[WestG] [AUS] Vom Faustkeil zum Mikrochip - Evolution des Menschen, Muenster, 20.05.2009-11.04.2010
Alexander Schmidt
Alexander.Schmidt at lwl.org
Mi Mai 20 09:06:58 CEST 2009
Von: "LWL-Pressestelle" <presse at lwl.org>
Datum: 18.05.2009, 12:07
AUSSTELLUNG
Vom Faustkeil zum Mikrochip - Evolution des Menschen
Neue Sonderaustellung im LWL-Museum für Naturkunde
Eine neue Ausstellung im LWL-Museum für Naturkunde in Münster
beleuchtet ab dem 20. Mai (bis 11. April 2010) den Ursprung und
die Geschichte der Menschen. Das Museum des
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) geht dabei "Vom
Faustkeil zum Mikrochip" und zeigt die Evolution des Menschen
in ungewöhnlichen Facetten. Auf über 1000 Quadratmetern
verdeutlichen rund 2060 Objekte, Fotos und Inszenierungen die
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Menschen.
"Die Suche nach den Wurzeln der Menschheit führt weit zurück in
seine Stammesgeschichte", erläutert LWL-Direktor Dr. Kirsch die
Inhalte der Ausstellung: "Natürlich sind Darwin und die
Evolutionstheorie ein Thema, aber auch moderne Bereiche wie
Technik, Sprache, Sozialstrukturen, Religion und Moral, Recht,
künstliche Selektion und Aggression sind wichtige Bereiche. Wir
gehen auf Ernährung und Wirtschaftsformen, Medizin, Heilige
Orte und sogar den Sinn des Lebens ein. Themen wie Kunst,
Energiebedarf und Demographie werden vorgestellt."
Kommunikation
Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil des heutigen
Lebens. Aber wie lauteten die Themen des Tages in der
Steinzeit? Ging es um den gemeinsamen Erfolg bei der
Rentierjagd oder um das Wetter? Kommunikation war nur direkt
von Mensch zu Mensch möglich. Die Geschwindigkeit mit der
Informationen heute telefonisch, via Internet, schriftlich und
persönlich übertragen werden, nimmt rasant zu.
Ausstellungsmacherin Gerda Windau hat Formen der Verständigung
aus fünf verschiedenen Lebensbereichen zusammengestellt:
Freizeit, Wirtschaft, Fernbeziehungen, Alter und Kindheit. So
wird etwa die Frage angesprochen, wie Menschen kommunizieren
werden, wenn sie durch gesundheitliche Probleme beeinträchtigt
sind. Ein Werbeplakat verspricht: "Aktiv im Alter - Fit im
Haushalt - Ein Engel für die Familie".
An fünf Notebooks können Besucher E-Cards übers Internet
versenden, an einem Wissensquiz teilnehmen, einen
Textausschnitt aus dem "Kleinen Prinzen" in 100 verschiedenen
Sprachen hören, den Stammbaum von kleinen Monstern sortieren
oder an einem Wörterbuch zum Chatjargon mitschreiben.
Ein Urmensch schreibt Geschichte
Der wohl berühmteste Urmensch ist "Lucy", eine Vertreterin der
Spezies Australopithecus afarensis. Das Skelett (Kopie) und die
lebensechte Rekonstruktion von Lucy sind Höhepunkte der neuen
Ausstellung. Ihr zu 40 Prozent erhaltenes Skelett wurde 1974 im
Afar-Tal in Äthiopien gefunden, einer Region, die besonders
reich an Urmenschenfossilien ist.
Ausstellungsmacherin Linda Johnson: "Das Besondere an dem
Skelett ist, dass von vielen paarigen Knochen zumindest ein
Exemplar vorhanden ist. Durch die spiegelbildliche Ergänzung
der fehlenden Knochen ergibt sich ein beinahe vollständiges
Bild vom Körperbau einer frühen Menschenart."
Durch die Untersuchung der Überreste von Lucy und anderen
Vertretern ihrer Art weiß man heute, dass die Spezies zirka ein
bis 1,5 Meter groß war, 30 bis 70 Kilo wog und ein Gehirn einer
Größe von 400 bis 500 Kubikzentimeter besaß. Die Form des
Schädels ist noch recht affenähnlich, mit einer vorspringenden
Schnauze, einer langen, flachen Stirn und ausgeprägten
Überaugenwülsten.
Das Skelett weist jedoch darauf hin, dass sie sowohl in Bäumen
kletterte als auch aufrecht am Boden lief. Ihre Arme zeigen
Anpassungen an das Klettern, die Beine und Beckenknochen sind
schon vollständig an den aufrechten Gang angepasst. Der
Zeitraum ihrer Verbreitung wird auf vier bis drei Millionen
Jahre vor der Gegenwart geschätzt.
Wie Du mir, so ich Dir
Der tägliche "Kampf ums Dasein" hat in der Natur zur
Verbreitung von Egoismus und Einzelkämpfertum geführt.
