[WestG] [AUS] Wanderausstellung "Mythos Wald" des LWL, Unna, 13.09.-08.11.2009
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Sep 8 10:22:02 CEST 2009
Von: Kreisstadt Unna <info at presse-service.de>
Datum: 07.09.2009, 11:59
AUSSTELLUNG
Eröffnung der Sonderausstellung "Mythos Wald"
Wanderausstellung des LWL bis zum 8. November in Unna zu sehen -
Museumspädagogische Programme begleiten die Ausstellung
Am Sonntag, dem 13. September 2009, um 11.30 Uhr eröffnet
Bürgermeister Werner Kolter im Hellweg-Museum die Ausstellung
"Mythos Wald". Ulrich Neseker, Referent des LWL-Museumsamtes
für Westfalen, wird thematisch in die Ausstellung einführen.
Für die musikalische Umrahmung der Eröffnung sorgen Schüler des
Pestalozzi-Gymnasiums Unna, die hierfür mit der Hornlehrerin
Kyung-Min Han Stücke einstudiert haben.
Die Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes ist von der
wissenschaftlichen Volontärin Dr. Ann-Kathrin Thomm konzipiert
worden und ist zwischen März 2009 und Juli 2010 in acht
westfälischen Städten zu sehen. In Unna kann die Ausstellung
bis zum 8. November 2009 besucht werden.
Zur Ausstellung und ihren Inhalten
Das Lexikon betrachtet den Wald als "ein in Schichten
aufgebautes Ökosystem, das dauerhaft mit Gehölzen wie Bäumen
bewachsen ist". Förster sehen den Wald ganz nüchtern als
Arbeitsplatz, die Holzindustrie als Rohstoff liefernde
Existenzgrundlage und Umweltschützer als ein mehr oder weniger
gefährdetes Ökosystem. Für andere ist der Wald beliebtes
Ausflugsziel oder als Sinnbild für Ruhe und Einsamkeit gar ein
Sehnsuchtsort. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand
hierzulande um den Wald ein idealisierender "Mythos", der nicht
zuletzt von Märchen geprägt wurde. Diesen "Mythos Wald" greift
die neuste Wanderausstellung des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe (LWL) auf. In acht westfälischen Museen zeigt
die Ausstellung 80 Exponate rund um den "Mythos Wald".
"Zur 2000. Wiederkehr der 'Schlacht im Teutoburger Wald' haben
wir uns mit dem Mythos Wald beschäftigt. Dabei geht es uns
überhaupt nicht um die historischen Ereignisse um Varus und
Arminius sondern nur darum, wie rund um das Naturphänomen Wald
mit Texten und Bildern der Mythos Wald entstanden ist", so
Ausstellungsmacherin Ann-Katrin Thomm vom LWL-Museumsamt.In
vielen Kulturen steht der Wald für eine eigene Lebenswelt.
"In Deutschland sind die kulturellen und symbolischen Bezüge aber
besonders ausgeprägt. So hat sich hier der Wald in der Kunst
und Literatur - vor allem im Märchen - zu einem Mythos
entwickelt. Weil ein Mythos die Vergangenheit idealisiert,
entdeckten national Denkende das gemeinschafts- und
identitätsstiftende Potential. Dieses Schicksal schuf
schließlich den Mythos des 'deutschen Waldes'", erklärt
Thomm.Hintergrund:Erst als es in Mitteleuropa schon längst
keine Urwälder mehr gab, schufen Maler und Dichter das
Waldesdunkel und den von Wölfen und Zwergen bevölkerten
Märchenwald. Mal inszenierten sie den Wald als beseelte
Naturwelt mit eigenen Gesetzen, mal als Ort der
Abgeschiedenheit vom hektischen Alltag, in dem sich der Mensch
aufgehoben fühlte, gleichzeitig aber auch vielen Gefahren
ausgesetzt war.
Die Ausstellung gliedert sich in fünf Bereiche, die für die
wechselhafte Kulturgeschichte stehen und ausgewählte
künstlerische und triviale Vermittlungsformen des "Mythos Wald
zeigen: Dabei steht die "Waldeinsamkeit", für die Entdeckung
des Waldes in der Kunst und Literatur im frühen 19.
