[WestG] [AKT] Privatsammler Walter Remy uebergibt der WWU rund 650 altsprachliche Bibeln

Marcus Weidner Marcus.Weidner at lwl.org
Mo Apr 19 15:05:12 CEST 2010


Von: "Pressestelle der WWU Münster" <pressestelle at uni-muenster.de>
Datum: 19.04.2010, 15:02


AKTUELL

"Ein großartiges Ereignis"
"Ein Juwel für Münster": Privatsammler Walter Remy übergibt der WWU
rund 650 altsprachliche Bibeln

Für die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster sei es "ein
großartiges Ereignis", betonte WWU-Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles.
Andere Gäste und Redner sprachen von einer "epochalen Sammlung"
beziehungsweise "von einem bedeutenden Tag" für das Bibelmuseum" der
WWU. Das Lob und die Freude haben ihren guten Grund: Heute (19. April)
hat die Universität Münster die europaweit größte Bibel-Sammlung aus
Privatbesitz erhalten. Der aus Betzdorf/Sieg stammende Jurist Walter
Remy hat über viele Jahre hinweg hunderte Bibeln zusammengetragen - den
altsprachlichen Teile davon, exakt 652 Werke, hat er jetzt der
Universität überlassen. Sie werden im Institut für Neutestamentliche
Textforschung (INTF) wissenschaftlich erschlossen und zum Teil im
angeschlossenen Bibelmuseum der Öffentlichkeit präsentiert.

Bislang lag der Schwerpunkt des Instituts auf der Rekonstruktion des
Urtextes des griechischen Neuen Testaments. "Die Sammlung Remy ist ein
Juwel für Münster und für uns eine wundervolle Ergänzung, denn mit ihrer
Hilfe können wir nun erforschen, wie der Bibeltext in der Neuzeit
editiert wurde. Für uns ist die Übergabe ein historisches Ereignis",
erklärte Prof. Dr. Holger Strutwolf, Direktor des INTF und des
Bibelmuseums. Rund 500 Bibeln von der Antike bis zur Neuzeit zeichnen
dort bislang die Geschichte der Bibel und damit auch die Geschichte des
Buches insgesamt nach. Der Bestand wird durch die neuen Bände also mehr
als verdoppelt.

Walter Remy zeigte sich von der Resonanz seiner mehr als
sechzigjährigen Arbeit beeindruckt. „Ich bin überwältigt und hätte
niemals mit so einem Echo gerechnet", sagte der 75-Jährige während des
Festakts. Als besondere Überraschung übergab er Ursula Nelles zusätzlich
eine Luther-Bibel aus dem Jahr 1534 mit Zeichnungen des
Renaissance-Malers Lucas Kranach. „Die habe ich bei einer Freundin auf
dem Dachboden gefunden", erzählte er. Ursula Nelles und Holger Strutwolf
freuten sich sichtlich über das Geschenk, das nun ebenfalls in den
Bibelbestand aufgenommen wird.

Der Landtagsabgeordnete Prof. Dr. Thomas Sternberg, der neben dem
ehemaligen Regierungspräsidenten Jörg Twenhöven und dem ehemaligen
Stadtdirektor von Recklinghausen, Peter Borggraefe, als Vermittler
wesentlichen Anteil daran hatte, die Sammlung nach Münster zu holen,
betonte, dass nicht nur die Evangelisch-Theologische Fakultät, zu der
INTF und Museum gehören, von der Überlassung der Bibeln profitiert. "Für
beide Theologien ist die Sammlung außerordentlich wichtig. Es sind
Stücke von außerordentlicher Seltenheit darunter, Münster darf sich
über die europaweit bedeutendste private Bibelsammlung freuen." Der
Hauptteil der Bibeln ist in Latein geschrieben, das heißt, es sind
überwiegend katholische Bibeln. Auch für den WWU-Exzellenzcluster
"Religion und Politik" werden die Bände "bedeutsame
Forschungsgegenstände" sein, unterstrich Cluster-Sprecher Prof. Dr.
Gerd Althoff.

Die Sammlung Remy wurde mit erheblicher finanzieller Unterstützung der
Kulturstiftung der Länder, der Kunststiftung des Landes
Nordrhein-Westfalen, der Staatskanzlei NRW und des Exzellenzclusters
erworben. Dr. Michael Reitemeyer von der Staatskanzlei verwies auf das
Schwerpunktprogramm "Substanzerhalt" der Landesregierung: "Wir wollen
Fragen beantworten wie: Was ist das entscheidende an unserer kulturellen
Substanz? Woher kommen wir? Was sind unsere geistigen Wurzeln?" Dafür
sei die Sammlung bestens geeignet.

Walter Remy stammt aus einem Elternhaus, das auf eine 350-jährige
hugenottische Tradition zurückblickt. Schon in seiner Kindheit wurde die
Bibel zu einem zentralen Bezugspunkt des täglichen Lebens. Sowohl
während seines Studiums als auch während seiner Tätigkeit als Anwalt
verlor der heute 75-Jährige nie das Interesse an alten Büchern und
Bibeln. Er besuchte zahlreiche nationale und internationale
Buch-Auktionen und -messen sowie Antiquariate. Seit der Schließung
seiner Anwaltspraxis im Jahr 2000 widmet er sich seinem eigenen
Antiquariat, das er unter dem Namen "Remigius" in Betzdorf führt.


INFO

Links:
http://www.uni-muenster.de/NTTextforschung/ 
Institut für Neutestamentliche Textforschung


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