[WestG] [AUS] "Zwangsarbeit in Herford", Herford, 18.09.2009-17.07.2010

Alexander Schmidt Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Sep 15 10:24:15 CEST 2009


Von: "Christoph Laue" <C.Laue at Kreis-Herford.de>
Datum: 26.08.2009, 11:56


AUSSTELLUNG
 
Am 18.9.2009 wird um 19 Uhr in der Gedenkstätte Zellentrakt im 
Herforder Rathaus die neue Ausstellung "Zwangsarbeit im Raum 
Herford" eröffnet. Die Ausstellung ist vom 19. September 2009 
bis 17. Juli 2010 in der Gedenkstätte Zellentrakt zu den 
normalen Öffnungszeiten (Samstags 14 - 16 Uhr) und für Gruppen 
und Schulklassen nach Vereinbarung zu sehen.

Bereits vor 20 Jahren erarbeitete die Geschichtswerkstatt 
"Arbeit und Leben DGB/VHS Herford" als eine der ersten in der 
Bundesrepublik - eine Ausstellung zum Thema Zwangsarbeit im 
Raum Herford, die in den Jahren darauf durch den ganzen Kreis 
Herford wanderte. Seinerzeit war es das Anliegen, diese lange 
verdrängte Geschichte vor Ort ans Licht zu bringen und den 
betroffenen Menschen ein Gesicht zu geben.

Wenige Jahre später, 1994 waren frühere Zwangsarbeiterinnen aus 
der Ukraine zu Gast in Herford. Die 2000 gegründete (Bundes-)
Stiftung für die Entschädigung von Zwangsarbeiterinnen und 
-arbeitern des NS-Regimes "Erinnerung, Verantwortung und 
Zukunft" hat 2007 ihre Arbeit abgeschlossen.

Das Thema Zwangsarbeit ist damit aber keineswegs "erledigt". 
Beleuchtet es doch u.a. zwei zentrale Aspekte 
nationalsozialistischer Ideologie:

- die Eroberung von Lebensraum in Osteuropa sowie

- den Aufbau einer nach 'rassischen' Kriterien gegliederten 
Gesellschaftsordnung.

Über zehn Millionen Verschleppte und Kriegsgefangene schufteten 
für die deutsche (Kriegs-)Wirtschaft und in der Landwirtschaft. 
Alte, Junge, Männer, Frauen, oft 12- bis 15jährige Kinder 
transportierten die Deutschen aus ihrer Heimat ab, weg von der 
Strasse, vom Feld, dem Zuhause ins Ungewisse. Tausende starben 
an Hunger oder Krankheit oder wurden ermordet.

Auch im Kreis Herford waren zwischen 1939 und 1945 tausende 
Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter sowie Kriegsgefangene 
verschiedener Nationalitäten zwangsverpflichtet. In 
überschaubarer räumlicher Nähe dokumentierte sich für jeden 
sichtbar ein Stück nationalsozialistischer Herrschaft und 
Rasseideologie.

Für viele war es eine Reise ohne Rückkehr. Der Umgang mit den 
Fremden war im Kreis Herford, weder in den Betrieben, in der 
Landwirtschaft noch in der Verwaltung besser oder anders als 
sonst im Deutschen Reich. Menschenfreundliches, mutiges oder 
gar christliches Verhalten gab es, war aber absolute Seltenheit.

Einzelschicksale zeigen einen Leidensweg, der von der 
Verschleppung zur Arbeit, dem Weg in Konzentrations- oder 
Arbeitserziehungslager bis hin zum Tod oder der Ermordung 
reichte.

Die Gedenkstätte Zellentrakt ist ein authentischer Ort zu 
diesem Thema. In das ehemalige Herforder Polizeigefängnis 
lieferte die Polizei Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, wenn 
sie Widerstand übten oder flüchteten ein und vernahmen sie. Vor 
hier ging es für Viele in andere Lager. Einige hinterließen 
Spuren.

Die Ausstellung bewahrt das Erinnern, präsentiert neue 
Ergebnisse und Quellen zur örtlichen Zwangsarbeit und ist ein 
Beitrag zur Aussöhnung mit den Opfern. Vor allem jungen 
Menschen soll deutlich werden, dass es für die Geschichte des 
Nationalsozialismus niemals einen Schlussstrich geben darf.

Für Schüler und Lehrer gibt es zum Besuch der Ausstellung ein 
Arbeitsblatt, das im Zellentrakt oder über www.zellentrakt.de 
erhältlich ist.

Veranstalter der Ausstellung sind Arbeit und Leben DGB/VHS 
Herford, Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken und Gedenkstätte 
Zellentrakt/Stadtarchiv Herford. Die Ausstellung, das 
pädagogische Material und die Begleitveranstaltungen wurden von 
Helga Kohne, Christoph Laue, Michael Oldemeier und Schülerinnen 
und Schülern des Ravensberger Gymnasiums erarbeitet, die 
Gestaltung der Ausstellung stammt von Elke Brunegraf und 
Christoph Laue.


Eröffnung:

18.9. 2009 19 Uhr Zellentrakt

Begrüßung: Jutta Heckmanns (Kuratorium), Hermann Bueren (Arbeit 
und Leben)
Grußworte: Bürgermeister Bruno Wollbrink, Landrätin Lieselore 
Curländer
Zur Ausstellung: Helga Kohne, Michael Oldemeier
"Zahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter - Eine Entschädigung und 
Wiedergutmachung?"
Martin Bock, Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft, evz, 
Berlin... EVZ
Balladen und Gedichte: Rüdiger Drallmeyer, Liedermacher aus 
Lüdenscheid.

Begleitprogramm:

8. Oktober 2009, 18 Uhr, MARTa-Forum, Goebenstraße, Herford

"Eine Liebe in Deutschland"
Deutsch-französischer Spielfilm des polnischen Regisseurs 
Andrzej Warda aus dem Jahre 1983 nach dem gleichnamigen Roman 
von Rolf Hochhuth.

Eintritt 4 EUR (inkl. Besuch der aktuellen Ausstellung im MARTa)


14. November 2009, 16 Uhr, Zellentrakt
"Unerwünscht und vergessen"
Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder.
Dokumentarfilm von Anne Roerkohl, WDR/2000

Eintritt frei


12. Dezember 2009, 16 Uhr, Zellentrakt
"Efim, Antonia, Klawdia..."
Einzelschicksale in Lyrik und Prosa.
Lesung mit Helga Kohne und Schülern

Eintritt frei


INFO

Zellentrakt im Rathaus
Gedenk-, Dokumentations- und Begegnungsstätte
Rathausplatz 1
32052 Herford
Tel.: 0 52 21 / 18 92 57
Fax: 0 52 21 / 13 22 52
E-Mail: info at zellentrakt.de 


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