ausstellung ein 
Arbeitsblatt, das im Zellentrakt oder über www.zellentrakt.de 
erhältlich ist.

Veranstalter der Ausstellung sind Arbeit und Leben DGB/VHS 
Herford, Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken und Gedenkstätte 
Zellentrakt/Stadtarchiv Herford. Die Ausstellung, das 
pädagogische Material und die Begleitveranstaltungen wurden von 
Helga Kohne, Christoph Laue, Michael Oldemeier und Schülerinnen 
und Schülern des Ravensberger Gymnasiums erarbeitet, die 
Gestaltung der Ausstellung stammt von Elke Brunegraf und 
Christoph Laue.

Begleitprogramm im Frühjahr 2010:

 Sa., 27. März, 16.00 Uhr 
Gedenkstätte Zellentrakt 

"Unerwünscht und vergessen"
Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder 
im Zweiten Weltkrieg, Film

1.273 Kinder kamen im Zweiten Weltkrieg im Entbindungslager 
Holthausen für Zwangsarbeiterinnen zur Welt. Nicht einmal die 
Hälfte dieser Neugeborenen überlebte. Die Historikern Anne 
Roerkohl erzählt die Geschichte von Zwangsarbeiterinnen und 
ihren Kindern in ihrem Film "Unerwünscht und Vergessen".

Sa., 15. Mai, 16.00 Uhr
Gedenkstätte Zellentrakt 

"Das Heimweh des Walerjan Wróbel"
Film

Am 25. August 1942 wurde der Zwangsarbeiter Walerian Wróbel im 
Alter von 17 Jahren in Hamburg durch das Fallbeil hingerichtet. 
Die Geschichte Walerian Wróbels wurde 1990 von dem Regisseur 
Rolf Schübel verfilmt. Der Film lief auch in deutschen Kinos. 
Er gewann mit dem "Cinekid" einen internationalen 
Jugendfilmpreis und wurde 1991 für den Deutschen Filmpreis 
nominiert.


INFO

Kuratorium für eine Dokumentations- und Begegnungsstätte 
in Herford zum Erinnern, Forschen und Gedenken
Gedenkstätte Zellentrakt
Rathausplatz 1 
32052 Herford 
Tel.: 05221-189257 
E-Mail:  info at zellentrakt.de 
URL:  www.zellentrakt.de


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