[WestG] [AKT] Widerstand "bis zum letzten Atemzuge": Die Eingemeindung von 1975, Muenster, 19.11.2009
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Di Nov 17 10:40:46 CET 2009
Von: "Stadt Münster" <info at presse-service.de>
Datum: 16.11.2009, 10:04
AKTUELL
Widerstand "bis zum letzten Atemzuge": Die Eingemeindung von 1975
Letzter Themenabend des Jahres / Am 19. November im Stadtarchiv
Die beliebte Themenabendreihe des Stadtarchivs Münster über die
Geschichte der einzelnen münsterschen Stadtteile endet für
dieses Jahr am 19. November um 18 Uhr in den Räumen des Archivs
in Coerde. Den abschließenden Vortrag hält der ehemalige
Oberkreisdirektor und vormalige Oberstadtdirektor Dr. Hermann
Fechtrup. Als einer der maßgeblich Beteiligten wird er die
Ziele und die Umsetzung der größten Eingemeindung in der
Geschichte Münsters vorstellen.
Der Beschluss zur Eingemeindung wurde im Stadtrat zwar schon am
23. Juni 1969 gefasst, doch bis zu ihrem Abschluss im Jahr 1975
war es ein langer Weg: Die betroffenen Gemeinden Hiltrup,
Amelsbüren, Angelmodde, Wolbeck, Handorf, Nienberge, Roxel,
Albachten und Amt St. Mauritz wehrten sich erbittert gegen den
Verlust ihrer politischen Selbstständigkeit.
Der Vorwurf des Gemeindevertreters Bernhard Elvering aus Roxel,
"Die Stadt Münster will dort ernten, wo sie niemals gesät hat",
drückte die allgemeine Stimmung aus. Der damalige Bürgermeister
Roxels, Anton Wulfert, kündigte an, sich "mit Haut und Haaren"
und "bis zum letzten Atemzuge" gegen die Eingemeindung zu
wehren. Ähnlich hielt es auch der Hiltruper Bürgermeister Franz
Tölle, der die Eingemeindung noch zehn Jahre nach ihrer
Durchsetzung scharf verurteilte: die kommunale Neuordnung sei
"ein riesiger Misserfolg". Deshalb solle sie am besten wieder
rückgängig gemacht werden, so Tölle.
Als die Eingemeindung nicht mehr aufzuhalten war, betonten die
Gemeinden ihre Heimatverbundenheit mit der Herausgabe
zahlreicher Ortschroniken. Die Stadt Münster versuchte zu
beschwichtigen. "Wir wollen keineswegs rubern", so der
Fraktionssitzende der SPD im Rat, Josef Prochaska, 1969. Die
Stadt sah Vorteile in der Eingemeindung wie etwa eine
Verbesserung für Schul- und Berufspendler und eine höhere
Lebensqualität für junge Familien.
Letztlich wurde die Eingemeindung vom Land Nordrhein-Westfalen
durch das "Münster-Hamm-Gesetz" verabschiedet. Der Landkreis
Münster wurde damit aufgelöst und die Stadt Münster trat seine
Rechtsnachfolge an. Am Ende gehörten genau 57 431
Einwohnerinnen und Einwohner mehr über Nacht zu Münster.
Zahlreiche Schriftstücke im Stadtarchiv zeugen von diesem
langen Prozess. Einige Originaldokumente können beim
Themenabend angesehen werden.
INFO
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51/4 92-47 01
Fax: 02 51/4 92-77 27
E-Mail: archiv at stadt-muenster.de
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