Jahrhundert. "Hier ist der Wald nicht mehr nur eine Ansammlung
von Bäumen, sondern ein in sich geschlossener Raum, tief und
unergründlich, aber auch idyllisch und friedlich", so Thomm.
Der "Mythos Wald" taucht auch in der Musik auf. So brachte Carl
Maria von Weber in der Oper "Der Freischütz" in den frühen
1820er Jahren den Wald auf die Bühne. Eine Hörstation mit einer
kleinen Bühneninstallation vermittelt in der Ausstellung einen
Eindruck davon.Der "Märchenwald" ist der sagenhaft-magische
Schauplatz vieler Erzählungen und popularisierte den Wald als
mythische Welt. Vor allem die Grimmschen Märchen lösten eine
Bilderflut mit märchenhaften Waldszenen aus: "Rotkäppchen" im
Wald erstrahlte auf Porzellantellern, und "Hänsel und Gretel"
brachten als Papiertheater den Wald in die bürgerlichen
Wohnstuben.Der "Gemütswald" machte den "Mythos Wald" zu einer
gelebten Fiktion: Gestresste Stadtbewohner gingen in den Wald,
um in der vermeintlich urwüchsigen Idylle Geist und Körper zu
erholen.
Ein weiterer Ausstellungsschwerpunkt stellt den
"Deutschen Wald" in den Mittelpunkt: Im "Deutschen Urwald"
besiegten die Germanen die Römer, Fritz Lang bannte in seiner
Verfilmung der Nibelungensage der frühen 1920er Jahre den
"deutschen Wald" (1936) auf Zelluloid. Anhand eines
Filmausschnittes des NS-Propagandafilmes "Ewiger Wald" macht
die Ausstellung deutlich, wie die Nationalsozialisten den
"Deutschen Wald" und das "Deutsche Volk" als
"Schicksalgemeinschaft" inszenierten."Waldidylle - schon
gestorben?" fragt die Ausstellung wegen der "braunen"
Vergangenheit des Waldes. Die Antwort geben die Heimatfilme der
1950er Jahre. In den 1980er Jahren prägte der Begriff
"Waldsterben" die Umweltdebatten. "Wir wollen die Besucher mit
unserer Wanderausstellung anregen, über den 'Wald in unseren
Köpfen' nachzudenken. Denn unsere Wälder sind sicherlich vieles,
doch eines schon lange nicht mehr: natürliche, von
Menschenhand unberührte Refugien", so Thomm. Zu den 80
Exponaten der Ausstellung gehören das Holzbuch aus der Bad
Berleburger Xylothek (um 1800/10), Druckgrafiken von Carl
Lieber zur Oper "Der Freischütz", Schulwandbilder, Aushangfotos
zum Film "Die Nibelungen" (1922/24) und das Modell "Ein Wald
auf Reisen", das Timm Ulrichs 1997 geschaffen hat, sowie
signierte Plakate von Klaus Staeck.
Museumspädagogik
In der zweiten Septemberhälfte finden begleitend zur
Ausstellung museumspädagogische Programme statt, die von
Bettina Dellwig geleitet werden.
- Das Programm "'Hexen, Feen, Zauberer' … - Eine Klangreise
durch den Märchenwald" ist für Grundschüler geeignet.
- An Schüler der Sekundarstufe I richtet sich das Programm
"'Ich glaub’, ich steh’ im Wald'… - Ein 200-jähriger Spaziergang
durch die Geschichte des deutschen Waldes".
- Ältere Schülergruppen und Erwachsene können an einer
einstündigen Führung zum Thema "Der Wald in unseren Köpfen -
Mythos und Wirklichkeit des deutschen Waldes" teilnehmen.
Die Kosten für die 90-minütigen Programme betragen 45,00 €, die
für die Führung 35,00 €. Anmeldungen nimmt das Hellweg-Museum
unter der Telefonnummer 02303-256445 entgegen.
INFO
Hellweg-Museum Unna
Burgstraße 8
59423 Unna
Tel.: 02303-256445
URL:
http://www.unna.de/kreisstadt+unna/konzern-stadt/kulturbetriebe-unna/hellweg-museum/hellweg-museum.html
E-Mail: hellweg-museum at online.de
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