Allenfalls helfen sich Verwandte, die viele Gene teilen. Doch
das stimmt nicht ganz, wie Ausstellungsmacher Jan Ole Kriegs
klarstellt. Bei sozial lebenden Arten helfen auch
nichtverwandte Individuen ihren Artgenossen. Scheinbar hat das
einzelne Tier keinen unmittelbaren Vorteil davon. Aber auch im
Tierreich gilt: Eine Pfote wäscht die andere. Das Verhalten
beruht also auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit.
Eine besonders bemerkenswerte Form scheinbar selbstlosen
Verhaltens wird in der Ausstellung gezeigt: Blutspendende
Vampirfledermäuse. Diese südamerikanischen Fledertiere ernähren
sich ausschließlich vom Blut anderer Säugetiere. Wenn eine
Vampirfledermaus in einer Nacht kein Opfer gefunden hat, dann
wird sie von ihren Artgenossen, auch von nichtverwandten,
gefüttert. Wer sich aber nicht an die "Wie Du mir, so ich Dir"
- Regeln hält und selbst nichts abgibt, bekommt im eigenen
Bedarfsfall auch nichts zurück.
Kriegs: "Die menschliche Gesellschaftsordnung funktioniert im
Prinzip ähnlich. Meist ist die Unterstützung jedoch
facettenreicher und komplizierter. In den unterschiedlichsten
Bereichen unserer Gesellschaft findet man Formen von
freiwilliger und gemeinnütziger Hilfeleistung:
Nachbarschaftshilfe, Mitarbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr
oder bei der Jugendarbeit in Sportvereinen."
Von Ikarus zum Airbus
Der Traum vom Fliegen ist ein alter Menschheitstraum, aber der
Weg vom Wunsch zur Wirklichkeit sollte ein sehr langer werden.
Ausstellungsmacher Heinrich Terlutter: "Die Natur diente mit
Vögeln und Insekten als Vorbild und Wunschbild. So baute
Dädalos nach dem Vorbild der Vögel, der Sage nach, für sich und
seinen Sohn Ikarus, Flügel aus Vogelfedern um aus der
Gefangenschaft zu fliehen."
Ikarus kam jedoch der Sonne zu nah und stürzte ab. In der
Renaissance entwarf Leonardo da Vinci Flugzeuge. Seine
kreativen Ansätze und insbesondere die
ingenieur-wissenschaftliche Methodik hatten Pionierwert. Die
konsequent durchgeführten Flugversuche von Otto Lilienthal seit
1891 brachten die entscheidenden aerodynamischen Kenntnisse zum
Gleitflug.
Längere Flugstrecken mit einem steuerbaren Flugzeug
zurückzulegen gelang erst mit Hilfe motorisierter
Starrflügelflugzeuge. Die Brüder Wright haben als erste ein
Flugzeug gebaut, mit dem ein erfolgreicher, andauernder,
gesteuerter Motorflug möglich war. Dieser Motorflug wurde am
17. Dezember 1903 durchgeführt. Seit diesen bahnbrechenden
Erfolgen hat die Luftfahrt eine rasante Entwicklung
durchgemacht. Im neuesten Airbus A 380 finden ca. 850 Menschen
Platz. Jährlich fliegen über 80 Millionen Passagiere von
deutschen Flughäfen ab.
Begleitangebote
Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster (Sentruper Str. 285)
bietet zur neuen Ausstellung verschiedene museumspädagogische
Angebote. Die Angebote reichen vom Vorschulalter bis zur
Sekundarstufe II. Auch Kindergeburtstage können bei den
Urmenschen gefeiert werden. Kompetente Führer begleiten
Erwachsenengruppen unter dem Thema "Der Mensch im
Experimentierkasten der Evolution" nach Anmeldung. Es gibt ein
spezielles Seniorenangebot. Informationen zur
Erwachsenenführung, dem Seniorenprogramm und zu den
museumspädagogischen Angeboten der Ausstellung gibt es unter
Telefon 0251 591-6050.
Literarische Rundgänge bietet die münsterische Schauspielerin
Beate Reker im Winter in der Ausstellung an. Ein abendlicher
Rundgang führt am 20.11.09, 11.12.09 und 22.01.10 auf den
Spuren der Menschen durch die Welt der Literatur und gewährt
überraschende Einblicke in das "Menschsein".
Begleitbuch
Zur Sonderausstellung ist ein gleichnamiges Begleitbuch (Preis
14,80 Euro, 124 Seiten, ISBN 978-3-940726-03-2) erschienen. Das
Buch ist im Museumsshop erhältlich.
INFO
Ausstellungsdauer
20.5.2009 bis 11.04.2010
Öffnungszeiten
Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster an der
Sentruper Str. 285 hat Dienstag bis Sonntag
von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Eintrittspreis
Erwachsene: 3,50 Euro
Minderjährige: 2,00 Euro
Familientageskarte: 8,00 Euro
Gruppenangebote und sonstige Ermäßigungen auf Anfrage.
Weitere Informationen
Tel.: 0251 591- 05
URL: http://www.lwl-naturkundemuseum-muenster.de/
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