[WestG] [AUS] Alles Helden? - Denkmaeler im Ruhrgebiet im Spiegel der Ansichtskarte, Dortmund, 15.08.-31.10.2010
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Do Aug 12 11:12:38 CEST 2010
Von: "Christiane Spänhoff" <christiane.spaenhoff at lwl.org>
Datum: 11.08.2010, 14:32
AUSSTELLUNG
Alles Helden? - Denkmäler im Ruhrgebiet im Spiegel der
Ansichtskarte
Studio-Ausstellung im LWL-Industriemuseum auf Zeche Zollern
Im Kulturhauptstadtjahr steht das LWL-Industriemuseum ganz im
Zeichen von Helden. Neben der großen Schau "Helden. Von der
Sehnsucht nach dem Besonderen" in der Henrichshütte Hattingen
(bis 31.10.) gibt es Begleitausstellungen an den übrigen sieben
Museums-Orten, so auch auf Zeche Zollern. An seinem Dortmunder
Standort informiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
noch bis zum 22. August über "Helden im Zeichen von Schlägel
und Eisen". Zusätzlich präsentiert eine Studio-Ausstellung auf
der "Galerie Industriearbeit" in der Alten Werkstatt ab Sonntag
(15.8.) mehr als 250 historische Ansichtskarten zu
Helden-Denkmälern im Ruhrgebiet.
Den Schwerpunkt dieser Ausstellung bilden die Anfangsjahre des
20. Jahrhunderts, als die Ansichtskarte den Höhepunkt ihre
Beliebtheit erlebte. In mehr als 100 unterschiedlichen
Bildvarianten wurde zum Beispiel das Kaiserdenkmal auf der
Hohensyburg millionenfach in alle Welt verschickt. "Diese
Bilder warben nicht nur für die Stadt Dortmund, sondern auch
für die Kaiserherrschaft in Deutschland, die um 1900 schon
längst umstritten war und von der deutschen Sozialdemokratie in
Frage gestellt wurde", berichtet Dr. Thomas Parent,
stellvertretender Museumsdirektor, der die Schau
zusammengestellt hat.
Weitere Bildkarten publizierten Bismarcktürme, Siegessäulen und
Kriegerdenkmäler für die Gefallenen der drei
"Reichseinigungskriege" gegen Dänemark (1864), Österreich (1866)
und Frankreich (1870/71). Im Ersten Weltkrieg wurden
vielerorts hölzerne "Nagelmänner" aufgestellt: der Eiserne
Reinoldus in Dortmund, Siegfried in Mülheim, ein Schmied in
Essen und Bochum. Gegen einen Obolus durfte man Nägel in diese
Figuren einschlagen. Der Erlös kam größtenteils einer
"Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege
Gefallenen" zugute. In der "Heimatfront" galten auch die
Rüstungsarbeiter der Schwerindustrie als Helden. Selbst
Schulkinder wurden zu Kriegsspenden angeregt - und durften zur
Belohnung einen Nagel in das hölzerne Kriegswahrzeichen ihrer
Schule einschlagen.
Nach der Kriegsniederlage von 1918 wurden im Ruhrgebiet
besonders martialische Kriegerdenkmäler aufgestellt: Kämpfer
mit Dolch, Schwert oder Panzerfaust. Beim Kriegerdenkmal im
Bochumer Stadtpark wurden noch 1983 die beiden Soldatenfiguren
eines Nachts über den Stiefelschäften abgesägt und vornüber
gestürzt. Ihre heroische Attitüde hatte offenbar alternative
Kriegsgegner provoziert. Ein pompöses Gauehrenmal aus der
Nazizeit, das auf dem Essener Südwestfriedhof die "Gefallenen
der Bewegung" ehrte, war bereits kurz nach Kriegsende wieder
abgetragen worden.
Die Vorkämpfer der Demokratie hat man im Ruhrgebiet nur
vereinzelt durch Denkmäler geehrt. In Dortmund-Hörde wurde 1928
ein Friedrich-Ebert-Denkmal aufgestellt, bereits 1933 von den
Nazis wieder entfernt und 1985 erneut errichtet. An die Opfer
des NS-Terrors erinnert in Dortmund das Bittermark-Denkmal im
Stadtforst.
"Die Ausstellung auf Zeche Zollern will anhand der historischen
Ansichtskarten zum kritischen Nachdenken über Heldenverehrung
und Heldendenkmäler anregen", so Thomas Parent. Er bietet am
3.10.2010 um 15 eine Führung an. Am 26.10.2010 (19.30 Uhr) hält
er einen Bildvortrag mit dem Titel "Bismarck als römischer
Hauptmann, der Duisburger Siegfried und Schmied von Essen.
Nationale Heldenkulte im Ruhrgebiet".
INFO
Alles Helden? Denkmäler im Ruhrgebiet im Spiegel der
Ansichtskarte
15.8. bis 31.10.2010
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Geöffnet Di - So 10 - 18 Uhr
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